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EURUSD unter Abwertungsdruck, Gold bleibt attraktiv

28.09.2019  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, so denken wir, dass der Euro in den kommenden Monaten weiter gegenüber dem US-Dollar abwertet, und dass der Goldpreis (in US-Dollar) weiter steigt.

Über Fragen wie "Wo liegt der "richtige" Wechselkurs?" und "Wo liegt der Euro-US-Dollarkurs in zwölf Monaten?" ist vermutlich schon viel Tinte vergossen worden.

Das Problem, eine Antwort auf die Fragen zu finden, besteht darin, die Kursbildung am Devisenmarkt überhaupt erklären zu können. Es gibt zwar eine ganz Reihe von "Modellen", die den "richtigen", das heißt den "gleichgewichtigen" Wechselkurs ableiten wollen. Doch leider sucht man nach dem Modell, das immer und überall die gesuchte Erklärungskraft bietet, immer noch vergeblich. Und wenn man nicht einmal ein Modell kennt, das den aktuellen Wechselkurs erklärt, wie soll man dann Aussagen über den Wechselkurs in der Zukunft ableiten können?

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Quelle: Thomson Financial; Berechnungen Degussa. (1) Bp = Basispunkte (100 Bp = 1 Prozentpunkt).


Ein Erklärungsmodell für den Wechselkurs zwischen zwei Währungen ist die "Zinsparitätentheorie". Sie besagt im Kern: Wenn in Land A der Zins höher ist als in Land B, wertet die Währung von Land A gegenüber der Währung in Land B auf (und umgekehrt). Seit etwa 2010 lässt sich dieser Zusammenhang für EURUSD zumindest richtungsmäßig beobachten (Abb. 1); zugegebenermaßen ist er recht "lose", und er tritt auch nur langfristig deutlich zutage.

Seit etwa Herbst 2018 ist der Zinsvorteil von US-Anlagen gegenüber Euro-Anlagen nicht weiter gestiegen, er hat sich vielmehr wieder etwas verkleinert. Das lag im Wesentlichen daran, dass in dieser Zeit die US-Zinsen stärker gefallen sind als die Euro-Zinsen. Auf Basis der aktuellen Zinsdifferenz könnte man geneigt sein zu schlussfolgern, die Abwertung des Euro gegenüber dem Greenback sei mehr oder weniger abgeschlossen, der derzeitige Wechselkurs sei der "richtige". Das aber wäre verfrüht: Es ist ungewiss, wie sich die Zinsdifferenz zwischen US- und Euro-Anlagen entwickeln wird, welche Erwartung die Investoren mit Blick auf die künftige Zinsdifferenz hegen, und ob diese Erwartung im EURUSD bereits angemessen berücksichtigt ist oder nicht.

Nun sind bekanntlich die Marktzinsen stark von den Zentralbanken manipuliert. Die Vermutung liegt daher nahe, dass die Erklärungskraft der Zinsen für die Wechselkursbildung stark gelitten hat. Aussagekräftigere Informationen dürften die Preise auf den Aktienmärkten liefern. Die zugrundeliegende Idee ist hier: Die Währung des Landes, in dem die Rendite des Aktienmarktes höher ausfällt, wertet gegenüber der Währung des Landes auf, dessen Aktienmarktrendite geringer ist (und umgekehrt).

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Quelle: Thomson Financial; Berechnungen Degussa. (1) US-Aktienmarkt dividiert durch Euroraum-Aktienmarkt (Total-Return-Indizes).


In Abb. 2 ist EURUSD (linke Skala) zusammen mit der relativen Aktienmarktentwicklung abgebildet (rechte Skala). Die gepunktete Linie illustriert die Rendite des US-Aktienmarktes relativ zur Rendite des Euroraum-Aktienmarktes (ausgedrückt in Form von Indizes, die Kurs- und Dividendensteigerungen berücksichtigen).


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