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Über Geld im Überfluss und die Knappheit des Goldes

14.10.2019  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Physisches Gold wertet systematisch auf gegenüber den ungedeckten Währungen wie US-Dollar, Euro und Co: Die Goldmengenvermehrung bleibt weit hinter der Ausweitung der offiziellen Geldmengen zurück. Und dieser Trend dürfte in den kommdenen Jahren zunehmen - und den Goldpreis antreiben.

"Wer sich aufs Geld versteht, versteht sich auf die Zeit." - Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832).

Es ist allgemein bekannt, dass das Gold relativ knapp ist. Damit ist üblicherweise gemeint, dass die Vermehrung der Goldmenge hinter der Vermehrung anderer Gütermenge zurückbleibt. Genauer: Dass das Wachstum der Goldmenge hinter der Ausweitung der ungedeckten Papiergeldmengen zurückbleibt. Genau das ist seit vielen Jahrzehnten beobachtbar.

Abb. 1 zeigt beispielhaft die Entwicklung der US-Dollar-Geldmenge und der Weltgoldmenge für die Zeit 1900 bis 2018. Die US-Dollar-Geldmenge ist im Durchschnitt der Betrachtungsperiode um 6,4 Prozent pro Jahr gestiegen, die Weltgoldmenge hingegen nur um 1,8 Prozent. Das ist der Grund dafür, dass sich im Zeitablauf eine gewaltige Lücke aufgetan hat zwischen der US-Dollar-Geldmenge (stellvertretend für die Welt-Geldmenge) und der Goldmenge.

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Quelle: USGS, Federal Reserve of St. Louis; Berechnungen Degussa. Die Serien sind inde-xiert (1900 = 100).


Nun lassen sich aber aus der Tatsache, dass die US-Dollar-Geldmenge schneller steigt als die Weltgoldmenge nicht per se Rückschlüsse ziehen auf den Wert des Goldes beziehungsweise das Austauschverhältnis zwischen US-Dollar und Gold - das heißt auf den Goldpreis in US-Dollar, also die Anzahl von US-Dollar, die man für eine Feinunze Gold eintauschen kann.

Für das Austauschverhältnis zwischen der US-Dollar-Geldmenge und der Weltgoldmenge ist vielmehr entscheidend, inwieweit US-Dollar und Gold aus Sicht der Nachfrager (zumindest in gewissen Grenzen) als austauschbar angesehen werden; ob also die Marktakteure meinen, dass US-Dollar und Gold ähnliche, vielleicht sogar gleichartige Dienste bereitstellen.

Die Währungsgeschichte zeigt, dass US-Dollar und Gold stets eine recht enge Verbindung hatten: Ursprünglich war der US-Dollar eine Bezeichung für eine bestimmte Menge Feingold. So entsprachen ab 1873 20,67 US-Dollar einer Feinunze Gold (31,1034768 Gramm).

Spätestens mit dem Zusammenbruch des Systems von Bretton Woods Anfang der 1970er Jahre wurde der US-Dollar jedoch abgelöst vom Gold. Heute rechnet man nach wie vor in US-Dollar; der Greenback dient als allgemeine Recheneinheit. Dass der US-Dollar nicht mehr in Gold einlösbar ist, dass er nicht mehr für eine bestimmte Feingoldmenge steht, spielt dabei für die US-Dollar-Verwender keine Bedeutung mehr. Oder vielleicht doch?

Interessanterweise ist die Tuchfühlung zwischen US-Dollar und Gold nach wie vor weitaus enger, als viele Marktbeobachter vermutlich denken. Um das zu verdeutlichen, zeigt Abb. 2 das Verhältnis zwischen US-Dollar-Geldmenge und Weltgoldmenge sowie dem Goldpreis (in US-Dollar pro Feinunze) in der Zeit von 1900 bis 2018. Vier Einsichten seien kurz herausgestellt.

(1) Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs war die Ausweitung der US-Dollar-Geldmenge mehr oder weniger eng angebunden an die Entwicklung der Weltgoldmenge; US-Dollar standen stellvertretend für physisches Gold.

(2) Danach stieg die US-Dollar-Geldmenge an, und zwar merklich stärker als die Weltgoldmenge: Die Amerikaner weiteten die US-Dollar-Geldmenge aus, ohne für eine entsprechende Golddeckung zu sorgen.


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