Das Bankenproblem des Euroraums
16.04.2018 | Prof. Dr. Thorsten Polleit

Die Bedeutung der Banken für das Wirtschafts- und Finanzmarktgeschehen ist groß. Das liegt daran, dass die Geldhäuser durch ihre Tätigkeit die Kredit- und Geldmenge in der Volkswirtschaft maßgeblich (mit-)bestimmen. So kann es nicht verwundern, dass Probleme im Bankensektor auf die Gesamtwirtschaft durchschlagen (und umgekehrt). Wenn Banken erst einmal beginnen zu wanken, ist die Not meist groß: Dann heiligt der Zweck nahezu alle Mittel - wie die Ereignisse in 2008/2009 nur zu deutlich gezeigt haben: Steuerzahler und Sparer werden ungeniert zur Ader gelassen, um den Kollaps der Kreditinstitute zu verhindern.

Quelle: Thomson Financial; eigene Berechnungen. (1) Indexiert (Januar 1999 = 100)
Mit dem Ausbruch der Euro-Krise und dem Niedergang der Euro-Bankaktienkurse ist der Goldpreis (in Euro gerechnet) stark gestiegen (Abb. 1). Das ist nicht überraschend: Das gelbe Metall ist das "ultimative Zahlungsmittel", der "sichere Hafen", dem sich Investoren verstärkt zuwenden, wenn es "kriselt": Wenn beispielsweise die Werthaltigkeit des ungedeckten Geldes in Zweifel gezogen wird, das Vertrauen in die Solidität der Banken schwindet. Denn Gold ist (auch) eine Versicherung gegen Zahlungsausfälle: Anders als Bankeinlagen trägt es kein Kontrahenten- und Kreditausfallrisiko.
Dass mit den Euro-Banken auch Jahre nach der Finanz- und Wirtschaftskrise etwas nicht stimmt, deuten die Aktienmärkte unmissverständlich an. Während die US-Bankaktienkurse sich längst wieder über ihren Vor-Krisen-Niveaus befinden, handeln die Euro-Bankaktien rund 65 Prozent unter ihren Höchstkursen (Abb. 2 a). Geradezu dramatisch ist der Kursverlauf der deutschen Großbanken Deutsche Bank und Commerzbank: Sie haben 86 Prozent beziehungsweise 95 Prozent ihres Kurswertes eingebüßt (Abb. 2 b). Aus Sicht der Anleger auf den Aktienmärkten sind Euro-Banken ganz offensichtlich wenig attraktiv.

Quelle: Thomson Financial; eigene Berechnung. Serien sind indexiert (Januar 2006 = 100)

Source: Thomson Financial; eigene Berechnung. (1) Das Eurosystem umfasst die Europäische Zentralbank (EZB) und die nationalen Zentralbanken. MFI = Monetäre finanzielle Institute. (2) BIP = Bruttoinlandsprodukt