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Reichtum, Neid und wahre Werte

02.12.2018  |  Manfred Gburek
Am kommenden Freitag ist es endlich soweit: Aus der CDU-Zentrale wird die Botschaft "habemus papam Merz" oder "habemus mamam Kramm-Karrenbauer" verkündet. Oder doch noch ein anderer Name? Bis dahin dürfte das Thema Mittelstand in aller Öffentlichkeit noch weiter als bislang ohnehin schon in seine Einzelteile zerlegt werden - und damit eine Debatte auslösen über die Themen Reichtum, soziale Gerechtigkeit und wie man beide unter einen Hut bringt.

In welche Richtung sie geht, hat das Handelsblatt mit einem umfangreichen Beitrag bereits am vergangenen Freitag gezeigt. Überschrift: "Wann bin ich reich?" Inhaltsschwerpunkt: Der Mittelstand, von dem niemand weiß, bei welchem Einkommen oder Vermögen er beginnt und bei welchem er endet.

Das Manager Magazin veröffentlicht auf der Grundlage von Schätzungen regelmäßig Listen mit den reichsten Deutschen. Traditionell angeführt von den BMW-Erben Susanne Klatten und Stefan Quandt, bergen die geschätzten Daten so manche Überraschung. Oder wussten Sie, dass laut Manager Magazin Basketballer Dirk Nowitzki mit 0,25 Milliarden Euro Platz 624 unter den reichsten Deutschen belegt, Ex-Fußballweltmeister Philipp Lahm mit 0,1 Milliarden Euro Platz 827 und das Scorpions-Trio Klaus Mein, Matthias Jabs und Rudolf Schenker mit 0,09 Milliarden Euro Platz 1001?

Solche Zahlen erwecken bei den einen Menschen Neid, bei den anderen Bewunderung. Geht man den Dingen auf den Grund, kommt allerdings schnell heraus: Der Neid zielt kaum bis gar nicht auf Erfolgsmenschen wie Nowitzki, Lahm oder die Scorpions, die ihre Millionen jeweils sinnvoll einsetzen: Nowitzki investiert über eine Stiftung in den sportlichen Nachwuchs, Lahm in Beteiligungen, und das Scorpions-Trio bereitet zumindest seinen Fans Freude. Nein, den Neid erweckt in erster Linie eine Minderheit unter den Reichen, etwa Ex-Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann, Missmanager Thomas Middelhoff und Nichtstuer unter unzähligen Erben.

Sie alle haben für eine Menge an negativen Schlagzeilen gesorgt und dadurch mittelbar ungerechtfertigt auch das Image redlicher Manager beschädigt.

Will man dem Thema Reichtum auf den Grund gehen, erscheint es ratsam, Politiker einzubeziehen. Aber nicht etwa wegen ihres Einkommens oder Vermögens, sondern weil sie mit dem Geld der Steuerzahler leichtfertig umgehen. Dazu ein paar besonders eklatante Beispiele: Der Bundeshaushalt für 2019 sieht einen Ausgabenanstieg um 3,7 Prozent auf 356,4 Milliarden Euro vor; das ist ein Plus von 13 Milliarden Euro.

Auf das Arbeitsministerium entfallen sage und schreibe 145,3 Milliarden Euro. Das ist vor allem den Renten geschuldet - Rentner bilden ja, weil es immer mehr von ihnen gibt, für alle Politiker ein interessantes Wählerpotenzial. Ministerien und Bundesbehörden bekommen mal eben voraussichtlich 8750 neue Stellen, wahrscheinlich sogar mehr. Damit nicht genug, die Parteienfinanzierung steigt um ein Drittel, und die Integrationskurse für Flüchtlinge werden weiter fortgeführt, obwohl nicht feststeht, wer in Deutschland bleiben darf und wer nicht.

Vor allem Immobilien schaffen Reichtum, heißt es zum Beispiel immer wieder vonseiten der Bausparkassen, Makler und Bauträger. In letzter Zeit kommt noch eine penetrante Werbung in den Medien hinzu, besonders im Fernsehen. Da ist es geradezu herzerfrischend, wenn ausgerechnet ein Insider, Klaus Franken von Catella Project Management, den Immobilienanbetern die Leviten liest: "Der größte Profiteur am Wohnungsbau ist der Staat. 19 Prozent kassiert der Bund über die Umsatzsteuer, die im Wohnungsbau nicht als Vorsteuer ausgeglichen werden kann. 6,5 Prozent kassiert zum Beispiel das Land NRW mit der Grunderwerbsteuer. Über ein Viertel der Miete landet demnach in den öffentlichen Kassen."

Immobilien haben zweifellos schon so manchen Investor reich gemacht. Für den Erfolg ausschlaggebend war und ist jedoch in erster Linie das richtige Timing in Verbindung mit dem bekannten Branchenspruch: Lage, Lage, Lage. Und wer eins draufsetzen will, achtet am besten auch auf die Begrenztheit, beispielhaft wie folgt interpretiert: Ein See oder ein Fluss hat so und so viel Ufer. Sind die See- oder UferlagenIst zugebaut, steigt der Preis der betreffenden Objekte so gut wie von selbst. Dieses Beispiel lässt sich auch auf sonstige knappe Lagen übertragen.

Interessanterweise hat die Bemerkung von Friedrich Merz, er sei Mittelständler, komische Debatten nach sich gezogen. Überwiegend am Thema vorbei; denn die Interpretation, was Mittelstand sei, hilft nicht wirklich weiter. Zum Glück finden die meisten von diesen Debatten erst am späten Abend statt, sodass man sie nicht zur Tagesschau-Zeit über sich ergehen lassen muss. Dann wird überwiegend zwischen Politikern so diskutiert, als sei Reichtum eine Schande - manchmal subtil, allzu oft auch populistisch, meistens einfach peinlich.

Die Moderatorinnen Maybrit Illner, Sandra Maischberger, Anne Will und andere sollten sich schämen. Tun sie aber nicht. Stattdessen lassen sie zu, dass vonseiten der eingeladenen Gäste ein Aufguss von Wahlkampf-Parolen nach dem anderen folgt. Dem Palaver haftet ganz nebenbei ein Hauch von Bevormundung an. Armes Deutschland. Kein Wunder, dass sich immer mehr Deutsche anderen Medien zuwenden, wie Facebook oder YouTube, wo auch Querdenker zu Wort kommen.

Mein jüngstes Ebook hat den Titel "Reich werden ist keine Schande". Nomen est omen. Aber was bedeutet Reichtum wirklich? Eine berechtigte Frage. Darauf gibt es verschiedene Antworten. Ich tendiere zu dieser: Reichtum lässt sich sowohl materiell in Euro als auch in nicht messbaren immateriellen Werten ausdrücken. Die Freude am materiellen Reichtum ist bereits am größten, sobald der Grenznutzen des Geldes bzw. des Vermögens gegen null tendiert. Dagegen kennen immaterielle Werte - Liebe, Freundschaft, Mitleid, Geben ist seliger denn Nehmen und so weiter keine Grenzen, also auch keinen Grenznutzen.

Zu hoffen ist, dass solche Gedanken in die ganze Diskussion über den Reichtum, ausgelöst durch Friedrich Merz, noch in die Debatte um die CDU-Führerschaft einfließen - egal, wer am Ende gewinnt. Und dass die weit verbreitete Neid-Diskussion endlich ein Ende nimmt. Diesbezüglich können sich die Deutschen ausnahmsweise mal an den Amerikanern ein Beispiel nehmen, die bereits nach der ersten Begrüßung in aller Offenheit über ihr Haus, ihre Aktien und sogar ihre Schulden reden.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu



Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.

Neu bei gburek.eu: Aktien, Aktien, Aktien


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