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Fed hört nicht auf Trump

19.12.2018  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auf ihrem heutigen Treffen haben die Mitglieder des Offenmarktausschusses (FOMC) der US-Zentralbank (Fed) den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte angehoben. Die Federal Funds Rate liegt nun in einer Bandbreite von 2,25 bis 2,50 Prozent.

Die Fed hat zudem ihre Leitzinsprognose leicht verändert: Sollte der Leitzins bisher 3,4 Prozent im Jahr 2021 erreichen, so soll er jetzt nun nur noch auf 3,1 Prozent steigen. In 2019 und 2020 soll zudem jeweils auf eine Zinserhöhung verzichtet werden im Vergleich zur bisherigen Zinsprognose.

Die Fed ist also nach wie vor in "Zinserhöhungslaune", und das hat bereits unüberhörbare Kritik von US-Präsident Donald J. Trump ausgelöst: Er befürchtet, die Zinserhöhungen könnten dem US-Aufschwung den Wind aus den Segeln nehmen, und dass sie angesichts der nach wie vor geringen Inflation auch gar nicht notwendig seien.

Es sollte kein Zweifel darüber bestehen, dass die Zinserhöhungen Auswirkungen haben. Sie verteuern beispielsweise die Kreditkosten, üben Abwärtsdruck auf die Finanzmarkt- und Häuserpreise aus, bremsen die Konjunktur - alles Effekte, die man nicht wegdiskutieren kann, selbst wenn man die Zinserhöhungen gesamtwirtschaftlich als gut und richtig einstuft.

Das besondere Problem ist nun aber das: Die Fed weiß nicht, wo die „richtige Zinshöhe“ liegt. Wenn sie den Zins zu stark anhebt, steht die nächste Finanz- und Wirtschaftskrise ins Haus. Und hält sie den Zins zu tief, eskaliert wohlmöglich der inflationäre Schuldenboom. Kann man eine berechtigte Hoffnung haben, dass Fed die richtige "Zinsbalance" findet?

Die Fed-Politik in der jüngeren Vergangenheit stimmt leider nicht zuversichtlich: So war es die Fed selbst, die mit ihren kräftigen Zinserhöhungen den „New Economy Boom“ in 2000 und den Kredit-Boom in 2007 hat platzen lassen. Die Hoffnung, die Fed werde es diesmal „richtig machen“, gründet sich daher wohl eher auf einem Wunschdenken.

Die Sorge, die Fed könnte die Zinsschraube zu stark drehen, ergriff dann auch die Märkte unmittelbar im Anschluss an die Bekanntgabe der Zinsentscheidung. Die US-Aktienmärkte knickten merklich ein (zum Beispiel S&P 500 -1,7%, NASDAQ -2,6%). Auch der Goldpreis gab um 0,4% nach und stand somit bei 1.244 USD/oz.

Doch gerade die "Tagesbewegung" des Goldpreises sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Gold für Anleger attraktiv bleibt: Gold ist (mit aller Vorsicht gesprochen) nach wie vor günstig - ist eine "Portfolioversicherung" mit Wertsteigerungspotential, egal ob die Fed den gegenwärtigen Boom noch etwas in Gang hält oder ihn bald zum Einsturz bringt.

Die Gefahr, dass die Fed mit ihrer "Versuchs-und-Irrtums"-Zinspolitik letztlich doch eine Problemlawine lostreten könnte, ist durchaus akut, und der Anleger sollte sie keinesfalls unterschätzen (denn es ist durchaus möglich, dass Präsident Trump doch das bessere geldpolitische Gespür hat).  

Siehe hierzu auch den Degussa Marktreport vom 23. November 2018, "Das Ende der Fed-Zinsstraffung naht".


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Degussa Goldhandel GmbH



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