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Italiens Gold steigt in das politische Gefecht ein. Aber wer besitzt es wirklich?

18.02.2019  |  Ronan Manly
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Darüber hinaus gehört die Banca d'Italia nicht dem italienischen Staat. Sie ist im Besitz der italienischen Geschäftsbanken, wobei Intesa Sanpaolo und UniCredit die größten Aktienanteile innehaben. Hier ist eine Liste der Finanzinstitute, die Anteilseigner der Bank von Italien sind. Demnach gehört der Bank von Italien das Gold und die italienischen Banken besitzen die Bank von Italien.

Die Gründe dafür, dass das italienische Gold der Bank von Italien und nicht dem italienischen Staat gehört, sind historisch bedingt. Sie werden in meinem Artikel vom September 2016 "Von Goldzügen zu Goldkrediten - die riesigen Goldreserven der Banca d'Italia" aufgeführt und lauten kurz gesagt wie folgt:

"Bis in die 1960er waren die meisten, wenn nicht alle, der offiziellen Goldreserven Italiens nicht in der Hand der Banca d'Italia, sondern einer dazugehörigen Körperschaft namens "l'Ufficio Italiano dei Cambi" (UIC). Auf Deutsch ist es die "Italienische Devisenbehörde". Die UIC wurde 1945 kreiert. Eine ihrer Aufgaben bestand darin, Italiens Devisenreserven (Gold eingeschlossen) zu verwalten.

Italienische Goldkäufe in den 1950ern und 1960ern wurden für Rechnung der UIC, nicht der Banca d'Italia, vorgenommen. Allerdings gab es in den 1960ern zwei große Goldtransfers von der UIC zur Banca d'Italia; eine 1960 und die zweite 1965. Insgesamt machten diese zwei Transaktionen einen Transfer von 1.889 Tonnen von der UIC zur Banca d'Italia aus. Die Hauptfunktion der UIC bestand danach in der Verwaltung der nationalen Währung und nicht des nationalen Goldes. Im Januar 2008 wurden alle Aufgaben und Befugnisse der UIC an die Banca d'Italia übertragen, sodass die UIC wegfiel."



Fazit

Wie immer, ist es amüsant, dass Politiker, in diesem Fall Italiens politisches Establishment, beim Thema echtes Geld und Finanzkrise anderer Meinung sind als das Wall Street Journal, das Gold lediglich als Modeerscheinung sieht. Ich bin gespannt, wie weit Borghis Gesetzesentwurf es im italienischen Parlament schafft, um die Besitzverhältnisse von Italiens Gold klarzustellen.

Vizeministerpräsident Salvini sagt, dass die italienischen Goldreserven "das Eigentum des italienischen Volks [seien], niemanden sonst." Aber die elitären Zentralbanker der Bank von Italien sind da anderer Meinung.

Außerdem haben dieses Mal die Zentralbanker das Gesetz auf ihrer Seite (da es gesetzlich festgelegt ist, dass die italienische Zentralbank die Goldreserven besitzt). Die Banca d'Italia wird wohl kaum über Goldverkäufe diskutieren wollen, geschweige denn ihnen zustimmen.

Es wäre in erster Instanz förderlicher, wenn die italienischen Politiker auf eine vollständige und unabhängige Bestandsprüfung des italienischen Goldes drängen würden. Diese sollte sowohl die 1.200 Tonnen Gold, die unter dem Hauptsitz der Bank in Rom gelagert werden beinhalten, als auch die "andere Hälfte" des Goldes, die nach Aussagen der Bank von Italien größtenteils in den Tresoren der Federal Reserve in New York (FRBNY) aufbewahrt werden soll, die aber niemand, auch nicht italienische Politiker, jemals zu Gesicht bekam.

Ein Bestandteil dieser Prüfung sollte die Veröffentlichung der gesamten "Gewichtsliste" des italienischen Goldes, einschließlich jeder Seriennummer von jedem Goldbarren, der zu den offiziellen italienischen Goldbeständen gehören soll, sein. Denn hat man das Gold nicht, kann man es auch nicht verkaufen. Und der erste Beweis, dass man das Gold hat, ist eine volle und unabhängige Bestandsprüfung.

Das italienische Gold in New York könnte längst weg sein. Den letzten Beweis dafür, dass es sich tatsächlich in den Tresoren der Fed in New York befand, gab es zwischen 1974 und 1978, als ca. 542 Tonnen dieses Goldes als Sicherheit für eine Reihe von Krediten in US-Dollar von der Deutschen Bundesbank benutzt wurden.

Wenn die italienischen Politiker die Liquidität des italienischen Goldes nutzbar machen wollen, könnten sie auch auf einen neuen internationalen Kredit drängen, bei dem wieder italienisches Gold als Sicherheit eingesetzt werden könnte. Aber das setzt voraus, dass die Italiener die Goldmenge haben, die sie behaupten, und es gibt keinen unabhängigen Beweis dafür.

Es ist zugegebenermaßen sehr merkwürdig: In den 1990ern und 2000ern verkauften viele Länder mit großen Goldbeständen Gold - wie die Niederlande, Belgien, das Vereinigte Königreich, Frankreich, die Schweiz, Spanien, Portugal, Kanada und Australien. Doch Italien verkaufte "nicht eine Unze", wie es Beppe Gillo hervorhob. Vielleicht verkaufte die Bank von Italien in den 1990ern und 2000ern viel Gold, war aber zu beschämt es mitzuteilen und hielt es deshalb geheim. Es sind schon seltsamere Dinge vorgekommen, und in der Welt von intriganten Zentralbankern ist alles möglich.


© Ronan Manly
BullionStar



Dieser Artikel wurde am 12. Februar 2019 auf www.bullionstar.com und zuvor auf RT.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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