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Wieso steigen Gold und Anleihen gemeinsam?

12.11.2019  |  John Paul Koning
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Also bewirkt eine Epidemie und die von ihr verursachte Stagnation einen Rückgang der Anleiherendite von 5% auf 2,5%. Die Anleihepreise steigen. Zeitgleich treibt die Epidemie den Goldpreis um 37,50 Dollar aufwärts, von 1.500 Dollar auf 1.537,50 Dollar. Der Goldpreis springt unmittelbar von A auf B. Dann setzt er für den Rest des Jahres seine Wertsteigerung mit einem flacheren Anstieg, wie die gepunktete Linie darstellt, fort.

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Ursprünglich betrug der erwartete Gewinn in Gold 5%, wie die durchgezogene Linie zeigt. In Übereinstimmung mit dieser Erwartung sollte der Goldpreis von 1.500 Dollar Anfang 2019 auf 1.575 Dollar im Jahr 2020 steigen. Wenn die geforderte Kapitalrendite im Januar 2019 plötzlich steigt, sinkt der Goldpreis von A auf C und steigert seinen Wert mit einem steileren Anstieg als zuvor. Wenn die geforderte Kapitalrendite sinkt, steigt der Goldpreis von A auf B. Nun gewinnt er viel langsamer an Wert als zuvor.


Wir könnten uns auch das Gegenteil einer Epidemie vorstellen, zum Beispiel ein signifikanter technologischer Durchbruch, der Kapital ertragreicher macht.

Anleihen müssen nun einen höheren Zinssatz anbieten als zuvor, zum Beispiel 10%. Also werden die Preise der bestehenden Anleihen mit dem alten Zinssatz von 5% sinken. Gold, von dem bisher erwartet wurde, seinen Wert von 1.500 Dollar auf 1.575 Dollar zu steigern, um eine implizite jährliche Ertragsrate von 5% zu liefern, bietet Investoren nun eine schlechtere Rendite. In ihrer Eile das gelbe Metall loszuwerden, werden Investoren seinen Preis auf 1.435 oder so nach unten treiben. Auf diesem Niveau wird es wieder mit Anleihen wettbewerbsfähig sein. Immerhin handelt es sich bei der einjährigen Goldpreisverlaufskurve von 1.435 Dollar auf 1.575 Dollar um einen Gewinn in Höhe von 10%.

Dies ist im oberen Chart durch einen starken Fall von A auf C dargestellt, worauf eine viel steilere Wertsteigerung für den Rest des Jahres entlang der gestrichelten Linie folgt.


Zusammenfassung

Und das erklärt, warum sich die Preise von Gold und Anleihen manchmal zusammen bewegen und manchmal auseinanderlaufen. Wenn echte Veränderungen in der allgemeinen Wirtschaft stattfinden (d. h. Veränderungen in der Technologie, Produktivität, Bevölkerungswachstum usw.) bewegen sich der Goldpreis und die Anleihepreise eher zusammen. Inflation, die kaum Auswirkungen auf reale Faktoren wie Produktivität oder Wachstum hat, löst eine Reihe gegenläufiger Reaktionen auf diesen beiden Märkten aus. Die Preise von Anleihen und Gold bewegen sich dann in verschiedene Richtungen.

Weil die frühesten Erfahrungen meines Chefs im Finanzsektor in ihm eine Tendenz erzeugten, überall Inflation zu sehen, war er nach der Kreditkrise wie vor den Kopf gestoßen. Der Goldpreis stieg beständig zusammen mit dem Preis von Anleihen, anstatt sich damit abzuwechseln. Dahinter steckte wahrscheinlich ein Rückgang der Kapitalergiebigkeit, was sich in überlagerten Gold- und Anleihepreisen widerspiegelte.

Was die letzten zwölf Monate betrifft, werden viele alte Hasen zweifelsohne behaupten, dass der Anstieg des Goldpreises auf 1.500 Dollar ein Zeichen für eine bevorstehende Inflation wäre. Doch der simultane Anstieg der Anleihepreise sollte dieser Vermutung ein Ende setzen. Wir sind nämlich nicht mehr in den 70er Jahren.

*Es gibt einige Ausnahmen der Regel, die ich beschrieben habe. Erstens müssen wir das Risiko berücksichtigen. Es kann sein, dass Gold stärker an Wert zunimmt als der langfristige Zinssatz, da es Investoren dafür entschädigen muss, dass es der riskantere Vermögenswert von beiden ist. Seine Lagerung ist auch teurer. Investoren werden für Lagerkosten mit ein bisschen zusätzlicher Preissteigerung entschädigt. Doch das Grundprinzip bleibt bestehen. Im Gleichgewicht sind die Renditen aller risikobereinigten Vermögenswerte gleich.


© JP Koning
BullionStar



Der Artikel wurde am 27. Oktober 2019 auf www.bullionstar.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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