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Diesmal hatte Keynes Recht

25.09.2019  |  John Mauldin
- Seite 3 -
Das entspricht größtenteils der Wahrheit, doch ich denke, weil die Deregulierung nicht weit genug gegangen ist. Große Unternehmen verwenden politischen Einfluss, um sich mithilfe der Regierung vor Konkurrenz zu schützen. Das Ergebnis ist eine Reihe an "Zombies", die kontraproduktive Aktivitäten durchführen, die von der Disziplin des Marktes rasch auf den Friedhof geschickt werden würden, wenn man ihm erlauben würde, seine Arbeit zu tun.

Die Lösung ist meiner Meinung nach nicht, es den Regierungen zu verbieten Privatunternehmen stärker zu regulieren, sondern sie davon abzuhalten, Gewinner und Verlierer auszuwählen. Verbraucher könnten dann entscheiden, was funktioniert. Natürlich gibt es Raum für angemessene Regulierung; wir wollen alle sichere Fahrzeuge, sauberes Essen, etc. Doch Regulierungen sollten Konkurrenz anspornen und nicht unterdrücken.

Ich denke, dass viele von Bernsteins Ideen nicht die gewünschten Auswirkungen haben werden und einige sogar desaströs wären. Doch das sind Debatten, die wir führen müssen. Wir werden bessere Ergebnisse erhalten, wenn wir die Gespräche höflich und ehrlich führen. Das ist im heutigen polarisierten Umfeld schwer... doch dem aus dem Weg zu gehen, wird sogar noch schwerer sein.


Keynesianischer Sinn?

Das bringt uns zurück zu Lord Keynes. Viele sehen ihn als den einen "verstorbenen Volkswirtschaftler", den er selbst für die Probleme seiner Zeit verantwortlich machte. An bestimmten Stellen ist der "Keynesianismus" so ungenießbar wie Sozialismus. Tatsächlich war Keynes gemäß heutigen Standards auf der linken Seite des politischen Spektrums; er war nicht gegen den Kapitalismus.

Kürzlich habe ich einen Artikel aus dem Jahr 2009 von Bruce Bartlett mit der Überschrift "Keynes war tatsächlich ein Konservativer" entdeckt. Das ist eine Übertreibung, doch Keynes war konservativer als Sie vielleicht dachten. Hier ein Auszug:

"Keynes verstand die zentrale Rolle des Profits im kapitalistischen System vollkommen. Das ist einer der Gründe, warum er der Deflation gegenüber so deutlich negativ war und warum seine Lösung für die Arbeitslosigkeit darin bestand, Profite für Arbeitgeber wiederherzustellen. Ebenso schätzte er die Wichtigkeit des Unternehmergeistes wert: "Wenn die Lebensgeister trübe sind und der spontane Optimismus schwächelt... wird der Unternehmergeist schwinden und sterben."

Und er wusste, dass das allgemeine Unternehmensumfeld wichtig für das Wachstum ist; demnach war das Geschäftsklima ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Wie Keynes anerkannte: "Der wirtschaftliche Wohlstand... hängt von einer politischen und gesellschaftlichen Atmosphäre ab, die für den durchschnittlichen Geschäftsmann angemessen ist."

Tatsächlich war der Hauptpunkt der allgemeinen Theorie die Erhaltung dessen, was gut und wichtig für den Kapitalismus war sowie der Schutz gegen autoritäre Angriffe, indem Mikroökonomie - die Volkswirtschaftslehre von Preisen und Unternehmen - von der Makroökonomie - der Volkswirtschaftslehre der Wirtschaft als Ganzes - getrennt wurde. Um die wirtschaftliche Freiheit ersterer zu erhalten, was Keynes für die Effizienz als wichtig erachtete, war zunehmendes Regierungseingreifen innerhalb letzterer unausweichlich. Obgleich reine Verteidiger des freien Marktes diese Entwicklung lamentieren, so war die Alternative - wie Keynes sie sah - die komplette Zerstörung des Kapitalismus und dessen Austausch durch eine Form des Sozialismus.

"Es ist sicher", so schrieb Keynes, "dass die Welt die Arbeitslosigkeit nicht länger tolerieren wird, die mit dem Individualismus des heutigen Kapitalismus assoziiert ist - und meiner Ansicht nach unausweichlich assoziiert ist. Doch durch Analyse des Problems mag es vielleicht möglich sein, die Krankheit zu heilen, während Effizienz und Freiheit erhalten werden."

Laut Keynes war es ausreichend, dass das Regierungseingreifen auf die Makroökonomie beschränkt war - also auf die Verwendung von Geld- und Fiskalpolitik, um die Gesamtausgaben (tatsächliche Nachfrage) beizubehalten, die sowohl Wachstum erhalten als auch politischen Druck für radikale Handlungen, um Arbeitslosigkeit zu reduzieren, eliminieren sollten. "Der Besitz der Instrumente ist nicht das Wichtigste für den Staat", so schrieb Keynes. "Wenn der Staat in der Lage ist, die durchschnittliche Menge Ressourcen festzustellen, die notwendig ist, um die Instrumente und die grundlegende Ertragsrate ihrer Besitzer zu verstärken, dann wird er all das erreicht haben, was notwendig ist."

Einer von Keynes' Studenten, Arthur Plumptre, erklärte Keynes' Philosophie auf diese Weise. Seiner Ansicht nach könnte Hayeks "Straße zur Knechtschaft" auch einfach fehlendem Regierungseingreifen entspringen anstatt zu viel davon. Wenn hohe Arbeitslosigkeit länger Bestand hätte, dann wäre das unausweichliche Resultat laut Keynes der Sozialismus - die totale Regierungskontrolle - und die Zerstörung der politischen Freiheit. Dieses äußerst unerwünschte Resultat musste vermieden werden und konnte nur zurückgehalten werden, würde die strikte Einhaltung von Laissez-Faire abgeschafft. Keynes versuchte minimale Regierungskontrolle zu entwickeln, die das Funktionieren der freien Marktwirtschaft ermöglichen würde."


Eine Regierung, die sich darauf fokussiert, das "makroökonomische" Spielfeld zu bewahren, während Produzenten und Verbraucher die "mikroökonomische" Wirtschaft kontrollieren, wäre eine deutliche Verbesserung zu dem, was wir jetzt haben.

Das letzte Zitat von Plumptre war gut gesagt. Keynes wollte eine "minimale Regierungskontrolle, die das Funktionieren der freien Marktwirtschaft ermöglichen würde." Er suchte nach einer Balance zwischen Zentralplanung und Anarchie. Er sah eine Menge Raum zwischen den beiden Extremen.

Ähnlich versuchte Keynes die Art von radikalen Maßnahmen zu verhindern, die einige seiner modernen Anhänger verfolgen, indem er Bedingungen etablierte, in denen Marktkräfte funktionieren könnten. Die verrückten Ideen, vor denen wir uns nun fürchten - Negativzinsen, MMT und der Rest - sind nicht spontan auf den Plan getreten. Ihre Befürworter sehen sie als Lösung für echte Probleme. Diese Ideen würden im Sande verlaufen, wenn die Wirtschaft besser funktionieren würde.

Heute sind wir noch immer auf die Balance aus, die Keynes wollte. Wir brauchen eine wirtschaftliche Profession mit Denkern, die einen klaren Kopf behalten können. Dort draußen gibt es sie. Wir müssen ihren Stimmen nur Gehör verleihen.


© John Mauldin
www.mauldineconomics.com


Dieser Artikel wurde am 20. September 2019 auf www.mauldineconomics.com veröffentlicht und exklusiv in Auszügen für GoldSeiten übersetzt.


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