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Der drohende Jahrhundertsturm an den Märkten

20.06.2018  |  Adam Taggart
"Nach mir die Sintflut." - König Ludwig XV. von Frankreich

Als die US-Notenbank Federal Reserve in den Jahren nach der Großen Finanzkrise die zweite Runde der quantitativen Lockerungen beschloss, sagte der Hedgefonds-Manager David Tepper voraus, dass fast alle Assetpreise in Reaktion darauf enorm ansteigen würden:

"Die Fed hat gerade verkündet: 'Wir wollen Wirtschaftswachstum und es ist uns egal, falls es zu höherer Inflation kommt.' Hat man so etwas schon einmal aus dem Munde der Notenbanker gehört?"

Anschließend äußerte er den berühmten Satz, "Yout gotta love a put", womit er sich auf die erklärte Bereitschaft der Fed bezog, Billionen von Dollar zu drucken, um einen Einbruch der Wirtschaft und der Finanzmärkte zu verhindern. Neun Jahre später wissen wir, dass Tepper recht hatte, wahrscheinlich mehr als ihm damals selbst bewusst war.

Die anderen Zentralbanken weltweit folgten dem Beispiel der Federal Reserve. Mario Draghi von der EZB äußerte ein ganz ähnliches "was auch immer nötig ist" und ließ allein in den letzten drei Jahren fast 3,5 Billionen € drucken. Die Bank of Japan hat sich so stark in die Märkte eingemischt, dass sie nun mehr als 40% des gesamten Anleihemarktes des Landes besitzt. Und keine Zentralbank der Welt hat mehr Geld gedruckt als die Chinesische Volksbank.

Es war eine in der Geschichte beispiellose Druckbetankung des Finanzsystems mit Liquidität. Diese hat im Laufe der Jahre nach der Rezession übrigens keineswegs nachgelassen, auch wenn viele Menschen das glauben. Tatsächlich wurde während der jüngsten Welle von 2015-2018 mehr aus dem Nichts geschaffenes Geld in die Märkte gepumpt als je zuvor.

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Infolgedessen sind die Kurse an den Aktienmärkten längst über ihre vor der Krise verzeichneten Rekordhochs geklettert, die Anleihekurse setzten ihren Aufwärtstrend fort, während das Zinsniveau auf einem historischen Tief blieb, und an vielen Immobilienmärkten haben sich neue Spekulationsblasen gebildet. Finanz- und andere Risiken haben sich indes stark erhöht, wie Tepper ebenfalls vorhersagte. Doch in der Zwischenzeit lernten alle, den "Fed-Put" zu lieben und sich keine Sorgen mehr zu machen.

Die nächste Krise wird all das ändern.


Die Sintflut naht

Die friedvolle Zeit der ewig steigenden Kurse und folgenlosen Interventionen der Zentralbanken geht zu Ende. Die Notenbanken, die verzweifelt versuchen, sich für die nächste Rezession wieder etwas Handlungsspielraum zu verschaffen, haben sich öffentlich zur "Straffung der Geldpolitik" und zur "Kürzung ihrer Bilanzen" verpflichtet - was nur eine andere Art ist, um zu sagen, dass sie wieder rückgängig machen wollen, was sie im letzten Jahrzehnt angerichtet haben.

Den meisten Anlegern ist nicht bewusst, von welch entscheidender Bedeutung das ist. In den letzten neun Jahren haben wir uns an die volatilitätsfreie Einbahnstraße hin zu höheren Kursniveaus gewöhnt. Es war alles eitel Sonnenschein ohne Risiken, da die Fed uns zusammen mit der EZB, der Bank of Japan und der Chinesischen Volksbank den Rücken freihielt. Jeder, der Long-Positionen einging und bei den wenigen, kleinen Kursrücksetzern auf dem Weg nach oben kaufte, fühlte sich wie ein Genie.

Damit ist es jetzt vorbei. Basierend auf den aktuellen Prognosen der Zentralbanken steht zu erwarten, dass die weltweiten Programme zur quantitativen Lockerung ("QE“) schon bald beendet werden.

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