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US-Bruttoinlandsprodukt: Nur in der Schlagzeile gut

28.10.2018  |  Klaus Singer
- Seite 2 -
Auch der Verlauf der Investitionstätigkeit gibt Anlass für Bedenken. Am zurückliegenden Donnerstag wurden die neuen Aufträge für Kapitalgüter (ex Waffen, ex Flufzeuge) aktualisiert. Sie stiegen im September nur noch um 1,9% gegenüber dem Vorjahr. Im August lag der Wert noch bei 7,8%. Im Dezember 2016, nach der Wahl von Trump zum US-Präsidenten, waren sie zum ersten Mal seit Oktober 2014 wieder in positives Terrain vorgedrungen und hatten in der Spitze im September 2017 um 13,3% zugelegt (siehe Chart!).

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USA: Neue Aufträge bei Investitionen
(Chartquelle: https://fred.stlouisfed.org/series/NEWORDER#0)


Nicht besser sieht es mit den Equipment-Investitionen in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung aus. Hier betrug der jährliche Zuwachs im dritten Quartal zwar noch 5,8%, er ist auch seit dem ersten Quartal 2017 positiv. Aber der Wert hatte im vierten Quartal 2017 mit +9,6% bereits seine jüngste Spitze erreicht. Die Bestandsgröße verläuft seit dem zweiten Quartal flach auf dem höchsten Niveau seit 2008 (siehe Chart!).

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USA: Equipment-Investitionen
(Chartquelle: https://fred.stlouisfed.org/series/Y033RX1Q020SBEA)


Damit lautet die Botschaft der aktuellen BIP-Entwicklung trotz des guten Zuwachses in der Schlagzeile: Aufpassen, hier bahnt sich eine negative Entwicklung an. Vielleicht ist es noch etwas früh, die eingeschlagene Richtung einfach fortzuschreiben, aber die von manchen erhoffte Wirkung der Steuerreform scheint sich nicht nachhaltig in der Investitionstätigkeit niederzuschlagen. Stattdessen gibt es offenbar sehr hohe Erwartungen an die anhaltende Stärke des Konsumsektors und das Weihnachtsgeschäft. Ich würde sagen, diese Erwartungen sind unrealistisch hoch.

Ob dieses Enttäuschungspotenzial mit der jüngsten Kursentwicklung auch bei Einzelhändlern schon abgearbeitet ist? Wenn nein, dann könnte das z.B. über Amazon die den Aktienaufschwung in der zurückliegenden Phase maßgeblich tragende FAANG-Gruppe noch weiter drücken und damit die breiten Aktienindices belasten (Facebook, Apple, Amazon, Netflix, Google).

Die Entwicklung von Exporten und Importen im dritten Quartal zeigt zweierlei: Erstens wurde offenbar im Vorgriff auf die Auswirkungen des Zollstreits viel importiert. Das hat sich in der Lagerentwicklung niedergeschlagen, drückt aber das BIP. Wenn wegen der wirksam werdenden Einfuhrzölle nun die Importe deutlich sinken, bringt das einen wieder besser werdenden BIP-Beitrag. Wenn gleichzeitig die Exporte weiter schrumpfen (auch bei festem Dollar), hätte das einen negativen Effekt. Per Saldo dürfte aus dieser Richtung wenig Phantasie für die künftige BIP-Entwicklung kommen.


Fazit:

Somit bleibt: Der Handelsstreit schlägt sich nun in der Entwicklung der US-Wirtschaft negativ nieder. Die Erwartungen an die anhaltende Stärke des Konsumsektors sind (sehr) hoch. Die Investitionstätigkeit ist anemisch. Eine giftige Mischung...


Erwähnte Charts, weiterführende Verweise und Quellenangaben können hier eingesehen werden.


© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de



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