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Michal Pento: Höhere Zinsen werden Chaos an den Märkten und eine globale Depression auslösen

18.06.2018  |  Mike Gleason
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Vergessen Sie nicht, dass die quantitativen Lockerungen in den USA bereits im Jahr 2014 endeten. Seitdem wurden die Zinsen mehrfach erhöht. Gleichzeitig hat die EZB ihre Anleihekäufe von 80 Milliarden € im Monat auf 30 Milliarden € reduziert und wird das Programm bis zum Jahresende wahrscheinlich ganz stoppen. Allerdings belaufen sich die globalen Gesamtschulden auf 330% des Bruttoweltprodukts und entsprechen einem Wert von 230 Billionen $. Seit der Großen Rezession sind die Schulden damit um 70 Billionen $ gestiegen.

Die Zinssätze werden beginnen zu steigen, weil die Zentralbanken in ihrer Selbstüberschätzung glauben, sie hätten die Probleme der Welt gelöst. Doch der wachsende Schuldenberg in Kombination mit höheren Zinsen wird die aufgeblähten Assetpreise einbrechen lassen und all die Kreditblasen, die sich in den verschiedenen Sektoren gebildet haben, werden gleichzeitig platzen. Die Unternehmensschulden, die Privatschulden, die Studienkredite, die Kreditkartenschulden, die Leveraged Loans, die CLOs und all die anderen Märkte werden zur selben Zeit einbrechen. Das wird sehr schnell gehen und ich fürchte, dass die Folgen sehr viel schlimmer sein werden als 2009.


Mike Gleason: Unsere Zuhörer und Leser fragen sich jetzt vielleicht, "Warum müssen die Zinsen denn unbedingt erhöht werden? Warum kann man sie nicht einfach unverändert lassen oder wieder senken?" Aber wahrscheinlich spielt hier auch die Glaubwürdigkeit eine Rolle, zumindest für die Fed. Die Notenbank hat angekündigt, dass sie die Zinsen anheben wird, also muss sie das auch tun, weil sonst ihre Glaubwürdigkeit auf dem Spiel steht. Würden Sie das auch so sehen?

Michael Pento: Zunächst einmal hat sich die Federal Reserve, abgesehen von dem Zinsschritt im Juni, im Grunde genommen zu mindestens einer weiteren Zinserhöhung in diesem Jahr verpflichtet. Ich weiß nicht, ob im September und im Dezember noch ein oder zwei Zinsanhebungen erfolgen werden. Noch wichtiger ist jedoch, dass die Fed selbst gesagt hat, dass ihre Bilanzkürzung, d. h. der Verkauf ihrer im Rahmen von QE aufgekauften Assets, im "Autopilot" läuft.

Aktuell werden also jeden Monat hypothekenbesicherte Wertpapiere und US-Staatsanleihen im Wert von 30 Milliarden $ abgestoßen, doch ab Juli werden es 40 Milliarden $ sein und ab Oktober 50 Milliarden $. Von da an will die Fed jährlich Assets im Wert von 600 Milliarden $ verkaufen.

Das wollen die Notenbanker auch nicht diskutieren, ganz gleich, wie sich die Wirtschaft entwickelt. Solange die Aktienmärkte nicht um 50% einbrechen und die Wirtschaft plötzlich in eine Depression schlittert, ist diese Angelegenheit nicht auf dem Tisch. Das ist einer der Gründe dafür, dass der LIBOR von 0,3% auf 2,35% gestiegen ist und sich die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries von 1,5% auf 3% erhöht hat. Sie sehen ja, was am europäischen Anleihemarkt passiert ist, als die EZB angekündigt hat, dass sie das Ende ihrer Assetkäufe bei ihrer Sitzung im Juni besprechen will.

Die Zentralbanken glauben dennoch, dass sie mit ihrer Strategie erfolgreich sind. Sie schauen sich die Arbeitslosenquote an, die in den USA offiziell bei weniger als 4% liegt, und sagen, "Sieh nur, wie toll unsere Wirtschaft ist! Wir haben sogar unser Inflationsziel von 2% erreicht, lass uns die Stimulierungsmaßnahmen beenden." De facto heißt das aber, die Anleiheblase platzen zu lassen, was letztlich zur nächsten Rezession oder Depression führen wird.

Wenn Sie sich jetzt fragen, warum die Notenbanker die Zinsanhebungen und die Bilanzkürzungen nicht einfach beenden: Ich bin mir sicher, dass das geschehen wird, aber erst, nachdem die Marktschulden, die derzeit eine Rekordhöhe erreicht haben, drastisch gesunken sind, und nachdem sich die Unternehmensschulden und die Assetpreise auf die Hälfte reduziert haben. Sicher wird es so kommen.

Die andere Frage ist aber: Ließe sich die drohende globale Depression überhaupt sofort abwenden, wenn die Fed die Zinsen nicht weiter erhöhen und ihre Bilanz nicht verringern würde? Ich denke nicht, denn unsere heutige Ausgangslage ist durch Schulden- und Kursniveaus gekennzeichnet, die wir noch nie zuvor in der Geschichte erreicht haben. Diesmal werden also andere Rettungsmaßnahmen notwendig sein, eine andere Form der quantitativen Lockerungen.

Hier ist übrigens der Grund, warum die Notenbanker keinesfalls einfach zugeben wollen, dass sie das Zinsniveau nicht normalisieren können: Angenommen sie schaffen es, den Leitzins auf 2,25% oder 2,5% zu heben, bevor alles in sich zusammenbricht. Selbst dann würden sie nicht einmal ansatzweise in die Nähe des Zinsniveaus kommen, welches vor der Großen Rezession bestand, denn damals lag die Federal Funds Rate bei 5,25%. Mit einem Leitzins von 2,25% oder 2,% hätten sie noch nicht einmal die Hälfte dieses Niveaus erreicht, doch auch damals war das Zinsniveau vergleichsweise niedrig. Typischerweise lag die Fed Funds Rate eher bei 6%.

Wenn die US-Notenbank jetzt also zugeben würde, dass sie die Zinsen nicht höher als bis auf 2,25% anheben kann, käme das dem stillschweigenden Eingeständnis gleich, dass die Zentralbank der Vereinigten Staaten niemals in der Lage sein wird, die Zinsen zu normalisieren und die Bilanz zu reduzieren. Das würde bedeuten, dass die Schulden dauerhaft monetarisiert wurden.


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