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Geld als Maßstab

01.05.2018  |  John Paul Koning
Stellen Sie sich vor, dass alle Zollstöcke der Welt jedes Jahr etwas länger oder kürzer werden. Das würde zu einem verwirrenden System von Gewichten und Maßstäben führen, oder? Nun, genau so etwas passiert mit Geld.

Seit tausenden von Jahren messen wir die Welt um uns herum. Maßeinheiten wie Fuß und Elle wurden für die Messung von Distanzen, und Pfund und Kilogramm für die Messung von Gewichten, und Dollar und Yen für die Messung von wirtschaftlichem Wert verwendet. Wert zu messen, ist jedoch die komplizierteste Messung, die durchgeführt werden muss. Der Grund dafür ist, dass - anders als bei anderen Einheiten - die verschiedenen Instrumente, die benutzt wurden, um Dollar und Yen zu repräsentieren, konstant in ihrem Wert schwanken.


Das Britische Pfund oder lb

Monetäre Einheiten waren schon immer eng mit den Einheiten verbunden, mithilfe derer man Gewicht misst. Beispielsweise wurde das Wort "Pfund" verwendet, um sowohl die britische Währungseinheit (£ ) als auch die Gewichtseinheit (lb) zu beschreiben. Das Gewicht des Pfunds basierte ursprünglich auf Weizen.

Im Jahr 1266 verfügte König Henry III, dass die britische Einheit, die man als Grain beschrieb, als Gewicht eines Weizenkorns definiert werden sollte, das "gut getrocknet und aus der Mitte der Ähre gesammelt wurde." 32 Körner sollten gleich einem Pennyweight sein, 20 Pennyweight gleich einer Unze und 20 Unzen ergaben ein Pfund. So bestand das frühe englische Pfund, auch bekannt als der Tower-Pfund, aus 7.680 "gut getrockneten" Körnern aus der Mitte einer Weizenähre.

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Weizenkörner


Das Tower-Pfund war nicht das einzige Pfundgewicht, das in England verwendet wurde. Das Feinpfund, verwendet für Gold und Silber, enthielt 5.760 Körner, während das Merchant-Pfund aus 6.750 Körnern bestand. Um die Verwirrung komplett zu machen, ergaben 7.000 Körner ein Avoirdupois-Pfund.


Der Finanz-Standard

Auch wenn die Korneinheit als Grundlage für die Gewichte diente, maßen die Leute das Gewicht von Dingen nicht, indem sie diese regelmäßig gegen winzige Weizenkörner aufwogen. Stellen Sie sich vor, wie unbeholfen es wäre, zum lokalen Markt zu gehen, um nach einer Unze Fleisch zu fragen! Der Metzger hätte 640 Körner abzählen müssen und diese dann auf einer Waage gegen ein Stück Fleisch aufwiegen müssen. Ein anstrengender Prozess, der den Handel beinahe zum vollständigen Erliegen brächte. Die Käufer hätten den Verkäufern ständig vorgeworfen, nicht angemessen getrocknete Körner zu verwenden; was die Verwirrung perfekt gemacht hätte.

Stattdessen war der Metzger im Besitz eines Sets standardisierter Metallgewichte, um Messungen durchzuführen. Ein Kunde konnte darauf vertrauen, dass die Gewichte des Metzgers exakt sind, da es ein sorgfältig ausgewähltes Verfahren zur Überprüfung von Gewichten und Maßen gab. Im Kern dieses Verfahrens befanden sich die Prüfer des Monarchen, die eine Anzahl offizieller Metallgewichte fertigten, die der angemessenen Menge an "gut getrockneten" Weizenkörnern entsprachen. Diese "Standardgewichte", produziert im Jahr 1496 unter der Herrschaft von König VII, wurden sicher im Schatzamt in London aufbewahrt.

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Henry VII und die Schatzamtsprüfung von Gewichten und Maßen, 15. Jahrhundert


Unter Verwendung der Standardgewichte des Schatzamts als Referenz fertigte der König Kopien an, die in allen Grafschaften Englands verteilt wurden. Je ein Beamter der Grafschaft wurde zum Beschützer der örtlichen Kopie ernannt und erhielt die Aufgabe, das royale Maßsystem innerhalb der Grafschaft durchzusetzen. Also musste ein örtlicher Metzger, der sein eigenes Set aus Gewichten besaß, diese regelmäßig gegen die Gewichte des Beamten überprüfen.

Bestanden sie den Test, erhielten die Gewichte des Metzgers ein Siegel und seine Kunden konnten sehen, dass sie verifiziert worden waren. Alle paar Jahre überprüfte der jeweilige Beamte der Grafschaft dann wiederum die Kopie der Grafschaft, um sicherzugehen, dass diese mit den Standardgewichten im Schatzamt übereinstimmten.



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