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Weiterhin auf Hochtouren: Chinas physischer Goldmarkt

19.06.2019  |  Ronan Manly
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Poleposition im globalen Goldbergbau

Obwohl China der weltgrößte Goldproduzent ist, muss es trotzdem seinen unbändigen Appetit nach physischem Gold stillen, indem es das meiste Gold, das in und aus der Shanghai Gold Exchange fließt, importiert. Dabei sind natürlich der Ausstoß von Altgold/recyceltem Gold und das Zurückfließen der Investmentnachfrage (Desinvestition) nicht enthalten. Aber hauptsächlich bedient China seine Goldnachfrage durch den Import riesiger Mengen von Goldbarren aus der ganzen Welt. Jegliches Gold, das nicht inländisch produziert wird, importiert China also.

Die aktuellsten Zahlen zur Fördermenge des chinesischen Goldbergbaus für das Jahr 2018 wurden im Januar von der China Gold Association (CGA) veröffentlicht. Der CGA zufolge produzierte China 2018 401,12 Tonnen Gold und war damit der weltgrößte Goldproduzent, eine Poleposition, die es nun schon seit zwölf Jahren belegt.

Von diesen 401 Tonnen kamen 346 Tonnen bzw. 86% aus dem inländischen Goldbergbau und 55 Tonnen Gold wurden bei der inländischen Basismetallverarbeitung gewonnen. Über diese Schlagzeilenangabe hinaus hat China noch eine weitere Goldversorgung, die oft vergessen wird. Die CGA nennt sie manchmal "Goldimporte", aber sie beschreibt sie offiziell auch als "aus dem Ausland importierte Rohmaterialien, aus denen Gold gewonnen wurde". Diese importierten Materialien, aus denen Gold gewonnen wurde, beliefen sich 2018 auf insgesamt 112,78 Tonnen. Somit betrug Chinas gesamtes Goldangebot ohne "Goldbarren-"Importe 513,9 Tonnen im Jahr 2018.

Man sollte auch nicht vergessen, dass China angibt, weitere 13.000 Tonnen Gold zu besitzen, die noch nicht abgebaut wurden. So geht aus einem Bericht des World Gold Council hervor, dass "Chinas Reserven von nicht abgebautem Gold tief und wachsend sind. Ende 2017 hatte das Land Goldressourcen und -reserven in Höhe von 13.195,60 Tonnen identifiziert."


Goldimporte - den Schleier lüften

Da 2018 SGE-Goldentnahmen in Höhe von 2.055 Tonnen verzeichnet wurden - d. h. ungefähr genauso viel wie die gesamte chinesische Goldnachfrage 2018 - muss China die Lücke zur inländischen Goldproduktion schließen, indem es große Mengen von Goldbarren, in der Größenordnung von 1.500 Tonnen, importiert.

Zuvor gab es Vermutungen darüber, wie viel Gold China importierte, da Chinas Zollbehörde diese Daten nicht veröffentlichte. Das bedeutete, dass Schätzungen zu Chinas Goldimporten abgeleitet werden mussten, indem man die Goldexportdaten anderer Länder nach China zusammenfügte, wie z. B. Goldexporte aus der Schweiz, Hongkong, dem Vereinigten Königreich und Australien nach China.

Obwohl diese indirekte oder spiegelnde Methode ziemlich präzise war, war es doch nicht allumfassend. Es war also aufschlussreich, als China vor kurzem damit begann, die Daten zu seinen Goldimporten in der offiziellen Handelsstatistik zu veröffentlichen. Eine interessante Zusammenfassung davon wurde von Matt Turner von Macquarie erstellt und Sie können sie hier in Englisch lesen. Bemerkenswerterweise beinhalten diese neuen Zolldaten auch chinesische Goldimportzahlen für 2017 und 2018.

China importierte 2017 gewaltige 1.270 Tonnen Gold, während es 2018 noch größere 1.506 Tonnen Gold importierte (was mehr als die Hälfte der jährlichen Goldminenfördermenge im Rest der Welt darstellt). Die neuen Goldimportdaten zeigen interessanterweise auch die ursprünglichen Länder der nach China importierten Goldbarren und nicht bloß die Länder, aus denen die Goldbarren zuletzt ankamen, wie Hongkong. Nun wissen wir also offiziell, dass mehr Gold nach China aus Ländern wie Südafrika und Australien gelangt, als man zuvor hätte ergründen können.

China importierte 2018 über 650 Tonnen Gold aus der Schweiz, ungefähr 250 Tonnen aus Australien, 200 Tonnen aus Südafrika, über 100 Tonnen aus Kanada und fast 100 Tonnen aus den USA. Andere nennenswerte Bezugsländer waren u. a. Singapur und Hongkong. Siehe unterer Chart aus Turners Artikel.

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Offizielle Goldimporte nach China nach Herkunftsland, 2018. Quelle: Matt Turner, Macquarie


PBoC-Goldreserven - von einer Seite des Tresors zur anderen?

Aber es ist nicht nur der private Sektor, der Goldbarren nach China importiert. Chinas Zentralbank, die Chinesische Volksbank (PBoC), importiert ebenfalls Goldbarren. Im Falle der PBoC allerdings, wie bei allen Zentralbanken, ist das Gold, das sie importiert, als Währungsgold klassifiziert und somit nicht in den Statistiken zum grenzüberschreitenden Handel aufgeführt.

Wir wissen auch, dass die PBoC ihr Gold auf dem internationalen Markt kauft, z. B. in London, und es zurück nach Peking fliegen lässt. Aber dieses Gold wird niemals auf einer Handelsstatik auftauchen, da Zentralbanken 100% Geheimhaltung über ihre Goldtransaktionen und alles was damit zu tun haben könnte wollen.

Trotz dieser Intransparenz begann die PBoC im Januar 2019, aus welchem Grund auch immer, wieder die Daten zu ihren Goldbeständen zu aktualisieren und gab der Welt bekannt, dass sie im Dezember 2018 10 Tonnen Gold gekauft hatte; die erste Zunahme der offiziellen chinesischen Goldbestände seit Oktober 2016. Vor Dezember gab China an, im Besitz von 1.842,6 Tonnen Gold zu sein, Ende Dezember waren es 1.852,6 Tonnen.

Die Meldung im Januar war auch kein Einzelfall, da die PBoC seitdem jeden Monat Zunahmen ihrer strategischen Goldreserven meldete. Sie fügte 10 Tonnen im Dezember hinzu, 11,8 Tonnen im Januar, 9,95 Tonnen im Februar, 11,2 Tonnen im März und zuletzt 14,93 Tonnen Gold im April. In diesem fünfmonatigen Zeitraum ergibt das zusammen 57,83 Tonnen Gold, was die offiziellen Goldbestände der PBoC auf exakt 1.900 Tonnen bringt.

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Offizielle Goldbestände der chinesischen Zentralbank (PBoC), 2000 - 2019



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