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Charles Hugh Smith: Ist dieser Abschwung eine Wiederholung des Jahres 2018?

09.01.2019
Auch diejenigen, die dem Aktienmarkt nicht sonderlich genau folgen, sind sich bewusst, dass die Weltwirtschaft an Fahrt verliert und anscheinend droht, in die Rezession zu schlittern.

Für diejenigen, die den Aktienmarkt im Auge behalten, sind die Zeichen unheilvoll: Die USA waren die letzte große Volkswirtschaft, die im letzten Jahr Gewinne verzeichnen konnte. Im Oktober folgte der US-amerikanische Markt dann dem Rest der Weltmärkte, die sich schon damals bereits in einem langgezogenen Abwärtstrend befanden, der bisher noch kein Ende genommen hat.

Ebenso ernüchternd ist die Tatsache, dass wichtige Branchen, wie der Ölsektor, die Bankenbranche und die Versorgungswirtschaft mit alarmierender Heftigkeit zusammengebrochen sind und überverkaufte Niveaus erreicht haben, die wir zuletzt 2008 beobachten konnten, als das weltweite Finanzsystem zusammenbrach.

Der Crash dieser Sektoren sendet ein unverwechselbares Signal: Die Weltwirtschaft befindet sich auf dem Weg zu einer möglicherweise schwerwiegenden Rezession. Und Vermögenswerte werden ihren Wert innerhalb eines rückläufigen Umfelds sicherlich nicht steigern. Es ist also besser, riskante Vermögenswerte wie Aktien lieber früher als später zu verkaufen und das Geld in sichere Assets wie Staatsanleihen zu investieren.

Und tatsächlich besitzen Haushalte nun mehr Staatsanleihen als die Federal Reserve - eine unglaubliche Umschichtung des Risikoappetits.

Viele weitere Indikatoren für eine Rezession machen die Schlagzeilen: Fahrzeug- und Immobilienverkäufe sowie der weltweite Handel sind rückläufig.

Wiederholen sich der weltweite Finanzcrash und die darauffolgende Rezession der Jahre 2008 bis 2009? Die starke Abnahme der Aktien erinnert sicherlich an 2008. Tatsächlich stellt der Rückgang im Dezember die schlechteste Entwicklung seit einem Jahrzehnt dar. Oder betreten wir eine andere Art der Rezession, dem Äquivalent unerforschter Gewässer?

Und wenn wir eine Rezession betreten, was können dann Zentralbanken und Regierungen tun, um das finanzielle Leid zu mildern? Nicht vieles können wir mit absoluter Sicherheit sagen, doch wir können relativ zuversichtlich sein, dass Zentralbanken und Staaten auf die Ausrufe "etwas zu tun" reagieren werden.

Das wirft zwei Fragen auf: Welche Maßnahmen können Zentralbanken/Staaten ergreifen und werden diese politischen Maßnahmen funktionieren oder fehlschlagen und die Rezession verschlimmern?

Ein guter Startpunkt ist die erneute Betrachtung der Krise von 2008 und der Versuch, deren Quellen sowie die Art und Weise zu verstehen, wie Zentralbankmaßnahmen das umkehrten, was ein eskalierender Kollaps des weltweiten Finanzsystems zu sein schien - ein Crash, der die Weltwirtschaft in eine Schockstarre versetzt hätte.

Das kürzliche von Adam Tooze geschriebene Buch Crashed: How a Decade of Financial Crises Changed the World ist eine forensische Autopsie der Krise. Und obwohl ich das Buch noch nicht gelesen habe, beziehe ich mich auf Toozes kürzlichen Artikel im Magazin Foreign Affairs, um seine Meinung bezüglich der fundamentalen Funktionsweise des 2008-Crashs und den Reaktionen der Zentralbanken zu betrachten.

Die Geschichte des kriminellen Betrugs, der in der Subprime-Hypothekenkrise eingebettet liegt, ist gut bekannt. Aber wie Tooze aufzeigt, fielen diese Verluste geringer aus als die zur Zeit der Dot-Com-Krise 2000 bis 2002. Warum sorgte die Subprime-Hypothekenkrise also fast zum vollständigen Kollaps des weltweiten Finanzsystems?

Tooze identifiziert zwei Schlüsseldynamiken:

1. Im Jahr 2008 war die weltweite Finanzbranche äußerst integriert und kreditgestützt - was wir als hyperkohärent bezeichnen; in Toozes Worten: "außerordentlich enge Beziehungen zwischen der US-amerikanischen und europäischen Finanzbranche."

2. Nicht in den USA ansässigen Banken - vor allem in Europa - hatten reichlich Kredite in US-Dollar aufgenommen, um am US-amerikanischen Finanzmarkt tätig zu sein. Als die Panik begann, ebbten die weltweiten Kapitalflüsse ab und ausländische Banken hatten nicht länger Zugang zu in US-Dollar ausgezeichneten Krediten.

Als Kapitalflüsse und kurzfristige Kredite versiegten, begann eine Liquiditätskrise: Nicht in den USA ansässige Banken konnten nicht genügend Dollar zusammenbringen, um ihre Verbindlichkeiten zu decken.

Da sie nicht in der Lage waren, Dollar zu leihen, bestand ihre einzige Möglichkeit darin, ihre US-amerikanischen Vermögenswerte zu verkaufen; Panikverkäufe, die die Bewertungen der US-amerikanischen Aktien, Immobilien und hypothekarisch gesicherten Wertpapiere zerschmettert hätten.

US-Banken wären dann dazu gezwungen gewesen, ihre Vermögenswerte niedriger zu bepreisen und somit starke Verluste innerhalb ihres Portfolios zu verzeichnen, die (Toozes Ansicht nach) einen ansteckenden Bankensturm ausgelöst hätten, während dem die Banken zeitgleich bankrott gegangen wären (d.h. weniger Vermögenswerte als Verbindlichkeiten).

Um diese Bankenkrise und einen Kollaps der US-amerikanischen Aktien- und Immobilienmärkte zu verhindern, stellte die Federal Reserve den europäischen Banken still und heimlich kurzfristige Kredite im Wert von mehreren Billionen Dollar zu Verfügung.

Zudem wurden Währungsswaps mit anderen Zentralbanken durchgeführt, um die notwendige Menge an Dollar bereitzustellen, die diese Banken benötigten, um die Liquidität ihres Bankensektors wiederherzustellen.

Laut Tooze gingen die weltweiten Kapitalflüsse von 2007 bis 2008 um 90% zurück; die weltweiten Exporte fielen innerhalb von 9 Monaten um 22%.

Das langfristige Endergebnis dieser weltweiten Dollarknappheit und der Notfallmaßnahmen der Fed, in deren Rahmen Dollar für kurzfristige USD-Kredite und USD-Währungsswaps gedruckt wurden, ist, dass der Dollar nun dominanter ist als vor der Krise.

Der US-Dollar ist nun die Handelsleitwährung für Länder, die 70% des weltweiten BIPs repräsentieren, ein Anstieg von den 60% im Jahr 2000. Wie Tooze erklärt: "Die weltweiten Zentralbanken wurden effektiv zu ausländischen Abteilungen der Fed, Zweckgesellschaften für die jeweilige Dollarliquidität, die das Finanzsystem benötigte."

Dieses Zusammenspiel aus Überregulierung, Kredit, Währungen und Reaktionen ist kompliziert, also lassen Sie uns zusammenfassen, was 2008 passiert ist:


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