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Ted Butler: Neue Hoffnung auf höhere Silberpreise

02.08.2018  |  Chris Martenson
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Wenn man also wie JP Morgan den Terminkurs kontrollieren kann, dann kann man diesen selbst gewählten Preis nutzen, um ausgleichende Transaktion an den physischen Märkten zu schließen. Man kontrolliert den Preis also mit Hilfe des Papiermarkts, kauft aber am physischen Markt, der den Kurs des Papiermarkts übernimmt.

Das ist verrückt, als stünde die Welt kopf, als würde der Schwanz mit dem Hund wedeln. Es war zwar schon immer so, dass die Terminmärkte im Grunde genommen den Preis bilden, aber es wird jeden Tag ungeheuerlicher und offensichtlicher. Für das Preisniveau bei Silber und anderen Rohstoffen gibt es keine andere Erklärung mehr. Wenn Sie versuchen, die Kursentwicklung mit legitimen Marktfaktoren, mit Angebot und Nachfrage, mit Fundamentaldaten, zu erklären, werden Sie wahnsinnig. Ohne die Berücksichtigung der Manipulationen am Papiermarkt ist der Silberpreis nicht zu erklären.

Sobald Sie diese Preiskontrolle mit Hilfe der Futuresmärkte haben, sobald Sie 100 Millionen Unzen Papiersilber auf einmal verkaufen können, haben Sie die Möglichkeit, dies zu Ihrem Vorteil nutzen. Soweit ich weiß ist JP Morgan die einzige Bank, die diese Preiskontrolle so umfassend ausnutzt und gleichzeitig an anderen Märkten physisches Silber erwirbt.


Chris Martenson: Dieses Phänomen, dass die Märkte im Prinzip kopf stehen, ist meiner Meinung nach ein sehr wichtiger Punkt, um das Thema einmal etwas allgemeiner zu fassen. Es ärgert mich natürlich, dass das Märkte betrifft, in die ich selbst investiert bin, nämlich Gold und Silber. Aber ich kann mir nur ansatzweise vorstellen, wie frustrierend diese Situation für die Produzenten sein muss, ganz gleich ob es sich dabei nun um Bauern, Kakaohändler oder Bergbauunternehmen handelt.

Die Preise im Rohstoffsektor werden im Grunde genommen von den großen Tradern und Vermögensverwaltern bestimmt, von Fonds, die sich auf Terminmärkte spezialisiert haben. Wir sprechen hier von enormen Kapitalströmen, die durch diese Futuresmärkte fließen.

Für mich ist es offensichtlich, dass es an allen Märkten, an denen ein Gleichgewichtspreis zwischen Käufern und Verkäufern gebildet wird, zu Preismanipulationen kommt, von Kakao über Rohöl bis hin zu Gold und Silber. Die Märkte sind ein einziges Fiasko. Die CFTC hätte eine solche Entwicklung niemals zulassen dürfen. Ich glaube, dass die Regulatoren gewissermaßen einfach von den Computern, von den Algorithmen und der Technologie überrannt wurden. Sie sind dem nicht gewachsen. Außerdem war es eine schlechte Idee, dass sich Führungskräfte von Goldman Sachs und Konsorten in der Regulierungsbehörde CFTC gegenseitig die Klinke in die Hand geben.

Doch so gestaltet sich die Lage heute und es ist wahr, dass diese Märkte keine gute, ausgewogene Preisbildung mehr widerspiegeln. Doch darin muss auch eine Chance liegen, nicht wahr? Wenn wir die Angebotsseite betrachten, stellen wir fest, dass der Silberkurs mit 15,50 $ derzeit unter den durchschnittlichen Gesamtproduktionskosten der primären Silberminen liegt, und davon gibt es nicht allzu viele. Nur etwa 25-28% des weltweiten Silberangebots stammen aus primären Silberminen, in denen hauptsächlich oder ausschließlich Silber abgebaut wird. Der Rest wird als Nebenprodukt bei der Produktion von Blei, Zink, Kupfer oder Gold gewonnen.

Insgesamt sind die Produktionskosten im Silberbergbau zur Zeit also viel höher als der Marktpreis. Für mich waren solche Phasen eigentlich ein zuverlässiger Einstiegspunkt an einem Rohstoffmarkt. Aber zumindest in den letzten fünf Jahren erwies sich auch das nicht mehr als zutreffend.


Ted Butler: Sie haben vollkommen recht. Das beweist einmal mehr, dass jemand anderes den Preis bestimmt, nicht die Produzenten. Diese sind an die Gesetzmäßigkeiten von Angebot, Nachfrage und Kosten gebunden. Sie sind Preisnehmer und müssen jeden Preis akzeptieren, den die COMEX ihnen auftischt. Die wichtigen Trader an der COMEX können wiederum auf eine Handvoll großer Hedgefonds auf der einen Seite und die Commercials auf der anderen Seite reduziert werden.

Zumindest die Silberkonsumenten haben derzeit Glück, denn sie leiden keineswegs unter den niedrigen Kursen. Doch das tut nichts zur Sache. Wenn die Manipulationen enden, werden die Konsumenten, die bisher praktisch einen Freifahrtschein hatten, das Nachsehen haben, während sich die Produzenten in einer viel besseren finanziellen Verfassung befinden werden.

Die Frage ist, wann das geschehen wird. Wann wird sich der Würgegriff, in dem die Papiermärkte den Preis halten, je lockern? Ich sehe hier guten Grund für Optimismus. Dieser Optimismus ist im Prinzip genau das Spiegelbild des Pessimismus, der selbstverständlich entsteht, wenn die Preise einfach immer weiter sinken, ohne vernünftigen Grund. Zuversichtlich bin ich vor allem deshalb, weil sich JP Morgan aufgrund seines gigantischen physischen Silberengagements in Zukunft voraussichtlich anders am Silbermarkt positionieren wird oder dies bereits tut.

Wir werden das allerdings erst im Nachhinein erfahren. Die Gründe, die den Silberkurs auf verblüffende, unerklärliche Weise nach unten gedrückt haben, werden künftig zu einer Preisexplosion führen.

Dreh- und Angelpunkt des Ganzen ist die Short-Position von JP Morgan. Ich denke, dass die Bank diese eines Tages, bei einer neuen Rally, nicht weiter aufstocken wird. Ich weiß nicht wann, aber ich weiß, dass sie ihre Strategie der letzten zehn Jahre ändern wird. Wenn JP Morgan seine Shorts nicht weiter erhöht und dadurch den Kurs nicht länger deckelt und unter Kontrolle hält, wird der Silberpreis explodieren.

Meiner Ansicht nach hat die Bank kaum noch einen Grund, ihre Short-Position wieder auszubauen. Sie ist bereits perfekt positioniert. Während des letzten Kursrückgangs haben die Trader von JP Morgan bereits so viele Kontrakte zurückgekauft und Short-Positionen eingedeckt, wie sie konnten. Das lässt sich alles in den von der CFTC veröffentlichten Statistiken nachlesen.

Nun wurde ein kritischer Punkt erreicht, an dem die Bank nicht noch mehr Silberfutures zurückkaufen kann, weil sich auf der anderen Seite keine Verkäufer mehr finden. Wenn der Kurs dann wieder zu steigen beginnt, werden die technischen Fonds und das Managed Money allein aus diesem Grund wieder Silberkontrakte kaufen. Falls JP Morgan die Short-Position im Zuge dessen nicht wieder aufbaut, wird der Preis förmlich explodieren.


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