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Was jetzt Aktien und Gold bewegt

18.02.2018  |  Manfred Gburek
Haben Sie zuletzt schon mal darüber nachgedacht, wie wenige nützliche und wie viele überflüssige Informationen Sie täglich allein zur Geldanlage erhalten? Und wie es um das Verhältnis der beiden Informationen zueinander steht? Zählen Sie doch spaßeshalber auf, worüber Sie im Lauf eines einzigen Tages in Sachen Geld informiert werden, und Sie werden staunen.

Denn die Macher der meisten Medien haben keinen blassen Schimmer von dem, was Sie in Sachen Geld bewegt. Können sie auch nicht haben, sie wissen ja nichts über Ihre finanziellen Verhältnisse.

Dann versuchen sie halt, es vermeintlichen Mehrheiten unter ihren Nutzern recht zu machen, und berichten zum Beispiel vorzugsweise über Aktien, wenn die gerade favorisiert werden oder einen Flash Crash (plötzlicher Absturz der Aktienkurse) produzieren, sie begleiten verbal die nach oben schießenden Immobilienpreise, weil alle Menschen nun mal irgendwo wohnen, sie berichten über Fonds, von denen immer welche auf dem Siegertreppchen landen, und nehmen sich Zertifikate vor, deren Existenzberechtigung erst noch bewiesen werden müsste. In diesen Umfeldern gedeiht dann auch die prozyklische Werbung, die Anleger allzu oft zu Fehlentscheidungen verführt.

Ich weiß zwar auch nicht, wie Sie Ihr Geld angelegt haben und welche finanziellen Pläne Sie schmieden. Aber ich gehe davon aus, dass Sie sich intensiv mit Ihrer Anlagestrategie beschäftigen und dass dazu – schließlich sind wir ja auf goldseiten.de – vorrangig auch Anlagen in Gold und Silber gehören. Nur sollte man darüber nicht vergessen, dass eine erfolgreiche Anlagestrategie ebenfalls Aktien, Anleihen, Tagesgeld, Immobilien, Versicherungen und Kredite umfasst.

Womöglich vermissen Sie in dieser Aufzählung Fonds. Über sie habe ich zuletzt mehrfach – auch kritisch – geschrieben. Sie können Details noch auf der Internetseite tichyseinblick.de/Autoren nachlesen. Der Knackpunkt: Wenn Sie einen Fonds kaufen, überlassen Sie die Anlagestrategie in der Regel einem für Sie Unbekannten. Und falls Sie einen Fondsmanager doch kennen sollten, wird er Ihnen nicht gerade verraten, welche Aktien er demnächst kaufen oder verkaufen will.

Nun erst mal zu Aktien, weil ich aus Anfragen nach dem Flash Crash weiß, dass dieses Thema auch viele Edelmetallfreunde interessiert. Die meisten Aktien sind, abgesehen von Sonderentwicklungen wie derzeit in Russland oder Brasilien, nach ihrem neunjährigen Aufwärtstrend überbewertet. Das hindert Anleger - institutionelle wie private - allerdings nicht daran, weiter mit ihnen zu spielen. Denn in ihrem Hinterkopf ist gespeichert, dass die Aktienkurse gestiegen sind, aber nicht, wie sie sich weiterentwickeln werden. Und den meisten Anlegern fehlt die Phantasie, sich vorzustellen, dass sie fallen könnten.

Das alles erinnert mich an die Jahre 1998 bis 2000: Auch damals gab es eine massive Überbewertung. Der Asienkrise mitsamt ihren Kursstürzen folgte ein sprunghafter Kursanstieg, danach kam es zur Russlandkrise und der Pleite des Hedgefonds LTCM. Dennoch erholten sich die Aktienkurse sogar davon; erst nach der Jahrtausendwende begannen sie nachhaltig zu fallen, bis sie im Frühjahr 2003 ihren tiefsten Stand erreichten.

Es lohnt sich, jetzt zumindest darüber nachzudenken, ob wir nicht wieder in ein Auf und Ab wie zwischen 1998 und 2000 hineinschlittern. Schließlich bleibt zu bedenken, dass der überwiegende Teil des seit 2009 anhaltenden Kursaufschwungs auf der ultralockeren Geldpolitik der Notenbanken mit den sie begleitenden niedrigen Zinsen und erst seit 2016 auf steigenden Unternehmensgewinnen beruht. Wird also die Geldpolitik straffer - wie seit etwas mehr als zwei Jahren ansatzweise in den USA -, ist mit rückläufigen Aktienkursen zu rechnen.

Spätestens seit der Flash Crash die Anleger schockiert hat und gleichzeitig der Goldpreis im Gefolge etwas gestiegen ist, gehen immer mehr Marktbeobachter davon aus, dass es sich dabei um den Beginn einer negativen Korrelation handelt. Das heißt, dass der Goldpreis steigt, wenn die Aktienkurse fallen, und umgekehrt. Als Blaupause für dieses Verlaufsmuster gilt die Entwicklung seit 2011, allerdings unter umgekehrten Vorzeichen: Aktienkurse rauf, Goldpreis runter, mit temporärer Unterbrechung im ersten Halbjahr 2016.

Ich wage zu behaupten, dass man aus der negativen Korrelation keine Gesetzmäßigkeit ableiten kann. Zugegeben, es gab immer wieder mal Zeiten, als Anleger Gold favorisierten, während die Aktienkurse nach unten abschmierten, zum Beispiel zwei Mal recht heftig in den 70er Jahren, zeitweise in den 80er und 90er Jahren und zuletzt besonders markant von 2001 bis 2003. Es gab indes auch andere Zeiten mit positiver Korrelation, etwa von 2003 bis 2007 aufwärts und 2008 abwärts.

Es kam zu vielfachen Versuchen, den ein ganzes Jahrzehnt anhaltenden Aufwärtstrend des Goldpreises in der Zeit von 2001 bis 2011 - mit der Unterbrechung 2008 - zu begründen. Dazu habe ich allerdings kein Argument gefunden, das schlüssig genug erscheint.

Während der fraglichen Zeit fielen im Trend die Zinsen, die Inflation muckte immer nur vorübergehend auf, 2008 drohte der globale Finanzkollaps, und 2010 fand die bislang schlimmste Eurokrise statt. Daraus hätten sich gleich mehrfach Begründungen für einen größeren Anstieg des Goldpreises konstruieren lassen. Doch der begann schon im Herbst 2011 zu fallen, rappelte sich im ersten Halbjahr 2016 auf, fiel wieder und zeigt uns erst seit einigen Wochen seine freundliche Seite.

Es erscheint müßig, nach Gründen zu suchen, warum der Goldpreis sich so und nicht anders entwickelt hat, denn das ist Vergangenheit. Die gibt uns immerhin Denkanstöße zur möglichen Entwicklung in der Zukunft. Denkanstöße der Art,
  • dass Gold im Vergleich zu Aktien, zu Immobilien, Anleihen und zu sonstigen Anlagen im Lauf der vergangenen Jahre extrem preiswert geworden ist, das schwankungsintensivere Silber erst recht,

  • dass der Goldpreisanstieg in Dollar je Feinunze (die international übliche Messlatte) im vergangenen Jahr von den meisten Anlegern nicht beachtet wurde,

  • dass der Realzins (Nominalzins abzüglich Inflationsrate) in den USA besonders negativ ist, was für Gold und für Silber spricht,

  • dass die weltweite Überschuldung eine neue globale Flucht in Edelmetalle und wahrscheinlich auch in viele Rohstoffe auslösen kann und

  • dass die Attacken gegen den Goldpreis zuletzt - im Gegensatz zu den vergangenen fünf Jahren - nachgelassen haben.

Sehen Sie sich zur Vervollständigung Ihrer Gedanken auch den Chart des Goldes über ein Jahr an, und Sie werden feststellen, dass er - vorübergehende Rücksetzer inbegriffen - einen neuen Aufwärtstrend bilden dürfte, nach dem Motto: zwei Schritte vor, einen zurück, wieder zwei Schritte vor und so weiter. Damit lässt sich der leichte Rückgang des Goldpreises am Freitagabend amerikanischer Zeit erklären.

Zwei Wermutstropfen kann ich zumindest den Tradern unter Ihnen nicht ersparen: Die für einen Aufwärtstrend wichtige relative Stärke der Minenaktienkurse und des Silberpreises im Vergleich zum Goldpreis ist noch nicht zu erkennen. Mittel- und langfristig orientierte Anleger sollte das jedoch kalt lassen stören.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu



Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.

Neu bei gburek.eu: Vor dem nächsten Inflationsschub


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