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Es sieht jetzt stark nach 2008 aus …

22.02.2018  |  Chris Martenson
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Da nur bei einem Bankenansturm jeder 100% seines Geldes zurückhaben möchte, verlangt die FED von den Banken nur 10% des eingelegten Geldes jederzeit vorzuhalten. Der Rest kann ausgeliehen werden (daher wird es "fraktionales Bankwesen" genannt).

Banken verdienen nicht viel damit, indem sie Ihr Geld verwahren. Sie wollen es "arbeiten lassen". Durch das Wunder des fraktionalen Bankwesens (bei 10% Mindestreserve) kann Ihre Einlage von 1.000 $ in 9.000 $ neue Kredite verwandelt werden.

Anstatt Ihnen 0,5% auf Ihre Ersparnisse anzubieten, während man selber 1,5% auf Anleihen (langweilig!) einnimmt und sich so 1% Spread einsteckt, würden die Banken lieber 90% Ihrer Einlage an einen Immobilieneigentümer ausleihen, 4% einnehmen und sich davon 3,5% einstreichen.

In Szenario A macht die Bank 10 $ aus ihrem 1% Spread auf 1.000 $. In Szenario B macht die Bank 355 $ Netto-Zinsgewinn auf die gleiche 1.000 $ Einlage. Das ist ein großer Unterschied.

Aber wenn das nicht ausreicht, den Hunger der Banken nach Profit zu stillen? Was, wenn sich die Banken durch diese 10% Reserveverpflichtung übermäßig eingeengt fühlen? Was wäre, wenn sie nur 5% Reserve halten müssten?

Nun, dann können 20.000 $ an Krediten aus Ihren 1.000 $ Einlage gemacht werden. Wir nennen das Szenario C (wieder bei 4% Kreditverzinsung) und Banken können 755 $ an Netto-Zinsgewinnen auf dem Rücken Ihrer 1.000 $ Einlage machen. Das ist mehr als aufregend!

Aber wie wird man diese nervtötende 10% Reserveanforderung los? Und hier trat Alan Greenspan 1994 auf den Plan. Angesichts der ungewollten Enge am Unternehmens-Anleihemarkt wurde eine Anstrengung unternommen, mehr Liquidität in das System zu bringen. Greenspans Lösung, woher das Geld kommen sollte, war die Ausdehnung von Sweep Konten ins Privatkundengeschäft.

Was ist jetzt ein Sweep Konto? Gute Frage.

Wenn Sie ein Girokonto bei einer Bank haben, dann haben Sie sehr wahrscheinlich auch ein zugehöriges Sweep Konto (auf Ihren Namen), von dem Sie wahrscheinlich überhaupt keine Kenntnis hatten.

Jede Nacht, kurz bevor der Reservestatus der Bank ermittelt wird, wird alles Geld Ihres Girokontos kurz auf ein spezielles Sweep Konto gefegt, das keine Reserveanforderungen hat. Also wenn der Reservestatus Ihrer Bank genommen wird, presto!, ist auf Ihrem Girokonto kein Geld. Daher muss die Bank, soweit es die Aufsichtsbehörden betrifft, kein Geld für dieses Konto vorhalten.

Direkt nachdem dieser Reservestatus genommen wurde, presto wieder!, wird Ihr Geld direkt zurück auf Ihr Girokonto gebucht.

Hört sich verrückt an oder zumindest illegal, richtig? Aber es ist real.

Von der Federal Reserve selber erhalten wir eine Beschreibung von Sweep Konten:
    Seit Januar 1994 haben hunderte Banken und andere Finanzinstitute automatische Computerprogramme implementiert, die ihre Reserveanforderungen reduzieren, indem die Einlagen (Sichteinlagen, ATS, NOW und andere abhebbare Einlagen ) der Kunden analysiert werden und solche Einlagen in Spareinlagen (insbesondere MMDA oder Geldmarktanlagen) "herausgekehrt" werden. Gemäß Federal Reserve Regulation sind MMDA Konten persönliche Spareinlagen und unterliegen daher nicht den Reserveanforderungen. (Quelle)

Das Ergebnis dieses Programms löschte effektiv die Reservenbestimmungen und ermöglichte eine Flut von neuen Krediten. Sicherlich hat das die Enge bei den Unternehmensanleihen behoben, aber es hat auch die massive Aktienblase Ende der 1990er Jahre aufgeblasen (siehe roten Pfeil auf der Graphik oben).

Also warum konzentrierte man sich so auf die Schaffung des Sweep-Konten-Programms?

Erstens: Dies war der ursprüngliche Fehler, auf den die FED seither reagiert hat, genau wie ein betrunkener Fahrer auf ein Schleudern reagiert, indem er jedes Mal übersteuert und zu viel korrigiert. Wenn Sie die Dilemmata von heute verstehen wollen, müssen Sie diese kleine Geschichte kennen.

Zweitens: Dies war der Beginn des Regimes "Wir werden nur die Regeln ändern, wenn es unseren Bedürfnissen entspricht", das den Regulierungsapparat des US Finanzsystems so sehr infiziert hat. Aus diesem Grunde gibt es praktisch keine Regeln mehr, auf die wir uns verlassen können.

Die logische Konsequenz daraus ist, dass das Schaffen von einer Menge Juxgeld für eine Weile lustig und spannend ist, am Ende aber die Dinge noch viel schlimmer werden.

Warum ist das so? Weil man Wohlstand nicht drucken kann. Gelddrucken stiehlt nur von der Masse Wohlstand und vor allem von zukünftigen Generationen - das ist alles, was die Zentralbanken wirklich können.

Aber Diebstahl ist keine nachhaltige Form von Gouvernance. Die Fehler-Herrschaft der Zentralbanken wird sich fortsetzen und verstärken, bis wir, das Volk, etwas anderes verlangen.

Was braucht es, um genug öffentliche Empörung auszulösen, um das loszutreten? Nun, wie wäre es mit einer weiteren massiven Finanzkrise, die die von 2008 als zahm erscheinen lässt?

Schauen Sie, Blasen platzen immer. Und es gibt sehr besorgniserregende Anzeichen dafür, dass die Mutter aller Finanzblasen gerade zu Ende geht.

Was mich am meisten interessiert, sind die steigenden Zinsen und Ölpreise, die über 70 $/Fass zu gehen drohen. Dies sind Doppelschocks, die unser extrem überschuldetes und überhebeltes Wirtschaftssystem nicht lange aushalten kann, bis es zusammenbricht.


Überall ist es wieder wie 2007/2008

Die Warnzeichen des Jahres 2007 waren reichlich vorhanden und im Nachhinein völlig offensichtlich. Ich habe damals viel über sie geschrieben und heute sehe ich zu meinem Trost viele parallele Entwicklungen. Es ist nicht so, dass die Bedingungen genau gleich wären, aber doch so ähnlich, dass sie kaum auseinanderzuhalten sind.


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