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Nicht nur Zentralbanktauben agieren geschmeidig! WTO - China

19.07.2019  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1260 (07:19 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1205 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 107.58. In der Folge notiert EUR-JPY bei 121.15. EUR-CHF oszilliert bei 1.1070.

Gestern erreichten uns einmal mehr verbale Interventionen, deren Ziel eine Beruhigung der Finanzmärkte, aber auch der Wirtschaftsteilnehmer war. Die designierte Nachfolgerin Claude Junckers an der Spitze der EU-Kommission, Frau Ursula von der Leyen, lieferte den Einstieg, indem sie auch mit einem Blick auf Rom betonte, dass Flexibilität in dem Regelwerk in der Frage der Staatsdefizite der Länder der Eurozone gegeben sei, um Wachstum und Investitionen zu fördern. Gegen die Forcierung von Investitionen, die dem Kapitalstock förderlich sind, ist nichts einzuwenden. Mit Blick auf Rom geht es aber um primär konsumtive und nur sekundär um investive Mittelverwendung.

Fazit: Der Eindruck, dass Haushaltsdisziplin in der Eurozone weicher gelebt werden wird, steht im Raum.

Die EZB lieferte die nächste Steilvorlage im Taubenkäfig von Politik und Zentralbanken. Laut Bloomberg, prüft die EZB Veränderungen am Inflationsziel. Die EZB favorisiere einen Ansatz, der mehr Flexibilität ermögliche. Dieser Ansatz bedeutete, dass es nicht automatisch zu Zinserhöhungen käme, wenn man 2% Verbraucherpreisinflation erreichte. Sofern exogene Einflussgrößen Treiber der Inflation wären, wäre das sinnvoll, wären es endogene, wäre es unverantwortlich! Das Risiko eines Missbrauchs dieser Interpretation wäre erheblich. Faktisch ergäbe sich eine Erweiterung des Mandats. Die Interpretationsspielräume für Preisstabilität würden erweitert. Beliebigkeit könnte Raum greifen.

Der New York Fed Gouverneur Williams hat sich in der Zinspolitik für vorbeugende Schritte ausgesprochen. Es sei besser, vorsorglich zu agieren als zu warten, bis es zu wirtschaftlichen Problemen komme. Eine schnelle Zinssenkung angesichts ungünstiger konjunktureller Bedingungen und ein niedriger Leitzins für einen längeren Zeitraum dürften die US-Wirtschaft vor einer zu geringen Inflation schützen. Es stellt sich die Frage, ob Herr Williams diese Gedanken auch schon bei dem "Beige Book" hatte oder aktuell zu neuen Erkenntnissen gekommen ist. Unter Umständen hat er auch unseren Forex Report gestern gelesen, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, denn Struktur bedingt Konjunktur! Die Fed wird "softer".

Als Fazit lässt sich festhalten, dass der Westen mit den beiden bedeutenden Währungen USD und EUR unter Stabilitätsgesichtspunkten bezüglich Haushalten als auch Zins- und Geldpolitik einen geschmeidigen Kurs mit nivellierenden Einflüssen auf unser System einschlägt. Das tut den kleinen und bisher kaum genutzten Alternativen, die sich im Finanzsystemanbieten, gut! Na, welche sind das wohl?


WTO: Eine Übergangslösung?

Kanada und die EU stehen laut kanadischem Ministerpräsidenten Trudeau vor einer Einigung, wie sich die US-Blockade von Berufungsverfahren bei der WTO temporär umgehen lässt. In einer Erklärung heißt es, Teil der Lösung könne die Einrichtung eines vorübergehenden Schiedsgerichts auf der Basis existierender WTO-Regeln sein. US-Präsident Trump verweigert die Ernennung neuer Richter für die WTO-Berufungsinstanz, die ultimative Urteile in internationalen Handelskonflikten fällt.

Werden die Richterposten nicht besetzt, wären ab dem 11. Dezember keine Berufungsverfahren mehr möglich.

Die WTO stellt das Skelett der globalisierten Weltwirtschaft mit kurzfristigen Lieferketten dar. Der Angriff der USA auf das Skelett des Organigramms der Weltwirtschaft ist Ausdruck des unilateralen Anspruchs der USA. Dieser unilaterale Anspruch drückt aus, dass die USA weder teamfähig noch verlässlich sind und sein werden. Emanzipation auf multilateraler Ebene ist zwingend erforderlich. Wir hoffen, dass das auch im Kreis der Transatlantiker in der EU ankommt, denn diese Eliten sind Europa und nicht den USA verpflichtet, oder?


Chinas Schuldenberg hoch, aber auch kritisch?

Die Verbindlichkeiten von Staat, Unternehmen und privaten Haushalten summierten sich im 1. Quartal auf zusammen 303% des BIP, wie aus einer Studie des Institute of International Finance hervorgeht (Vorjahr 297%). Die Schulden summierten sich auf rund als 40 Billionen USD. Das sind circa 15% der weltweiten Verbindlichkeiten. Der Anteil Chinas am Welt-BIP stellt sich auf 19% (KKP).

Anders als im Westen ist die Verschuldung Chinas maßgeblich investiver Natur. Wer konsumtive und investive Verschuldung über einen Kamm schert, agiert ambitioniert! Wir beteiligen uns nicht am aktuellen Sturm im Wasserglas der Kollegen, die in den vergangenen 10 Jahren mit ihren Unkenrufen Bezüglich China latent falsch lagen!


Datenpotpourri:

Eurozone: Per Berichtsmonat Juni verzeichneten die deutschen Erzeugerpreise im Monatsvergleich einen Rückgang um 0,4% (Prognose -0,2%). Im Jahresvergleich stellte sich ein Anstieg um 1,2% (Prognose 1,4) nach 1,9% ein.

UK: Die Einzelhandelsumsätze legten unerwartet stark im Monatsvergleich um 1,0% (Prognose -0,3%) nach zuvor -0,6% zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 3,8% nach zuvor 2,2%.

USA: Der Philadelphia Fed Business Index stieg per Juli um nahezu unvorstellbare 21,5 auf 21,8 Punkte. Die Prognose lag bei 5,0 Zählern. Wir sind gespannt, wie es im kommenden Monat aussehen wird!

Russland: Die Devisenreserven legten in der Berichtswoche per 12. Juli von zuvor 518,3 Mrd. USD auf 519,7 Mrd. USD zu und erreichten den höchsten Stand seit Mai 2013!

Japan: Im Jahresvergleich legten die japanischen Verbraucherpreise per Juni um 0,7% wie bereits im Vormonat zu (Monatsvergleich -0,2% nach zuvor 0,0%). Die Kernrate sank von zuvor 0,8% auf 0,6%.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone 1.1100 - 30 negiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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