Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Zahlreiche positive Entwicklungen am Goldmarkt

05.11.2018  |  Clive Maund
- Seite 3 -
Open in new window

Was ist mit dem bearishen Argument, dass der Edelmetallsektor bei einem deflationären Crash wie im Jahr 2008 ebenfalls mit in die Tiefe gerissen würde? Nun, zum Ersten ist Deflation nicht zwangsläufig schlecht für Gold. Sie war es definitiv nicht in den 1930er Jahren, als der Edelmetallsektor sich entgegengesetzt zum allgemeinen Trend entwickelte und eine sehr gute Performance zeigte.

Zum Zweiten ist der Sektor heute bereits ziemlich am Boden und extrem unterbewertet, was vor dem Crash von 2008 nicht der Fall war. 2008 hatte er jede Menge Spielraum nach unten, heute nicht. Zum Dritten wird im Allgemeinen davon ausgegangen, dass der US-Dollar wie 2008 weiter steigen würde, falls die Blasen an verschiedenen Finanzmärkten platzen. Aber wird er das wirklich?

Im Jahr 2008 verlagerten verängstigte Investoren große Kapitalmengen in die Dollarmärkte, zum Teil weil sie den sicheren Hafen der US-Treasuries suchten. Bei der neuen Korrektur, die gerade begonnen hat, ist dies jedoch nicht zu beobachten - warum? Die Dollarbullen und Goldbären argumentieren, dass ein Einbruch der Märkte einen Short-Squeeze beim Dollar und einen Anstieg der Dollarströme zurück in die USA auslösen würde.

Man kann jedoch auch anders argumentieren: Warum haben sich die Investoren nicht in die US-Staatsanleihen geflüchtet, als es an den Aktienmärkten in den letzten Wochen abwärts ging? Solange Sie nicht gerade das Geld anderer Leute ausgeben - was zugegebenermaßen oft der Fall ist - müssten Sie schon ziemlich dumm oder verrückt sein, um die Schuldverschreibungen eines Staates zu kaufen, der eigentlich bankrott ist. Der angebliche Wirtschaftsboom in den USA wurde mit Steuersenkungen finanziert, und da dies gleichzeitig geringere Einnahmen für die Regierung bedeutet, stieg auch das Haushaltsdefizit.

Das geht solange gut, wie es genügend ausländische Trottel gibt, die ihren Handel weiter mit Hilfe von US-Dollars abwickeln und diese Dollars anschließend in US-Staatsanleihen anlegen. Dadurch ermöglichen sie es den Vereinigten Staaten weiterhin auf großem Fuß zu leben, indem sie stapelweise Papierscheine ohne inneren Wert (Dollars und Treasuries) gegen Güter und Dienstleistungen tauschen, wie sie das schon seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs tun. Ein altes Sprichwort besagt, dass es unklug wäre, die Hand zu beißen, die einen füttert. In der jüngeren Vergangenheit haben die USA diese Hand allerdings nicht nur gebissen, sondern den ganzen Arm gefressen.

Das Problem der USA besteht nun darin, dass es in der globalen Wirtschaftslandschaft zu seismischen Verschiebungen kommt. Aufstrebende Mächte haben es satt, sich von den USA sagen zu lassen, was sie zu tun und zu lassen haben, und sich von den Taktiken, mit denen ihre Folgebereitschaft sichergestellt werden soll, einschüchtern zu lassen. Sie wissen, dass der Schlüssel zur Befreiung aus der US-Dominanz darin besteht, das Dollarsystem im internationalen Handel zu umgehen und den Markt für US-Staatsanleihen nicht länger zu unterstützen.

Letzterer ist die gigantische Aorta, die das Vermögen der restlichen Welt in die amerikanischen Kassen spült. Aus diesem Grund haben viele andere Staaten in den letzten Jahren massive Goldreserven angelegt: Sie haben so die Möglichkeit, ihre Währungen zu einem selbst gewählten, künftigen Zeitpunkt mit Gold zu decken und gleichzeitig ihr Militär rasch auszubauen, um die militärischen Aggressionen abzuwenden, die eine Abkehr vom Dollar hervorrufen wird. Die Schauplätze eines Kriegs mit China sind bereits abgesteckt: das Südchinesische Meer und Taiwan.

Wenn nun die gigantische globale Schuldenblase in sich zusammenzufallen beginnt, könnte es äußert unangenehm werden. Die Samthandschuhe werden ausgezogen und die USA werden ihre Bestrebungen zur Zerstörung der chinesischen und russischen Wirtschaft unverhohlener vorantreiben, da diese beiden Länder die US-amerikanische Hegemonie bedrohen. Andere unliebsame Staaten wie beispielsweise der Iran werden das ebenfalls zu spüren bekommen.

Offensichtlich haben die neokonservativen US-Politiker den Klassiker "Wie man Freunde gewinnt: Die Kunst, beliebt und einflussreich zu werden" nicht gelesen und verärgern und provozieren die anderen Weltmächte stattdessen so sehr, dass diese nun eifrig am Ende des US-Dollars als weltweite Reservewährung arbeiten, um den USA die Quelle ihrer Macht zu entziehen. Allem Anschein nach machen sie dabei bereits große Fortschritte.

David Rosenberg von Glusdkin Sheff schrieb kürzlich auf Twitter: "Sagen Sie niemandem, dass sich die Käufe der US-Treasuries in diesem Jahr halbiert haben, und dass der Anteil an den weltweiten Devisenreserven mit 62,5% auf ein 5-Jahres-Tief gesunken ist. Der USD als Reservewährung liegt in den letzten Zügen."

Wenn das Ausland seine Käufe von US-Schuldtiteln also massiv reduziert, wer bleibt dann noch übrig, um die im Grunde genommen wertlosen Papiere eines bankrotten Staates zu kaufen? Die Fed natürlich. An einem bestimmten Punkt wird die Notenbank ihren Kurs umkehren, die Zinsanhebungen einstellen und zu umfangreicheren quantitativen Lockerungen als bisher zurückkehren müssen, um einen möglicherweise verheerenden Abverkauf der Treasuries zu verhindern.

Aktuell steigen die Zinsen noch und die quantitativen Straffungen sorgen für Kursverluste an den Aktienmärkten - eine Entwicklung, die sich weiter verschärfen wird, bis sich die Geldpolitik ändert. Und wenn ein Crash des Aktienmarktes nicht ausreicht, um den Anleihemarkt nach oben zu treiben - und danach sieht es derzeit aus - dann steckt die Fed in großen Schwierigkeiten.


Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"