Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Preisturbulenzen am Markt für Platinmetalle

25.01.2019  |  Thorsten Proettel
- Seite 2 -
Erst in den 1990er Jahren wurden Methoden entwickelt, die einen Einsatz von Palladium in Abgasreinigeren von Benzinmotoren zuliesen. Und in den letzten Jahren kamen vermehrt palladiumhaltige Geräte für Dieselfahrzeuge auf. In der Praxis wird übrigens stets eine Legierung aus beiden Metallen und weiteren Elementen genutzt, so dass es heute keine reinen Platin- oder Palladiumkatalysatoren gibt. Die verbesserten technischen Möglichkeiten ließen es aber zu, dass sich die Anteile in der Vergangenheit immer weiter in Richtung des günstigeren Palladiums verschieben ließen.

Der starke Anstieg der Palladiumnutzung in der Kfz-Branche während der letzten Dekade bei einem stagnierenden Platingebrauch geht neben der fortschreitenden Ausnutzung der technischen Möglichkeiten auf eine zweite Ursache zurück: Platin wird zwar immer noch in größerem Umfang für Dieselfahrzeuge benötigt, doch diese werden bei Personenkraftwagen fast ausschließlich in Westeuropa abgesetzt.

In Nordamerika und insbesondere in Asien als dem aufstrebenden Wachstumsmarkt der letzten Jahe ist es undenkbar, Limosinen mit Dieselmotoren anzutreiben. Allenfalls im Bereich der Lastkraftwagen spielen Selbstzünder eine Rolle. Der Dieselmotor ist in gewisser Weise eine westeuropäische Sonderentwicklung, die stark mit der hier praktizierten Steuerbegünstigung des Kraftstoffs zusammenhängt. Gut sichtbar ist in der obigen Grafik die Zäsur durch die Krise 2008/09, die zunächst zu einem allgemeinen Nachfrageeinbruch führte. Danach stagnierte der Platinbedarf, während die Palladiumnutzung immer weiter zunahm.

Dies ist der wichtigste Grund für die substanzielle Verteuerung von Palladium gegenüber Platin in den letzten Jahren.

Bevor im nächsten Kapitel auf die Sonderentwicklung eingegangen wird, die zu der zwischenzeitlichen Dominanz des Palladiumeinsatzes Ende der 1990er Jahre bis Anfang der 2000er Jahre führte, sollen an dieser Stelle noch die anderen Nachfragefaktoren des Marktes erläutert werden. Palladium ist ein hervorragendes Schmuckmetall, da es ähnlich hell wie Silber ist, aber nicht oxydiert. Durch den starken Preisanstieg ist die Nutzung für die Schmuckherstellung in den letzten Jahren aber immer mehr zurückgedrängt worden.

Auch andere Anwendungsgebiete verloren an Bedeutung, da man immer mehr versuchte, auf preislich günstigere Alternativen umzustellen. Heute wird Palladium vor allem dort eingesetzt, wo es aufgrund seiner technischen Eigenschaften unersetzlich ist. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass es kaum Spielräume gibt, eine steigende Palladiumnachfrage aus der Kfz-Industrie durch die Verdrängung anderer Nutzergruppen zu befriedigen. Eine Mehrnachfrage führt deshalb fast automatisch zu Preissteigerungen.

Open in new window
Quellen: Johnson Matthey plc., GFMS, eigene Schätzung und Darstellung


Anders verhält sich die Lage auf dem Platinmarkt. Wie bereits erwähnt, macht die Autobranche hier nur rund 40% der weltweiten Endnachfrage aus (siehe Grafik nächste Seite). Weitere 30% der Nachfrage entfallen auf die Schmuckbranche. Ohrringe, Halsketten und anderes Geschmeide aus Platin ist vor allem in China beliebt, da das kühl wirkende Metall aus ästhetischen Gründen vor allem von manchen Asiatinnen mit hellem Teint gegenüber Goldtönen bevorzugt wird.

Auch zur Herstellung der Legierung Weißgold wird Platin eingesetzt. Ansonsten wird der Rohstoff in weiteren Industriebranchen zur Katalyse chemischer Prozesse genutzt, beispielsweise in der Petrochemie. Nicht zuletzt spielt die Medizintechnik eine gewisse Rolle.

Open in new window
Quellen: Johnson Matthey plc., GFMS, eigene Schätzung und Darstellung


Die Zahlewerke verschiedener institutioneller Beobachter der Edelmetallmärkte wie der britischen Firma Johnson Matthey oder dem Datenanbieter GFMS sind mit einer gewissen Vorsicht zu interpretieren. Manche Datenpunkte sind nur Hochrechnungen oder Schätzungen, die nicht selten nachträglich bedeutend revidiert werden müssen. Doch glaubt man den jüngsten Veröffentlichungen, dann bestand im Jahr 2018 wahrscheinlich ein Angebotsübeschuss auf dem Platinmarkt in Höhe von etwa 10 Tonnen. Umgekehrt war ein Palladiumdefizit von etwa 7 Tonnen zu beobachten.


Fundamentale Angebotssituation

Der starke Anstieg des Palladiumpreises sollte gemäß Lehrbuch unter sonst gleichen Umständen zu einer Auweitung des Angebots führen und somit den Preisdruck abmildern. In der Praxis ist dieser Prozess im Fall von Palladium aber kaum relevant. Die Verwertung von ausgedienten Abgaskatalysatoren und das Recycling von Elektronikschrott und altem Schmuck tragen ungefähr mit einem Anteil von 30% zum Palladiumangebot bei. Zwei Drittel entfallen auf die Minenförderung und hier steht Russland als Herkunftsland mit etwa 40% an erster Stelle.

Das russische Palladium fällt fast ausschließlich als Nebenprodukt der heimischen Nikelförderung an. Eine Erhöhung des Weltpreises für Palladium bietet deshalb keinen Anreiz, die Aktivitäten in den Nickelminen zu erhöhen. Ähnlich sieht es in Südafrika aus, das für etwa 38% der Palladiumförderung steht. Dort ist Palladium vor allem ein Nebenprodukt der Platinminen.


Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"