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Das Goldgeld: Eine unterbewertete Versicherung

26.04.2019  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Die Zentralbanken haben die Risikosorgen der Investoren eingeschläfert. Das ist vermutlich der entscheidende Grund, warum das Gold derzeit nicht zu einem deutlich höheren Preis handelt.

Nach der “großen Korrektur” des Goldpreises, die im September 2011 einsetzte, begann der Preis des Goldes in US-Dollar gerechnet ab Anfang 2016 wieder zu steigen, in allen übrigen Währungen stieg er bereits ab Anfang 2014. In konkreten Zahlen: Von Januar 2016 bis April 2019 ist der Preis des Goldes in US-Dollar um 21 Prozent und damit um 6,2 Prozent pro Jahr gestiegen; und von Januar 2014 bis April 2019 ist der Goldpreis in Euro gerechnet um 31 Prozent gestiegen, das entspricht einer durchschnittlichen Jahresrate von 5,2 Prozent.

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Quelle: Thomson Financial; Berechnungen Degussa. (1) Ermittelt aus Goldpreis (USD/oz) und handelsgewichtetem Außenwert des US-Dollar. In der Zeitreihe wurde der September 2011 auf 1.900 indexiert (hier erreichte der US-Dollar-Preis des Goldes seinen bisherigen Höchststand von 1.900 pro Feinunze.).


Wer im Betrachtungszeitraum US-Dollar-Guthaben mit einer 3-monatigen Verzinsung gehalten hat, der hat nach Abzug der Inflation der Konsumgüterpreise 2 Prozent der Kaufkraft seines Anlagebetrages verloren (Abb. 2 a). Im Euroraum ist die reale Kaufkraft der Bankguthaben im Betrachtungszeitraum um 5 Prozent gesunken (Abb. 2 b). Im Vergleich zu (un-)verzinslichen US-Dollar und Euro-Bankguthaben hat das Gold damit deutlich besser abgeschnitten.

Das Gold hat die Wertaufbewahrungsfunktion zufriedenstellend erfüllt, von US-Dollar und Euro lässt sich das nicht sagen. Gleichwohl kann man, wenn man sich die Kommentierungen in der Presse vor Augen führt, den Eindruck gewinnen, das Gold hätte in letzter Zeit “enttäuscht”: Es sei viel weniger stark gestiegen als die Aktienkurse. Doch das ist ein fragwürdiger Vergleich: Denn das Gold konkurriert nicht direkt mit Aktien (oder Häusern), es steht vielmehr mit den etablierten Währungen im Wettbewerb: Gold ist Geld, seine Konkurrenten sind US-Dollar, Euro & Co.

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Quelle: Thomson Financial: Berechnungen Degussa. Serien sind indexiert auf 1. Jeweils 3-Monatszinssatz. Adjustiert mit den Konsumgüterpreisen.


Das Spiel mit der Sorglosigkeit

Eine gewisse Verwunderung über die aktuelle Goldpreisentwicklung ist allerdings durchaus angebracht. Betrachtet man beispielsweise die Langfristbeziehung zwischen Goldpreis (in US-Dollar gerechnet) und Geldmenge, (Real-)Zinsen und Kreditmarktkonditionen, so könnte man (mit entsprechender Vorsicht interpretiert) erwarten, dass der Goldpreis derzeit bei etwa 1.500 USD/oz liegen müsste - also höher als der aktuelle Preis von 1.270 USD/oz. Wie lässt sich die “Preislücke” zwischen dem geschätzten und dem aktuellen Goldpreis erklären?


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