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Preisturbulenzen am Markt für Platinmetalle

25.01.2019  |  Thorsten Proettel
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Im Gegensatz zu Goldbarren und -münzen unterliegen Platin und Palladium aber hierzulande der Mehrwertsteuer. Dies bremst die Nachfrage, so dass die beiden Metalle auch im Bereich der Privatanleger nur eine Nischenstellung einnehmen. Über zwei andere Kanäle findet dennoch ein erheblicher Einfluss auf die Preisentwicklung statt. Dies sind der Handel über den Terminmarkt und die Kapitalanlage in sogenannten Exchange Traded Commodities (ETCs).

Bei den letztgenannten Wertpapieren handelt es sich um grob gesprochen um börsengehandelte Schuldverschreibungen, deren Kurs das zugrundeliegende Basisinvestment widerspiegelt. Die Konstruktionsweise entspricht weitgehend derjenigen von Exchange Traded Funds (ETFs). Im Gegensatz hierzu sichern die Emittenten ihr Kursrisiko aber nicht über den Kauf von Derivaten am Terminmarkt ab. Stattdessen ist im Edelmetallbereich eine sogenannte physische Replizierung üblich.

Das bedeutet, dass Investmentgesellschaften, die Platin- oder Palladium-ETCs ausgeben, für jedes veräußertes Wertpapier eine bestimmte Menge der Edelmetalle physisch kaufen und in ihren Tresoren einlagern. Je nach Emissionsbestimmungen besteht sogar die Möglichkeit zur physischen Auslieferung für Anleger. Edelmetall-ETCs gelangten ungefähr im Jahr 2007 zum Durchbruch an den Börsen. Die nachfolgende Grafik zeigt neben dem Palladiumpreis die Entwicklung des physischen Gesamtbestands der Palladium-ETCs in Tonnen.

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Quellen: Bloomberg, LBMA, eigene Darstellung


Von 2008 bis 2014 entzogen die Anleger durch ihre Käufe dem Markt Palladium. In der Spitze erreichte der Gesamtbestand 95 Tonnen. Der deutlich steigende Palladiumpreis seit 2016 führte jedoch nicht zu einem höheren Interesse der Anleger. Die Eigentümer von ETCs trennten sich vielmehr von ihren Papieren und trugen somit wie bereits erwähnt zur Vergrößerung des Angebots bei. Zuletzt betrug der Gesamtbestand der ETC-Emittenten nur noch rund 23 Tonnen.

Als Begründung für diese gemessen an anderen Anlageklassen kontraintuitive Entwicklung werden Gewinnmitnahmen genannt. Für diese Hypothese spricht, dass Palladium ein Nischenmarkt ist, der kaum Privatanleger anzieht. Eine zweite denkbare Erklärung ist die geographische Verteilung der Anleger. Palladium- und Platin-ETCs werden zu einem überproportional großen Anteil von südafrikanischen Anlegern gehalten, die mit diesen Papieren eine gewisse Absicherung gegen Streiks und andere wirtschaftliche Schwierigkeiten erwerben können.

Führen diese nämlich zu Friktionen im heimischen Wirtschaftsleben und somit zu einem Absinken des dortigen Aktienmarktes, dann sind aufgrund der hohen Bedeutung Südafrikas als Fördernation gleichzeitig höhere Preise für Platinmetalle wahrscheinlich. Vor diesem Hintergrund kann der Rückgang der ETC-Bestände aber auch folgendermaßen interpretiert werden: Möglicherweise sehen viele professionelle und insbesondere die südafrikanischen Anleger den Palladiumpreis schon seit einiger Zeit als viel zu hoch an.

Etwas anders sieht es im Bereich der Platin-ETCs aus. Schon seit 2016 pendelt der physische Gesamtbestand der Emittenten in der Spanne zwischen etwa 70 Tonnen und 80 Tonnen seitwärts. Immerhin hat der sinkende Preis in diesem Fall aber nicht zu einem Abverkauf der ETCs und somit für zusätzlichen Marktdruck gesorgt.

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Quellen: Bloomberg, LBMA, eigene Darstellung


Die andere bereits angesprochene Möglichkeit für Großinvestoren und Spekulanten ist der Kauf von Terminkontrakten auf Edelmetalle. Mit geringem Kapitaleinsatz ist es auf diesem Wege möglich, an der Preisentwicklung von Platin und Palladium zu partizipieren und auch auf fallende Notierungen zu wetten. An der New York Mercantile Exchange (NYMEX) werden Futures-Kontrakte gehandelt, die einen Lieferanspruch zum Fälligkeitstag auf 50 Feinunzen Platin (1,55 Kilogramm) oder 100 Feinunzen Palladium (3,11 Kilogramm) verbriefen.

Allen vier großen Edelmetallen ist gemein, dass in der ersten Jahreshälfte 2018 eine massive Spekulation auf fallende Preise einsetzte. Sichtbar wird dies an den wöchentlichen Datenveröffentlichungen "Commitment of Traders" der USamerikanischen Terminmarktaufsicht Commodity Futures Trading Commission (CFTC). Zunehmende Positionierungen für Preisrückgänge können sich hier auf zwei Arten bemerkbar machen.

Zum einen können die als Money Manager eingestuften Spekulanten ihre schon bestehenden Long-Position veräußern, die einen Gewinn bei steigenden Preisen ermöglichen sollen. Zweitens ist das Eingehen von Short-Positionen möglich, die einen Gewinn bei sinkenden Notierungen versprechen. Zusammenfassen lassen sich beide Wirkungskanäle über die Betrachtung der Netto-Long-Position der Money Manager, also der Longs abzüglich der Shorts.

Im Fall von Platin sank die Netto-Long-Position von gut 30.000 Kontrakten Ende Januar 2018, als der Preis bei über 1.000 US-Dollar stand, auf mehr als minus 30.000 Kontrakte im September. Der Rückgang entspricht rechnerisch Verkäufen im Umfang von 95 Tonnen Platin. In der zweiten Jahreshälfte 2018 wurden die Shorts abgebaut, was parallel zu einer temporären Preiserholung stattfand. Gegen Ende des Jahres tauchte die Gesamtposition der Money Manager aber wieder unter die Nulllinie ab. Eine Aussage über die aktuelle Positionierung der Spekulanten ist übrigens nicht möglich, da der Regierungs-Shutdown in den USA die Veröffentlichung von aktuellen Daten über das Commitment of Traders verhindert.


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