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Das Bankenproblem des Euroraums

16.04.2018  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 4 -
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Quelle: EZB. * Wird nicht bekanntgegeben


Zu befürchten ist nun nicht, dass eine Bank oder gar der Euro-Bankensektor insgesamt zahlungsunfähig werden könnten. Die EZB kann - wie bereits erwähnt - die Banken jederzeit mit neuem Euro-Geld versorgen. Dazu soll nun sogar ganz offiziell eine neue Liquiditätsversorgungslinie (die "Eurosystem Resolution Liquidity" (ERL)) eingerichtet werden, mit der Geschäftsbanken im Zuge einer Abwicklung oder Sanierung flüssig gehalten werden.

Finden sich keine Investoren, die bereit sind, den Banken bei Bedarf neues Eigenkapital zu verabreichen, werden vermutlich die Staaten, zusammen mit der EZB, in die Bresche springen. Eine Rekapitalisierung der Banken kann beispielsweise erfolgen, indem die EZB neu emittierte Schuldpapiere der Staaten aufkauft und sie mit neu geschaffenen Euro bezahlt. Die neu geschaffenen Euro werden sodann als Eigenkapital in die Banken eingezahlt (siehe hierzu das Beispiel "Tausch von Bankschulden in Eigenkapital" in der nachstehenden Box).


Wie der Steuerbürger und Sparer die Banken rettet

Nachstehend soll verdeutlicht werden, wie die Staaten - in Zusammenarbeit mit der EZB - den Euro-Bankenapparat mit neuem Eigenkapital ausstatten können. Nehmen wir an, die Banken haben Kredite in Höhe von 100 auf der Aktivseite gebucht. Auf der Passivseite werden Verbindlichkeiten in Höhe 92 und Eigenkapital in Höhe von 8 ausgewiesen. Nun fallen Kredite in Höhe von 8 aus und vermindern das Eigenkapital in gleicher Höhe; das Bankeneigenkapital fällt auf null.

Der Staat macht sich nun auf, die Banken zu rekapitalisieren. Dazu emittiert er ein Schuldpapier in Höhe von 8, das von der EZB gekauft wird. Die EZB weist das Schuldpapier auf ihrer Aktivseite aus, und auf der Passivseite räumt sie dem Staat ein Guthaben (Basisgeld) in Höhe von 8 ein. Der Staat kauft mit den Guthaben eine Schuldverschreibung, die die Banken in Höhe von 8 ausgeben. Dadurch erhält der Bankensektor eine Basisgeldzufuhr in Höhe von 8.


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In der Bilanz des Staates kommt es zu einem Aktivtausch: Das Basisgeld-Guthaben auf der Aktivseite wird ausgebucht, gleichzeitig wird eine Bankschuldverschreibung eingebucht. Die Bankschuldverschreibung wird sodann in Eigenkapital der Banken getauscht ("Debt for Equity Swap"). Wieder kommt es zu einem Aktivtausch in der Bilanz des Staates: Die Bankschuldverschreibung wird ausgebucht, ein Eigenkapitalanteil an den Banken wird eingebucht.

In der Bankenbilanz stellt sich ein Passivtausch ein: Die Bankschuldverschreibung wird ausgebucht, und das Eigenkapital steigt in gleicher Höhe an. Das Ergebnis: (1) Das Eigenkapital der Banken bleibt unverändert; (2) der Verlust wurde von den Altaktionären getragen; (3) der Staat (beziehungsweise der Steuerzahler) ist nun Eigener der Banken und hat sich bei der EZB verschuldet; und (4) die Basisgeldmenge ist gestiegen.



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