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Das Bankenproblem des Euroraums

16.04.2018  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 5 -
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Source: Thomson Financial; eigene Berechnung. (1) Indexiert (Q1 1999 = 100). (2) Performance-Indizes (indexiert: Januar 1999 = 100)


Für Anleger verbleiben erhebliche Ungewissheiten: Wie hoch, wie akut sind die Risiken, dass das Bankeneigenkapital und die Bankschulden an Wert verlieren? Sollte es den Geldhäusern nicht gelingen, aus eigener Kraft aus ihren Problemen "herauswachsen", kann eine staatliche Bankenrettung nötig werden, und das hätte weitreichende volkswirtschaftliche Folgen. Nachstehend seien einige genannt:

(1) Verabreicht der Staat neues Eigenkapital, wird er Miteigentümer der Banken. Fortan ist eine Beteiligung an solchen Banken für private Investoren wenig(er) attraktiv: Der staatliche Einfluss wird sich negativ auf die Kapitalrendite der Banken auswirken - vor allem im Vergleich zu alternativen Anlagemöglichkeiten. Springen private Investoren ab, muss der Staat mehr Bankeigenkapital bereitstellen.

(2) Der staatliche Einfluss führt zu Wettbewerbsverzerrungen: Banken mit staatlicher Beteiligung werden auf den Märkten als vergleichsweise sicher angesehen und erzielen Finanzierungs- und damit Wettbewerbsvorteile gegenüber ihren Konkurrenten. Subventionierte Banken schwächen damit ihre leistungsfähigere Konkurrenz.

(3) Nimmt der Staat Einfluss auf das operative Bankgeschäft, kommt es zu einer Politik der Industrielenkung: Banken wird zum Beispiel aufgetragen, Kredite im Inland, nicht im Ausland zu vergeben und ausgewählte (beschäftigungsintensive) Sektoren zu fördern. Dadurch werden die produktiven Kräfte der freien Märkte geschwächt: Sie können nicht mehr knappes Kapital zum "besten Wirt" lenken. Die Folge: im internationalen Vergleich rückständige Industrien, geringeres Wachstum, geringere Löhne.

(4) Die Ressourcen, die der Staat den Bürgern entzieht, um den Bankenapparat zu subventionieren, und die rasch ein beträchtliches Ausmaß annehmen können, fehlen an anderer Stelle. Auch das spricht für Wachstums- und Wohlstandseinbußen (im Vergleich zu einer Situation, in der die Euro-Banken nicht staatlich subventioniert werden müssen).


Handlungsempfehlungen

Die voranstehenden Ausführungen geben keine beruhigende Botschaft: Der Bankenapparat im Euroraum ist zu groß, viele Geldhäuser leider unter geringer Rentabilität und haben faule Kredite in beträchtlicher Höhe in ihren Bilanzen. Aus gegenwärtiger Sicht ist es schwierig abzuschätzen, wie die Politik mit diesen Problemen letztlich umgehen wird.

Fest steht jedoch, dass Anleger auf der Hut sein sollten: Denn dass das Euro-Bankenproblem gelöst werden kann, ohne das Vermögen der Steuerzahler anzugreifen, den Wert des Banken-Eigen- und -fremdkapitals und/oder den Geldwert zu schädigen, ist nur schwer vorstellbar.

Anleger sollten sich daher mit zwei Fragestellungen befassen. Zum einen mit der Währungsfrage. Grundsätzlich ist es ratsam, ein "Euro-Klumpenrisiko" zu vermeiden, indem man zumindest einen Teil seiner liquiden Mittel in Form von Fremdwährungen (wie zum Beispiel in US-Dollar, Schweizer Franken oder in der "Währung Gold") hält. Zum anderen sollte man sich die Frage stellen: Welche Vermögensklassen sollen gehalten werden?

Hier bietet sich zum Beispiel das Investieren in gute Unternehmensaktien an - in Aktien von Unternehmen, die in der Lage sind, dauerhaft hohe Eigenkapitalrenditen zu erzielen, und deren Kaufkurse - ganz wichtig - nicht zu teuer sind.

Die "Währung Gold" bietet nicht nur einen Versicherungsschutz. Gold stellt auch in Aussicht - wenn es nicht zu teuer gekauft wurde -, in krisenhaften Zeiten an Kaufkraft zu gewinnen: Steigt in einer Krise der Goldpreis, lässt sich "teures Gold" verkaufen, und mit dem Erlös lassen sich zum Beispiel günstige Unternehmensaktien kaufen. Das Gold kann so die Investitionsrendite steigern.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


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