Axel Merk: Coronavirus, etc. - Die Menschen gewöhnen sich an Krisen
17.02.2020 | Mike Gleason

- Seite 2 -
Axel Merk: Nun, sicher. Ich denke, das hängt von Ihrer Perspektive, Ihrem Horizont, ab. Es gibt einige Geschichten darüber, dass die MiFID, die Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente, überholt werden soll. Sie beinhaltet, unter anderem, wie das UK Finanzinstrumente handeln kann, die tatsächlich EU-Instrumente sind. Das Land könnte also von einem Markt ausgeschlossen werden. Darüber macht man sich also kurzfristig Sorgen. Langfristig - wenn man ein großes Unternehmen im UK ist - wird man Zweigstellen in der EU platzieren und das Ganze wahrscheinlich ziemlich gut handhaben können. Im kleineren Maße gibt es tatsächliche eine ganze Menge Hindernisse, die es zu überwinden gilt. Wir müssen also abwarten, wie sich das Ganze entwickeln wird.
Die einzige Sache, die wir von der Johnson-Regierung wissen - und das ist nicht viel anders als bei anderen Regierungen - ist die Tatsache, dass sie das Geldausgeben liebt. Ich meine, Johnson versprach so ziemlich jedes Sozialprogramm, das es gibt. Und somit ist die Frage, welche Nebenwirkungen, welchen Dominoeffekt das haben wird. Doch derartige Dinge sind wirtschaftliche Stimuli. Wir werden hiervon also einige Rückenwinde erhalten. Die Frage ist nur: Werden wir uns um Inflation sorgen? Tatsächlich wird uns jedoch vermittelt, dass Inflation tot ist und wir niemals wieder irgendein Problem damit haben werden. Scheinbar sollten wir uns darum also nicht sorgen.
Mike Gleason: Ich möchte später die Inflation ansprechen. Doch ein weiteres Thema, das wir beim letzten Mal besprochen haben, war ihre Prognose für die US-Wirtschaft und die Tatsache, dass sie eine bunte Mischung war, die positiven Signale jedoch die negativen überwogen hätten und Sie eine Fortsetzung der Expansion erwarten würden. Hat sich seit September etwas an Ihrer Meinung geändert, Axel? Fassen Sie Ihre aktuelle Prognose doch zusammen.
Axel Merk: Nun, vor Ausbruch des Virus hätte ich gesagt, dass es - anders als die meisten Leute argumentieren - wichtig ist, sich einer möglicherweise überhitzenden Wirtschaft bewusst zu sein. Denken Sie darüber nach. Wir verzeichnen eine fast rekordniedrige Arbeitslosenzahl und unsere Geldpolitik ist akkommodierend. Und die Gehälter explodieren zwar nicht, befinden sich jedoch auf einem vernünftigen Niveau.
Präsident Trump erklärte, dass die weniger qualifizierten Arbeiter nun höhere Gehaltszunahmen verzeichnen würden als die oberen 1%. Nun, dies sind Zeichen für eine möglicherweise überhitzende Wirtschaft. Und wir drücken das Gaspedal noch weiter herunter. Wir werden also möglicherweise von Gegenwinden wie dem Coronavirus "gerettet." Doch wenn wir so fortfahren und weiter in diesem Modus bleiben, werden wir Probleme bekommen.
Und im späteren Verlauf des Jahres werden die Wahlen in den USA stattfinden. Es ist also im besten Interesse des Präsidenten, die Handelsspannungen nicht zu eskalieren. Das ist der Grund, warum das Phase-1-Handelsabkommen jetzt abgewickelt wurde und warum es derzeit eine Art Waffenstillstand mit Frankreich gab - es bestand die Möglichkeit, dass Sanktionen über Frankreich verhängt werden.
Es gibt also einen Anreiz, die Dinge am Laufen zu halten und solange es keinen Schock von außen gibt, wie der Coronavirus, der alles aus dem Gleichgewicht bringt, so ist es weiterhin mein Basisszenario, dass sich diese Wirtschaft tatsächlich recht stark entwickeln wird. Und wenn wir tatsächlich starke Auswirkungen von dem Virus verspüren werden, die Renditekurve invertiert und invertiert bleibt, dann könnte es im Laufe dieses Jahres vielleicht sogar noch eine Zinssenkung geben.
Mike Gleason: Ich möchte an dieser Stelle vor allem Ihre Prognose für die Edelmetalle hören. Im Jahr 2019 haben sich die Metalle relativ gut entwickelt, wobei Gold um etwa 18% und Silber um etwa 15% gestiegen sind, die Aktienmärkte sie jedoch übertroffen haben. Für uns scheint es so, als würde die Fed hart daran arbeiten, die Aktienkurse hoch zu halten. Die Wall Street ist ein großer Nutznießer der Geldpolitik.
Das hat den Aktien einen deutlichen Vorsprung gegenüber den Metallen verschafft, die unter den Zentralplanern definitiv favorisierte Assets sind. Was halten Sie von der Performance der Metalle gegenüber den Aktienmärkten? Werden sich die Aktien wahrscheinlich weiterhin überdurchschnittlich entwickeln? In welchem Szenario könnten die Metalle beginnen, nach oben zu klettern?
Axel Merk: Nun, im letzten Jahr hat sich fast jede Assetklasse gut entwickelt. Und da wir gerade bei Aktien sind; die Goldbergbauunternehmen haben sich letztes Jahr tatsächlich recht gut gehalten, da ein Teil des Leverages, das die Leute in dieser Branche wollten, endlich Früchte trägt. Behalten Sie sich im Gedächtnis, dass die Fed versprochen hat, die Zinsen nicht erneut zu heben, selbst wenn die Inflation steigt. Ich denke also, dass wir ein ziemlich volatiles Umfeld vorfinden werden. Üblicherweise wartet die Fed ab, wenn es Indikatoren gibt, die darauf hindeuten, dass die Fed etwas tun sollte. Denn sie müssen eingehende Daten betrachten.
Probieren geht über Studieren. Werden sie das Richtige tun? Tun sie das, was sie für notwendig erklären? Und aktuell ist es komplett außer Frage, dass sie wieder straffen würden, vor allem mit dem Virus. Das ist offensichtlich ein Szenario, das vom Tisch ist. Doch wenn wir ein Szenario haben, in dem die Inflation oder der Druck steigt, dann müsste die Fed härter durchgreifen und das wird sie nicht. In einem derartigen Umfeld wird es also volatil werden.