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Der Goldpreis ist nicht der Preis von Gold

26.11.2019  |  Egon von Greyerz
Der Goldpreis wird in einem Kasino mittels massiver Finanzhebel bestimmt und hat nichts mit dem realen Preis von physischem Gold zu tun. Mehr dazu später.

Ab wann wird Gold von einer Anlage, für die sich nur eine Minderheit interessiert (mit einem Anteil von 0,5% an den Weltfinanzanlagen) zu einem Massenmarktinvestment?

Vor drei Jahrzehnten erkannte ich, dass physisches Gold das beste Asset für den Vermögensschutz ist. Anschließend, zwei Jahrzehnte später, entschieden wir uns für umfassende Investitionen in physisches Gold - für uns und für die Investoren, die wir damals berieten. Teil unseres Vermögenssicherungsplan war natürlich die Lagerung von Gold außerhalb jenes Bereiches, den wir als den riskantesten betrachteten - sprich das Finanzsystem. Alle, die Gold in einer Bank, einem ETF oder irgendeinem Goldfonds halten, haben den Zweck von physischem Gold nicht verstanden.


99,5% der Anleger verstehen oder halten kein Gold

Halter eines Minderheiten-Assets zu sein, bedeutet, von 99,5% der Investorenschaft höhnisch belächelt zu werden - als käme man aus einer anderen Welt. Als Unternehmen, das mit Leidenschaft anderen beim Vermögensschutz helfen möchte, können wir uns aber auch glücklich schätzen, Gleichgesinnte zu treffen. Dennoch fühlen sich die meisten unserer Kunden sehr isoliert, da sie mit niemand über ihre Sorgen hinsichtlich der Weltentwicklung sprechen können.

Ich kann allen Gold-Interessierten nur empfehlen, eine gute Edelmetallkonferenz zu besuchen. In den letzten zwei Wochen habe ich auf zwei exzellenten Goldkonferenzen gesprochen - auf dem Gold Symposium in Sydney und auf der Edelmetallmesse (International Precious Metals & Commodities Show) in München. Es ist wichtig, eine Konferenz zu finden, wo sich viele Teilnehmer über die Risiken in der Welt austauschen und Gold als das Mittel gegen diese Risiken betrachten. Die meisten Konferenzen sind eher auf die Bereiche Goldförderung und -produktion zugeschnitten und somit weniger interessant für Vermögensschützer.

Für alle, die Bestätigung suchen, dass man mit der eigenen Risikoanalyse für die Welt nicht allein steht: Der Besuch einer dieser Goldkonferenzen ist gut für die Seele! Auf beiden Konferenzen, in Sydney wie in München, gab es ein enthusiastisches Publikum. Wer, wie ich, seit Jahren Newsletter schreibt und in Interviews auftaucht, wird von den Besuchern erkannt, und man will mit ihm sprechen. Die Australier sind etwas expressiver und möchten einem die Hand schütteln und ein Foto machen. Die Deutschen sind etwas scheuer, haben aber auch viele Fragen. Beide Konferenzen waren sehr gut besucht. Stärker als in den Vorjahren.


Etwas ist faul im Finanzsystem

In den vorhergehenden Artikeln hatte ich zum Ausdruck gebracht, dass im Finanzsystem aktuell etwas sehr faul sein muss. Die Zentralbanken sind panisch und QE ist mit geballter Kraft zurück. Die Fed gibt Finanzspritzen von monatlich insgesamt 200 Milliarden $, Repos und Pomos (permanente Offenmarktgeschäfte) mit eingerechnet. Die EZB hat mit 20 Milliarden € pro Monat begonnen. Doch die Summe wird wahrscheinlich steigen, da höchstwahrscheinlich auch Lagarde bei Draghis Aussage bleibt und „alles Nötige“ tun wird. Das sind enorme Summen und ein klarer Hinweis darauf, dass beide Zentralbanken ein ganz reales Problem im System sehen.

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Keine echten Märkte und keine echten Preise

Das gesamte Finanzsystem ist nichts als ein enormer Papiertiger. Doch das hat die Welt noch nicht erkannt. In Wahrheit gibt es keine echten Märkte, keine echten Preise oder Kurse und keine soliden Gegenparteien hinter all jenen Transaktionen. Finanzmärkte sind Kasinos mit betrunkenen Zockern. Eine kleine Minderheit hat das System zu ihren Gunsten manipuliert - auf diese Art machen Akteure wie Investmentbanken tagtäglich massiv Profit. Investmentbanken platzieren Glückswetten in einem Umfang, der hinsichtlich der Risiken im Unglücksfall vollkommen unvertretbar ist. Der Tatsache, dass sie "too big to fail" sind, sind sie sich voll und ganz bewusst.


Too big to fail

Während des Zusammenbruchs von LTCM (Long Term Capital Management) im Jahr 1998 machte die Welt Bekanntschaft mit dem "Too big to fail"-Syndrom, und erneut während des Zusammenbruchs von 2008. Beide Male war das Finanzsystem nur noch Minuten vom Komplettzusammenbruch entfernt; aber die Investmentbanken mussten unter enormen Kosten gerettet werden. Keiner der führenden Banker wurde gefeuert oder strafrechtlich verfolgt, ihre Boni klettern weiter - auf irrwitzige Stände. Alles oder nichts - The winner takes it all!

Mittels Geldschöpfung durch Zentralbanken sowie Finanzgarantien im Umfang von mindestens 25 Billionen $ wurde das System vorübergehend gerettet. Doch nicht wirklich gerettet! Es passierte nur Folgendes: Ein kleineres Problem wurde zu einem exponentiell größeren. Und das ist der heutige Stand. Die Große Finanzkrise von 2006-09 wurde nie gelöst, nur aufgeschoben. Und der nächste Aufschub wird nicht stattfinden, weil das Problem dafür zu groß ist.



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