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Italiens Populisten und Brexit-Sorgen belasten Euro

12.11.2018  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1272 (07:44 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1269 im späten fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 114.19. In der Folge notiert EUR-JPY bei 128.73. EUR-CHF oszilliert bei 1.1377.

Italiens Regierung stellt sich weiter offen gegen die EU und belastet damit das gesamtwirtschaftliche Umfeld und auch die Finanzmärkte Europas. Es ist offensichtlich, dass dieser Druck aus verhandlungstaktischen Erwägungen aus Rom gewollt ist, auch wenn Italien selbst belastet wird (Spieltheorie). Ergo will Rom zur Durchsetzung der eigenen Interessen Schaden in der Eurozone/EU anrichten. Das sollte man sich in Brüssel merken. Rom hat sich damit weit von Europa entfernt. Wären die Ansätze der italienischen Politik auf Investition zielend, wäre sicherlich Raum für Kompromisse mit Brüssel gegeben.

Der Versuch Roms, mit den gescheiterten Konzepten konsumtiver Natur gegen die Zusagen der Vorgängerregierung und das Regelwerk der Eurozone Zukunft gestalten zu wollen, geht ultimativ nicht nur zu Lasten Italiens, sondern auch zu Lasten der anderen Länder der Eurozone (potentielle Bailout-Kosten, Konjunkturschäden). Damit stellt das aktuelle Handeln Roms ein Hineinregieren Roms in 18 weitere Länder ohne politisches Mandat dar. Das ist nicht tolerierbar.

Ifo-Chef Fuest warnte, die Lage in Italien zu unterschätzen. Eine Staatsverschuldung von über 130% und wirtschaftliche Stagnation könne sich kein Land auf Dauer leisten. Das größte Risiko läge in einer Kapitalmarktpanik, die schnell in einen Staatsbankrott führen kann. Wir stimmen Herrn Fuest zu.

Italiens fünf größte Geldhäuser schießen dem Bankenrettungsfonds des Landes frisches Kapital zu. Insgesamt 2,75 Mrd. Euro wollen die Institute in den Fonds einzahlen, um im Fall von Marktturbulenzen kleineren Banken unter die Arme greifen zu können. Na, man bereitet sich schon vor reichte das? Nein!

Das Thema Brexit nimmt verstärkt Raum an den Finanzmärkten ein:

Zuletzt suchte man eine Übergangslösung. Es soll verhindert werden, dass nach dem Brexit eine EU-Außengrenze zwischen Irland und dem britischen Nordirland entsteht. Eine offene Grenze auf der irischen Insel gilt als entscheidend für den Fortbestand des Karfreitagsabkommens. Mit der Übergangslösung wäre Zeit gewonnen, um eine endgültige Lösung für die britisch-irische Grenze zu finden.

Es wird aber problematischer: Laut Sunday Times ziehen vier Minister den Rückzug aus Mays Kabinett wegen der aktuellen Sachlage in Betracht. Zudem hat die EU Mays Plan in der Irland-Frage zurückgewiesen. Ergo nehmen die Wahrscheinlichkeiten bezüglich einer Einigung zwischen EU und UK als auch einer innenpolitischen Einigung im UK spürbar ab. Das belastet sowohl das britische Pfund als auch den Euro.

Im Hintergrund wird an Alternativen gearbeitet, wenn man der britischen Presse folgen will: Britische Kabinettsmitglieder haben Premierministerin May einen Plan B für den Fall eines ungeregelten Brexit vorgeschlagen. Er könnte zum Tragen kommen, wenn Mays Plan für einen EU-Ausstieg im Parlament scheitere. Der Plan würde der britischen Regierung zwei Jahre mehr Zeit für Verhandlungen geben. Die namentlich nicht genannten Minister regen an, dass das UK bis 2021 weiterhin EU-Mitgliedsbeiträge zahlen und die Regeln des Blocks befolgen könnte.

Man könnte dann in Ruhe verhandeln, um sich auf ein neues Freihandelsabkommen zu einigen und zu vermeiden, dass die volle Scheidungsrechnung über 38 Milliarden Pfund fällig werde. May habe den Plan jedoch als derzeit nicht benötigt bezeichnet. Mehr noch, er müsste auch von den anderen 27 EU-Mitgliedsländern akzeptiert werden - plenty of if".

Die innenpolitische Situation im UK hat mit rationalen Erwägungen nur wenig zu tun. Ideologisch wird am Brexit vom politischen Establishment festgehalten, obwohl sich ein Meinungsumschwung in Umfragen zu Gunsten Europas längst ergeben hat.

Vor diesem Hintergrund ideologischer Verblendung nimmt das Risiko eines ungeregelten Brexits zu. Genau das wird derzeit an den Devisenmärkten bewertet. Wir bieten Ihnen noch Input des Guardian im Rahmen eines Kommentars an, es ist ein "must read": https://www.theguardian.com/commentisfree/2018/nov/11/citing-the-peopleswill-wont-save-our-leaders-in-a-post-brexit-carnage

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.1370 - 1.1400 neutralisiert dieses Szenario.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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