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Hat der lang erwartete Crash begonnen?

07.11.2018  |  Chris Martenson
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Wenn Sie glauben, dass Sie schlauer und geschickter sind als der Rest, dann gelingt es Ihnen vielleicht mit kurzfristigen Spekulationen einen Gewinn zu erzielen. (Viel Glück, wenn Sie es versuchen...) Aber der durchschnittliche Anleger? Ist es eine gute Wette, die eigenen Ersparnisse in einem Rentenfonds zu parken, der in allgemeine Indexfonds investiert ist, und zu hoffen, dass die nächsten 20 Jahre so ähnlich werden wie die letzten 20 Jahre? Nicht, wenn das Wirtschaftswachstum weiterhin so trügerisch und schwer erreichbar bleibt wie in den Jahren seit der Finanzkrise 2008.


Die Bullenfalle

Bullische Aktieninvestoren glauben per Definition an Wachstum, genauer gesagt an endloses Wachstum. Sie glauben, dass es an den Märkten langfristig gesehen immer aufwärts geht. Ich denke wie gesagt nicht, dass das möglich ist. Und selbst wenn es möglich wäre, wäre es schädlich für die Menschheit und das Leben auf diesem Planeten als Ganzes.

Früher zählte auch ich zu den Wachstumsgläubigen. Am Beginn meiner Karriere, als Berater, half ich Unternehmen sogar, dem Wachstum nachzujagen. Doch als mir die wissenschaftlichen Daten vertrauter wurden und ich begann, einige neue Verknüpfungen herzustellen, wurde mir bewusst, wie naiv und teilweise vollkommen falsch meine Ansichten in Bezug auf das Wachstum waren.

In den MBA-Seminaren wurde mir beispielsweise beigebracht, dass sich immer ein neues Angebot finden wird, um die Nachfrage des Marktes zu decken, wenn der Preis nur hoch genug ist. Doch schon die geringsten Nachforschungen zeigen, dass die Wirtschaft keine Ressourcen liefert, sondern dass wir nur deswegen eine Wirtschaft haben, weil es natürliche Ressourcen gibt, die wir nutzen können. Die Wirtschaft ist der natürlichen Welt untergeordnet, nicht andersherum.

Die meisten Menschen verstehen das intuitiv, aber es bleibt ein Mysterium, warum sich so viele mit dem Gedanken schwer tun, dass immer mehr Wachstum auch immer mehr Ressourcen erfordert. Sie ignorieren die Tatsache, dass die Endlichkeit der Ressourcen irgendwann eine Rolle zu spielen beginnt.

Die wichtigste Ressource ist Energie. Ohne Energie können wir gar nichts haben, keine Wirtschaft, nichts. Genauer gesagt macht überschüssige Energie all das möglich, was Sie und ich an unserem erstaunlichen globalen Lebensstil, in dem alles genau zur rechten Zeit verfügbar ist, so schätzen. Wenn ein Gepard bei der Jagd mehr Kilokalorien verbraucht, als er tatsächlich erbeutet, stirbt er. Jeder Organismus kann nur dann wachsen und gedeihen, wenn ihm mehr chemische Energie zur Verfügung steht, als er verbraucht.

Einfach ausgedrückt verbrauchen wir Menschen hunderte Millionen Jahre von in Form von fossilen Brennstoffen gespeichertem, uralten Sonnenlicht im geologischen Äquivalent einer Mikrosekunde. Unsere Spezies hat von einer einmaligen Goldgrube profitiert. Doch diese nähert sich rasend schnell der Erschöpfung.

Klar, es hat Spaß gemacht. Und wir haben mit all der überschüssigen Energie aus den fossilen Brennstoffen jede Menge richtig coole Sache gemacht, z. B. den Weltraum erkundet und Smartphones hergestellt. Was wir jedoch nicht getan haben, ist in eine Zukunft zu investieren, die auch dann noch funktionieren wird, wenn all die tollen fossilen Energieträger aufgebraucht sind.

Die ersten Auswirkungen sind bereits heute zu spüren, wie wir schon mehrmals angemerkt haben. Im Laufe der kommenden Jahrzehnte wird das nur noch schlimmer werden. Ein kritischer Faktor ist die Tatsache, dass das System, auf dem die Funktionsweise unserer ganzen Welt beruht, immer instabiler wird. Mit dem sinkenden Energieüberschuss greifen wir zunehmend auf Schulden zurück, um schon heute in den Genuss des Wohlstandes von morgen zu kommen und die Party am Laufen zu halten.

Das kann jedoch nicht unendlich so weitergehen. 2008 hat uns gezeigt, dass das gesamte System bebend zum Stillstand kommt, wenn das Kreditvolumen nicht weiter zunimmt. Unser aktuelles Kredit- und Geldsystem wird entweder ausgeweitet oder droht zu kollabieren. Es gibt keinen Mittelweg mehr.

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Das soziale Netz beginnt zu reißen

Die Ansicht, dass Wachstum vom Vorhandensein überschüssiger Energie abhängt, beruht nicht auf besonders komplizierten logischen Schlussfolgerungen. Aber wie ich auf die harte Tour lernen musste, während ich diese Botschaft im Laufe der Jahre öffentlich verkündete, sind Logik und Fakten nur selten ausreichend, um das menschliche Verhalten zu ändern.

Menschliches Handeln wird von unseren Überzeugungen gesteuert, und diese sind fest in unserem limbischen System verankert, d. h. nicht im eher rationalen Cortex. Wenn unsere Ansichten in Frage gestellt werden, beginnen die Emotionen zu kochen. Daten sind dann irrelevant. Logik spielt keine Rolle. Der sogenannte Backfire-Effekt breitet sich aus und übernimmt die Kontrolle.

Wir stehen heute am wichtigsten Wendepunkt der Menschheitsgeschichte, doch nur den Wenigsten ist das bewusst. Aber versuchen Sie einmal, die Aufmerksamkeit der Menschen auf dieses Thema zu lenken und ihre bisherige Weltanschauung anzufechten! Die ersten Emotionen, die dabei ausgelöst werden, sind Angst und Wut, und die Zuhörer beginnen sofort nach irgendeinem Grund zu suchen, um die neuen Informationen verwerfen zu können.


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