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Gordon Chang: Keine Möglichkeit eines Handelsabkommen vor 2020

27.08.2019  |  Mike Gleason
Mike Gleason: Es ist mir nun ein Privileg, Gordon Chang, Autor, Fernsehexperte und Kolumnist bei uns begrüßen zu dürfen. Gordon ist ein häufiger Gast bei Fox News, CNBC und CNN sowie einer der bekanntesten Experten der asiatischen Volkswirtschaft und Geopolitik. Über diese Themen hat er zudem bereits Bücher verfasst. Es ist großartig, ihn hier bei uns zu haben.

Gordon, es ist mir eine echte Ehre, Sie erneut bei uns begrüßen zu dürfen, ich danke Ihnen vielmals für Ihre Zeit heute. Ich weiß, dass Sie ein stark gefragter Man sind, wenn man Ihre Expertise bezüglich Asien und vor allem China bedenkt. Ich freue mich sehr, mit Ihnen sprechen zu können. Wie geht es Ihnen?


Gordon Chang: Es geht mir gut und es ist mir eine Ehre, an Ihrem Podcast teilzunehmen. Ich danke Ihnen vielmals, Mike.


Mike Gleason: Nun, die Handelsspannungen mit China sind wohl seit etwa eineinhalb Jahren eine der größten Schlagzeilen in den Finanzmedien. Wir haben beobachten können, wie die Kurse an den US-amerikanischen Aktienmärkten gefallen und gestiegen sind. An einem Tag sind die Trader aufgrund eines Gerüchts euphorisch, dass man bald eine Vereinbarung mit China erreichen wird. Am nächsten Tag sind sie wieder frustriert, da es erneut Neuigkeiten von eskalierenden Zöllen und anderen negativen Entwicklungen gibt.

Erst kürzlich haben wir eine große Rally am Aktienmarkt beobachten können, die durch die Ankündigung ausgelöst wurde, dass ein Teil der Zölle einige Monate lang hinausgezögert werden soll. Doch angesichts der weiteren Invertierung der Renditekurve am heutigen Mittwoch, scheint der Aktienmarkt so ziemlich alles davon zurückzugeben. Doch ich möchte damit beginnen, Ihre Einschätzung bezüglich der Aussichten auf eine Handelsvereinbarung zu erfragen, Gordon. Denken Sie, dass die Spannungen innerhalb der nächsten paar Monate gelöst werden können?


Open in new windowGordon Chang: Sicherlich nicht. Ich sehe keine Möglichkeit eines Handelsabkommens bis 2020, vielleicht 2021, vielleicht auch niemals. Das Problem ist, dass Xi Jinping, das chinesische Staatsoberhaupt, nicht notwendigerweise auf eine Handelsvereinbarung aus ist. Laut eines Zitats kontrolliere er diesen Handelskrieg und wenn er irgendwelche Kompromisse eingehen sollte, dann wird er die notwendige politische Verantwortung für diese übernehmen.

Sie müssen sich im Gedächtnis behalten, dass die Ansammlung großer Macht natürlich ein Vorteil ist, doch das bedeutet auch große Verantwortung. Er kann den anderen Menschen nicht die Schuld zuschieben. Also denke ich, dass das politische System Chinas aktuell in Stillstand geraten ist und das bedeutet, dass wir kein übergreifendes Abkommen erwarten können. Wir werden höchstwahrscheinlich auch auf keine vorübergehende Vereinbarung hoffen können.


Mike Gleason: Präsident Trump ist zuversichtlich, dass die USA die Oberhand in den Verhandlungen hat. Er glaubt, dass China die USA mehr braucht als umgekehrt. Ehrlich gesagt, wissen wir nicht, ob seine Einschätzung Amerikas größten Export nach China umfasst, den US-Dollar. Wir exportieren eine hohe Inflationsrate nach China und könnten hierbei die großen Mengen an US-Staatsanleihen außer Acht lassen, die das Land besitzt.

Es scheint also, als hätte China einen Hebel an dieser Stelle. Zudem gibt es auch politische Hebel. Die chinesischen Obrigkeiten wissen sicherlich, wie wichtig es dem Präsidenten ist, vom derzeitigen Zeitpunkt und bis zu den Präsidentschaftswahlen 2020 eine Rezession zu verhindern. Auf der anderen Seite sollte man die Wichtigkeit der US Exporte für die chinesische Wirtschaft nicht unterschätzen. Was sind Ihre Gedanken darüber, wer hier am längeren Hebel sitzt? Wer hat hier die Oberhand?


Gordon Chang: Die USA haben die Oberhand. Wenn Sie einen Blick auf die Maßstäbe werfen, dann deuten diese alle in unsere Richtung. Zuallererst einmal haben wir die größere Wirtschaft. Im letzten Jahren verzeichneten wir ein Bruttoinlandsprodukt in Höhe von 20,5 Billionen Dollar. China gab 13,82 Billionen Dollar an, doch diese Zahl ist wahrscheinlich übertrieben. Ebenso besitzen wir keine vom Handel abhängige Wirtschaft. Jeder möchte an den US-Markt und tatsächlich hängt China von uns ab. Sie sind das Land mit dem Handelsüberschuss. Und wir wissen aus der Geschichte, dass Länder mit Handelsüberschüssen unter Handelskriegen leiden; und China hängt im unglaublichem Maße von uns ab.

Im letzten Jahr machte der Handelsüberschuss Chinas gegenüber den USA etwa 119,3% ihres gesamten Handelsüberschusses aus. Das gibt uns einen enormen Hebel gegenüber der chinesischen Regierung. Und im Übrigen, Mike, besitzen wir eine robuste Wirtschaft. Im letzten Quartal sind wir um 2,1% gewachsen. China wuchs wer weiß wie viel, doch wahrscheinlich gerade einmal um die Hälfte unseres Prozentsatzes. Und tatsächlich könnten sich die Zahlen, vor allem in den letzten Monaten, verringert haben. Die zugrundeliegenden Faktoren erscheinen besonders grauenvoll. Die allgemeinen Zahlen sind also auf unserer Seite.

Das einzige Problem ist der politische Wille. Die Leute glauben, dass Xi Jinping, das chinesische Staatsoberhaupt, mehr davon besitzt als wir. Präsident Trump ist gut darin, jemanden zu imitieren, der glaubt, er besitze politischen Willen. Für den Moment, so können wir sagen, sind die USA also sicher. Es wird eine Menge Proteste geben, doch Trump scheint sich darum nicht groß zu kümmern. Und langfristig befinden wir uns einfach in einer Position, in der wir die Chinesen herumschubsen können. Wir müssen nur realisieren, dass uns das möglich ist.



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