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Das ist keine Druckerpresse

27.10.2019  |  Peter Schiff
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Sollte man wirklich erwarten, dass das neue Programm Mitte nächsten Jahres enden wird, wie die Fed jetzt behauptet? Sie hat noch keinen ihrer vorherigen Stimulus-Pläne endgültig beendet. Wieso sollte dieser anders sein? Tatsächlich wird die US-Wirtschaft dank der Fed in acht Monaten noch stärker verschuldet sein als sie bereits ist. Also wird die Fed gezwungen sein, noch mehr Schulden zu kaufen, um in einer für höhere Zinssätze noch anfälligeren Wirtschaft als der heutigen einen Anstieg der Zinssätze zu verhindern. Es ist wie bei einer Drogensucht: Je mehr Drogen man heute einnimmt, desto mehr braucht man morgen, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.

Auch wenn wir uns darauf einigen, dass es keinen Unterschied macht, wie wir das Programm nennen, ist es dennoch wichtig, sich auf die Unterschiede zwischen QE damals und QE heute zu konzentrieren. Im Jahre 2009 ging es bei dem Programm darum, den langfristigen Anleihemarkt wieder mit Liquidität zu versorgen, der von wertlosen Subprime-Anleihen in Höhe von Abermilliarden Dollar dezimiert wurde.

Aber ein Jahrzehnt später ist der Hypothekenmarkt relativ ruhig - bisher zumindest. Die langfristigen Zinssätze sind bereits auf einem Tiefpunkt und Zahlungsausfälle bei Hypotheken verursachen derzeit keine Panik im Bankwesen. Heute tauchen die Probleme an einem ganz anderen Ort auf, dem sehr kurzen Ende des Anleihemarkts; besonders bei den Übernacht-"Repos", wo Banken sich gegenseitig überschüssiges Bargeld auf einer sehr kurzfristigen Basis leihen.

Es stellte sich heraus, dass die monatlichen Anleiheverkäufe der Fed in Höhe von 50 Milliarden Dollar, die Anfang 2018 anfingen und im zweiten Quartal dieses Jahres endeten, dem Tagesgeldmarkt die Liquidität entzogen, während eine gestiegene staatliche Kreditaufnahme das verfügbare Bargeld aufsaugte. Die Steuerkürzungen im letzten Jahr zusammen mit höheren Staatsausgaben trieben das Defizit für dieses Jahr zum ersten Mal seit 2012 über 1 Billion Dollar. Es wird erwartet, dass die Defizite in absehbarer Zukunft bei über 1 Billion Dollar pro Jahr bleiben. Das bedeutet, dass wahrscheinlich mehr neue Staatsanleihen auf den Markt kommen werden.

Entgegen seines Wahlkampfversprechens hat Präsident Trump die Fälligkeit der Staatsschulden in Wirklichkeit verkürzt. Eine kürzere Fälligkeit bedeutet, dass jeden Monat mehr Schulden refinanziert werden müssen. Banken haben brav diese Anleihen gekauft, da sie oftmals durch Kapitalsierungsvorschriften, die seit der Krise 2008 eingeführt wurden, dazu verpflichtet sind. Doch dadurch blieb nicht genug Bargeld übrig, um den Tagesgeldmarkt liquide zu halten.

Dieses Problem kam erst vor einigen Wochen ans Tageslicht, als die Rendite für Übernachtanleihen auf 10% und mehr hochschnellte. Zinssätze dieser Größenordnung in einem übersehenen, doch wichtigen, Teil des Finanzsystems hätten dazu führen können, dass die Wirtschaft verkrampft. Also intervenierte die Fed mit voller Wucht. Sie kaufte allein am ersten Tag der Krise Übernachtkredite in Höhe von ca. 53 Milliarden Dollar.

An diesem Punkt dachten die meisten Marktbeobachter, dass das Problem von einem Zusammenspiel vorübergehender Ereignisse verursacht wurde, das einen Tag oder vielleicht eine Woche dauern würde. Doch diese Hoffnungen schwanden schnell und zurück blieb eine Krise, die nun von Dauer scheint. In Anbetracht dessen ist es nicht überraschend, dass die Fed ihre Intervention auf das kürzere Ende des Anleihemarkts ausweitete. Doch erwarten Sie nicht, dass die Probleme damit enden. Die Schuldenkrise ist wie ein Krebsgeschwür, von dem ich ausgehe, dass es sich weiter ausbreiten wird. Der Fed sind die Wundermittel ausgegangen. Genau genommen, hatte sie nie welche.

Das erinnert mich an 2009, als der Fed-Vorsitzende Ben Bernanke das QE-Programm erstmals vorstellte. Er betonte, dass es keine "Monetarisierung der Schulden" (die Situation, in der ein Staat seine eigenen Schulden kauft) darstelle, weil QE "vorübergehend" wäre und die Anleihen, die die Fed im Notfall kaufte, nach der Krise zurück an den Markt verkauft würden.

Zu dieser Zeit prognostizierte ich - als es nahezu niemand an der Wall Street tat - dass die Fed nie in der Lage sein wird, diese Assets zurück in den Markt zu verkaufen. Es stellt sich heraus, dass die Fed nur in der Lage war, weniger als 25% von dem zu verkaufen, was sie gekauft hatte, bevor sie auf eine Krise stieß, die sie zwang, den ganzen Prozess abzubrechen.

Wie ich bereits oft gesagt habe, ist quantitative Lockerung ein Kakerlaken-Motel: Sobald Zentralbanker einchecken, können sie nie wieder weg. Bisher belegt Vorsitzender Powell ein anderes Zimmer dieses bestimmten Motels als seine Vorgänger. Aber seien Sie gewiss, dass er nicht nur dieses Zimmer belegen wird. Ich erwarte, dass er sich auch in viele weitere ausbreiten wird. Keines der Zimmer wird eine schöne Aussicht besitzen und alle werden dreckige Wäsche haben.

Die eigentliche Frage lautet: Wann werden die Investoren von dem Gestank Wind bekommen? Die Fed konnte die Märkte bisher erfolgreich täuschen, was die zeitlich befristete Natur von Nullzinsen, die Effizienz von QE und ihre Fähigkeit, Zinsen zu normalisieren und ihre Bilanz zu verkleinern, betrifft.

Wären die Märkte nicht darauf hereingefallen, hätte das Programm zu einem wesentlich anderen Ergebnis geführt. Sein "Erfolg" war bloß eine Funktion der Überzeugung, dass die Maßnahme vorübergehend und umkehrbar sei. Die Erkenntnis, dass es keines von beidem ist, könnte eine Flucht vor dem Dollar und Staatsanleihen verursachen, was eine viel schlimmere Finanzkrise einleiten könnte als im Jahr 2008.


© Peter Schiff
www.europac.net



Dieser Artikel erschien am 16.10.2019 auf www.europac.com und wurde exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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