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Die lange Geschichte des Goldgeldes - Ein kurzer Aufsatz

12.04.2019  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 4 -
Zwischenfazit

Es ist jetzt der richtige Zeitpunkt, zwei, wie ich meine, besonders wichtige Erkenntnisse herauszustellen, die sich aus der Währungsgeschichte ablesen lassen.

(1) Der Staat hat immer wieder in das Geldwesen eingegriffen und damit immer wieder schwere wirtschaftliche und auch gesellschaftliche Störungen verursacht. Nicht das Gold- und Silbergeld war das Problem, vielmehr war der Staat das Problem. Er hat immer wieder das reibungslose Funktionieren des Edelmetallgeldes torpediert.

(2) Mit Blick auf die Währungsgeschichte wird häufig von der Phase des Goldstandards gesprochen. Das verzerrt jedoch die Tatsachen. In der jüngeren Währungsgeschichte gab es bestenfalls so etwas wie Schein-Goldstandards oder Pseudo-Goldstandards. Keiner von ihnen hat den Namen Goldstandard verdient. Ein echter Goldstandard zeichnet sich durch eine zentrale Eigenschaft aus: Geld ist zu 100% durch Gold gedeckt. Das aber war nie der Fall.

Denn die Staaten erlaubten es den Banken, Geld per Kredit zu schaffen - also Geld auszugeben (in Form von Banknoten oder Giroguthaben), das nicht 100% durch physisches Gold gedeckt war. Diese politisch bewusst herbeigeführte Unterwanderung des Goldstandards führte immer wieder zu großen wirtschaftlichen und sozialen Krisen - die dann fälschlicherweise dem Edelmetallgeld in die Schuhe geschoben wurden, nicht aber den staatlichen Eingriffen.


Probleme des ungedeckten Geldes

Dass man heute weltweit ein ungedecktes Geldsystem vorfindet, bei dem die Währungen beim Währungsemittenten in nichts einlösbar sind, ist keinesfalls - und das sollte deutlich geworden sein - mit rechten Dingen zugegangen. Das Goldgeld wurde nicht etwa abgeschafft, weil es ökonomisch nicht funktioniert hätte. Nein, nein!

Das Goldgeld wurde abgeschafft, weil es den wirtschaftlichen und machtpolitischen Interessen der Staaten und den von ihnen begünstigten Gruppen entgegenstand. Das heutige ungedeckte Papiergeldsystem wurde durch eine Enteignung der Goldbesitzer durch den Staat aus der Taufe gehoben.

Und so ist es vielleicht nicht ganz verwunderlich, dass das ungedeckte Geld schweren ökonomischen und ethischen Defekten leidet - zum Schaden vieler Menschen auf dieser Welt. Fiat-Geld ist inflationär, es verliert seine Kaufkraft im Zeitablauf. Es bereichert einige in ungerechtfertigter Weise auf Kosten vieler. Fiat-Geld verursacht Wirtschaftsstörungen, die sogenannten "Boom-und-Bust"-Zyklen. Es sorgt dafür, dass die Schuldenlasten der Volkswirtschaften immer weiter in die Höhe steigen.

Und nicht zuletzt lässt das Fiat-Geld den Staat immer weiter anschwellen zu Lasten der bürgerlichen und unternehmerischen Freiheiten - und der "tiefe Staat" wird zu einer akuten Gefahr für das friedvolle und kooperative Zusammenleben national wie international.


Renaissance des Goldgeldes

Das Ende meines Vortrages über die Geschichte des Goldgeldes rückt näher, nicht aber das Ende der Geschichte des Goldgeldes. Spätestens seit der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 sind die wachsenden Probleme des ungedeckten Geldes für viele Menschen sichtbar geworden, und eine Suche nach besserem Geld hat eingesetzt. Das Aufkommen der Kryptoeinheiten ist ein Indiz dafür. Die Entwicklung zielt in die richtige Richtung: nämlich einen freien Markt für Geld zu schaffen, in dem es den Menschen frei steht, das Geld zu wählen, das ihren Wünschen am besten genügt.

Das Gold ist im Wettbewerb um das bessere Geld nach wie vor ein ernstzunehmender Kandidat. Es gibt bereits viele unternehmerische Anstrengungen, goldbasierte Zahlungssysteme auf den Weg zu bringen.

Beispielsweise hat die britische Münze, The Royal Mint, die technischen Möglichkeit geschaffen, um das Gold, das bei ihr gelagert ist, per Blockchain handelbar zu machen. Wer sein Gold bei der Royal Mint einlagert, dem wird ein handelbares digitales Zertifikat in seine gebucht. Das ist der Weg zur Digitalisierung des Goldgeldes! Das US-Unternehmen Facebook arbeitet, wie zu hören ist, an einer eigenen Währung. Würde sie goldgedeckt, wäre ihr sogleich ein großer weltweiter Markt geöffnet. Ob nun aber Facebook, Amazon, Google oder ein anderer Anbieter: Ein freier Markt für Geld ist nicht nur möglich, er würde auch absehbar besseres Geld hervorbringen.


Gold und Freiheit

Die Währungsgeschichte zeigt es, und auch die ökonomische Theorie zeigt es: Ungedecktes Papiergeld, staatlich monopolisiert, ist kein gutes Geld. Es verträgt sich nicht mit dem Ideal einer dauerhaft friedvollen und produktiven Kooperation zwischen den Menschen, national und international.

Ich möchte daher meinen Vortrag schließen mit einem Zitat, dass Ihnen noch einmal eindrücklich die Bedeutung des Goldes, besser: des guten Geldes, für den Erhalt des Eigentums und damit auch unser aller Freiheit verdeutlichen soll. Es stammt von Alan Greenspan, dem ehemaligen Vorsitzenden der US-Zentralbank, aus dem Jahre 1966:

»Ohne den Goldstandard gibt es keine Möglichkeit, die Ersparnisse vor der Enteignung durch Inflation zu schützen. Es gibt dann kein sicheres Wertaufbewahrungsmittel mehr. (…) Die Finanzpolitik des Wohlfahrtsstaates verlangt es, dass es für die Besitzer von Vermögen keine Möglichkeit gibt, sich zu schützen. Dies ist das schäbige Geheimnis, das hinter der Verteufelung des Goldes durch die Verfechter des Wohlfahrtsstaates steckt.

Kreditfinanzierte Staatsausgaben sind schlicht und ergreifend ein System zur »versteckten« Enteignung von Vermögen. Gold steht diesem hinterhältigen Prozess im Weg. Es steht für den Schutz des Eigentums. Wenn man das begriffen hat, versteht man auch die Feindschaft der Etatisten gegen den Goldstandard.«


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


¹ Dieser Beitrag wurde in ähnlicher Form auf einigen Börsentagen in Deutschland Anfang 2019 gehalten.

² Siehe Ebeling, R. M. (2017), Economic Ideas: David Ricardo on Wealth, Inflation, and Freedom.

³ Benannt nach Thomas Gresham (1519 - 1579), britischer Kaufmann, Finanzagent des Britischen Königshauses und Gründer der Londoner Börse.

⁴ Wenn im freien Markt Silber zu Gold im Verhältnis 12 : 1 gehandelt wird, die Münze jedoch ein Austauschverhältnis von 15 ½ : 1 festlegt, ist das Silber offiziell unterbewertet. Die Menschen bringen dann 1 Goldmünze zur Münze und bekommen dafür 15 ½ Unzen Silber. Die tauschen sie am Markt gegen Gold ein - und bekommen dafür 1,2917 Feinunzen Gold. Das Gold bringen sie zur Münze und erhalten dort 20,02 Feinunzen Silber. Und so weiter. Das Ergebnis ist: Die Münze hat bald nur noch Gold und kein Silber mehr im Angebot. Goldgeld, nicht Silbergeld läuft um. Das unterbewertete Silber wird durch das überbewertete Gold verdrängt. Das ist das Greshamsche Gesetz.

⁵ Siehe Rolnick, A. J., Weber, W. E. (1986), Gresham’s Law or Gresham’s Fallacy?

⁶ Siehe Denver Gold Group.

⁷ Im Juli 1914 waren 4,2 Mark für 1 US-Dollar zu bezahlen. Am 15. November 1923 waren es 4,2 Billionen (4.200.000.000.000) Mark für 1 US-Dollar.

⁸ Im Dezember 1941 entsprachen 18,93 Yuan einem US-Dollar. Im Mai 1949 waren 23.280.000 Yuan für einen US-Dollar bezahlen. Siehe Ebeling, R. M. (2010), Inflation Undermined Popular Support Against Communism.



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