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Echtes Gold vs. Scheingold

25.01.2020  |  Craig Hemke
Der Kampf setzte sich 2019 fort und selten war der Unterschied so stark.

Was wir meinen?

Nun, einerseits gibt es echtes physisches Gold. Dieses Gold können Sie selbst aufbewahren oder bei einem zuverlässigen Lagerunternehmen. Das ist Gold, das Sie tatsächlich in den Händen halten können. Das ist das Gold, das auf einem Rekordniveau von Zentralbanken weltweit konsumiert wird.

Andererseits gibt es Scheingold. Das ist im Herrschaftsbereich der Bullionbanken. Sie bieten Futureskontrakte, nicht allokierte Konten und ETFs an. Das sollen alles Alternativen für die echte Sache sein und ein Weg, um das Gesamtangebot von "Gold" zu erhöhen, was schon auf moderne Alchemie hinausläuft.

Es ist erstaunlich, dass die Investmentwelt zulässt, dass ein physischer Preis durch den Handel mit der Scheinalternative bestimmt wird. Mehr dazu weiter unten. Doch zuerst sehen wir uns zwei Datenpunkte an, die im starken Gegensatz zu einander stehen.

Erstens gibt es die Nachfrage nach der echten Sache: physisches Gold. Eine großartige Geschichte im Jahr 2019 war, als die polnische Zentralbank etwa 100 Tonnen physisches Gold kaufte und dessen sofortige Auslieferung verlangte. Die Polen sind nicht auf den Kopf gefallen und wollten augenscheinlich nichts mit den nicht allokierten Zusagen der LBMA zu tun haben.

Insgesamt scheint es, als würde 2019 die offizielle Nachfrage der Zentralbanken nach Gold 670 Tonnen übersteigen. Dies folgt auf das 50-Jahreshoch der Nachfrage in Höhe von 641 Tonnen im Jahr 2018. Das berichtete der World Gold Council Ende des dritten Quartals 2019. [Eine Zusammenfassung dieses Berichts auf Deutsch finden Sie hier]

Da der Goldpreis 2019 um 18% anstieg, ist die logische Schlussfolgerung, dass der Grund dafür die starke physische Nachfrage war. Und diese Schlussfolgerung wäre weitestgehend richtig. Das gehört zu den ökonomischen Grundlagen. Steigende Nachfrage führt oft zu höheren Preisen, und allein die Zentralbanken absorbierten 2019 fast 25% der weltweiten Goldproduktion.

Doch wie oben erwähnt, wird der Preis nicht durch den Tausch von Fiatwährungen gegen physisches Metall bestimmt. Stattdessen wird der Preis durch den Handel von Goldderivaten und -futureskontrakten bestimmt - gewissermaßen Scheingold. Also sollte dieser Preisanstieg um 18% stattdessen aus einer anderen Perspektive betrachtet werden, wie zum Beispiel anhand Angebot und Nachfrage von Derivaten.

Sehen Sie sich dafür Folgendes an. Beachten Sie die relevanten Daten aus unserer letzte Woche veröffentlichen Prognose für 2020 unten:

"In dieser kritischen Zeit sollte keine Prognose von Edelmetallpreisen beginnen, ohne zuerst die extremen, rekordhohen Niveaus der insgesamt eingegangenen Positionen an der COMEX anzumerken. Zum Schutz ihrer etablierten (und nun tief im Verlust befindlichen) Short-Positionen erhöhten die Banken 2019 das Gesamtvolumen der Goldkontrakte an der COMEX um 329.806 Kontrakte oder ca. 73%.

(Als Beispiel für die kriminell betrügerische Natur dieser Börse beachten Sie bitte, dass 329.806 Kontrakte das Äquivalent zu 32.980.600 Scheingoldunzen sind und dass sich das Open Interest am Jahresende auf 786.166 Kontrakte für 78.616.600 Scheinunzen belief. Zum Vergleich, das gesamte weltweite Minenangebot wird sich 2019 wahrscheinlich auf rund 90.000.000 echte physische Unzen belaufen.)

Der Preis stieg trotzdem an, doch die Veränderung der Positionierung der Banken/Commercials ist signifikant. Im von der U.S. Commodity Futures Trading Commission (CFTC) herausgegebenen "Commitment of Traders Report" (CoT-Bericht) begannen die "Commercials" 2019 mit einer Netto-Short-Position in Höhe von 92.700 Goldkontrakten. Laut dem aktuellsten Bericht, ist die Netto-Short-Position derselben "Commercials" nun auf einem neuen Allzeithoch von 366.500 Kontrakten.

Speziell auf die Banken bezogen, gibt die CFTC auch einen monatlichen "Bank Participation Report" heraus. Als das Jahr 2019 begann, verzeichneten die Banken eine Netto-Short-Position in Höhe von 88.265 Kontrakten. Anfang Dezember waren es 205.224 Kontrakte. Also nochmals, jegliche Aussichten auf Goldpreiszunahmen an der COMEX sollten aufgrund der extremen Positionierung dieser marktbeherrschenden Banken gedämpft werden."


Kurz gesagt, forderten letztes Jahr die weltweiten Zentralbanken eine Auslieferung von 670 Tonnen physisches Gold, während zeitgleich die weltweiten Bullionbanken einen Angebotsanstieg um 1.024 Tonnen Scheingold überwachten. Oder auf eine andere Weise dargestellt:
  • Physische Nachfrage der Zentralbanken: 21.500.000 Unzen
  • Weltweites physisches Minenangebot: 90.000.000 Unzen
  • Scheingoldangebot der Bullionbanken: 78.616.600 Unzen

Die Frage, die Sie sich stellen sollten, lautet: Der Goldpreis ist 2019 von 1.280 $ auf 1.520 $ gestiegen, eine Bewegung um 18%. Welcher Faktor hatte den größten Einfluss - die Nachfrage nach physischem Gold oder das Angebot von Scheingold?

Die richtige Antwort auf diese Frage trägt viel zu der Bestimmung bei, in welche Richtung sich die Preise 2020 entwickeln werden. Wie in der oben verlinkten Prognose dargelegt, glaube ich, dass sich diese Trends 2020 und somit auch die Preisentwicklung fortsetzen werden.

  • Die Nachfrage der Zentralbanken nach physischem Gold wird unvermindert andauern, während die Devisenreserven schrittweise von Fiatwährungen auf solides Geld verlagert werden.

  • Die institutionelle Nachfrage nach physischem Gold wird steigen, da Fiatwährungen abgewertet werden und sich die weltweiten Zinssätze abwärts entwickeln.

  • Die private Nachfrage nach physischem Gold wird zunehmen, da Anleger die Vermögensallokation in unseren unausgenutzten Sektor erhöhen werden.

  • Das Angebot der Bullionbanken an Scheingold wird steigen, wenn diese Banken ihre etablierten und im Verlust befindlichen Short-Positionen verteidigen. (Beachten Sie, dass die Short-Positionen der Banken nicht durch die gleichen Faktoren eingeschränkt werden, denen die Long-Positionen der Spekulanten gegenüberstehen. Diese Banken werden als "zu groß, um zu scheitern" erachtet und werden dadurch immer Zugang zu genug Barmitteln haben, um vermeintliche Margin-Anforderungen zu erfüllen. Außerdem sind diese Banken selten dazu gezwungen, tatsächlich physisches Gold gegen ihre Short-Positionen zu liefern, da die Spekulanten selten eine physische Auslieferung fordern.)

Schwächelnde Konjunkturen, wachsende Schulden und knappe Liquidität zwingen die Federal Reserve, die Europäische Zentralbank, die Bank of Japan, die Bank of England und die Schweizerische Nationalbank dazu, den Geldhahn 2020 voll aufgedreht zu halten. Folglich können Sie erwarten, dass der Preis von Gold (und Silber) weiter steigen wird.

Wie hoch? Die ersten Niveaus, auf die Sie achten sollten, sind 1.650 $ bei Gold und 20 $ bei Silber. Allerdings sind 1.750 $ und 22 $ nicht ausgeschlossen. Dies würde die Gewinne im Jahr 2020 mit denen aus dem Jahr 2019 gleichsetzen. Das scheint auch so zu stimmen.

Letztendlich allerdings müssen Sie erkennen, dass die Kontrolle der Bullionbanken über das Preisbildungssystem von Monat zu Monat schwächer wird. Jede Unze physischen Goldes, die weltweit konsumiert wird, wird den mit zu vielen Derivaten beladenen Händen der Banken entnommen. Also erhalten Sie den Druck 2020 aufrecht. Kaufen Sie Gold und fordern Sie seine sofortige Auslieferung. Dann wollen wir sehen, ob wir endlich einen Preis haben werden, der die tatsächliche physische Goldnachfrage widerspiegelt und nicht das fingierte Scheingoldangebot.


© Craig Hemke
TF Metals Report


Der Artikel wurde am 14. Januar 2020 auf www.sprottmoney.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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