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Die neue Art und Weise, einen Krieg zu führen

31.03.2020  |  Peter Schiff
Während das Land und der Aktienmarkt von den Auswirkungen des Coronavirus erschüttert sind, rufen viele Volkwirtschaftler und Politiker die Regierung dazu auf, die Pandemie so zu bekämpfen, als müsse man erneut einen Zweiten Weltkrieg führen. In seiner Ansprache aus dem Weißen Haus am 18. März stellte Trump diesen Vergleich explizit an, als er meinte, wir müssten auf dieselbe Art und Weise Opfer bringen, wie es unsere Eltern und Großeltern während des Krieges in den 1940er Jahren taten.

Der Präsident verglich sich selbst mit einem "Kriegszeitpräsidenten", als er sich auf den Defense Production Act berief, eine Maßnahme aus der Zeit des Koreakrieges, die es dem Präsidenten erlaubt, enorme Autorität über wichtige Industriebranchen auszuüben, die als kriegswichtig empfunden werden.

Auch wenn es absurd erscheint, einen Krieg mit einem Virus zu vergleichen, so gibt es einige Ähnlichkeiten zwischen der Art und Weise, wie sich der Zweite Weltkrieg und der Coronavirus auf die Wirtschaft auswirken. Beides waren unerwartete, internationale Ereignisse, die das Isolationsgefühl der Amerikaner zerstörten und die US-Wirtschaft grundlegend über Nacht veränderten. Der Angriff auf Pearl Harbor und der Coronavirus überraschten das Land vollkommen und in beiden Fällen können Politiker, richtigerweise, argumentieren, dass die Krise nicht Amerikas Schuld war.

Es muss jedoch gesagt werden, dass der Coronavirus kein Blutvergießen wie der Zweite Weltkrieg mit sich bringt. Doch aus wirtschaftlicher Sicht ist das fast gar nicht von Belang. Um die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen, erleben wir nun eine fast vollständige Stilllegung der Wirtschaftsaktivität. In diesem Sinne fühlt es sich an, als sei Pearl Harbor erneut angegriffen worden. Doch die Reaktion der Regierung könnte nicht anders sein.

Am 8. Dezember 1941, der Tag nachdem mehr als 2.000 Amerikaner bei Pearl Harbor getötet wurden, hielt der damalige Präsident, Franklin Delano Roosevelt, eine Ansprache an die Nation, um zu erklären, wie die Vereinigten Staaten eine gigantische Herausforderung angehen würde: Zwei Feinde an unterschiedlichen Fronten zu bekämpfen. Das war eine Aufgabe, die offensichtlich eine Menge Geld und Ressourcen voraussetzen würde.

Es wurde gewarnt, dass diese Bemühungen voraussetzen würden, dass die Amerikaner härter arbeiten, mehr Steuern zahlen, der Regierung mehr Geld leihen und den Verbrauch von Verbrauchergütern und Dienstleistungen reduzieren müssen. Was, wenn FDR das Gegenteil versprochen hätte? Stellen Sie sich vor, er hätte erklärt, dass man - um Deutschland und Japan zu besiegen - die Besteuerung aussetzen würde, ein Fortbestehen des Einkommens garantiert hätte, indem allen Erwachsenen Schecks zugesendet werden und jedes Geschäft gerettet wird, das aufgrund einer "Krise, die nicht ihre Schuld war", Umsatzverluste gemacht hatte.

Und anstatt die Amerikaner darum zu bitten, sich der Armee anzuschließen, bat Roosevelt sie stattdessen darum, zu Hause zu bleiben und monatelang nichts zu tun.

So absurd dies auch klingt, das ist genau das, was die Regierung vorschlägt, um die aktuelle Krise zu bekämpfen. Während FDR also die Leute darum bat, die Regierung während der Krisenzeit zu unterstützen, bitten Donald Trump, Nancy Pelosi und Jerome Powell und fast jeder anderer Volkswirtschaftler die Regierung darum, die Menschen während einer geringeren Krise zu unterstützen. Mit Ausnahme einer Unmöglichkeit haben die Regierungen immer alle Ressourcen von ihren Bürgern bezogen; dieser Kontrast beschreibt perfekt, wie sich die amerikanische Wirtschaft vollkommen über die letzten 80 Jahre verändert hat.

Es könnte sich als ein Schock herausstellen, doch ein großer Teil des Zweiten Weltkrieges wurde von gewöhnlichen Amerikanern bezahlt, die lange arbeiteten, viel höhere Steuern zahlten und ihre Ersparnisse plünderten, um der Regierung ihr Geld zu leihen. Von ihrer Einführung im Jahr 1913 bis 1941 belasteten die Einkommenssteuern hauptsächlich die Reichen. Während des Krieges wurden die Einkommenssteuern, die ehemals fast nur von den Reichen gezahlt wurde, mehr als dreimal erhöht und wurden dann von der breiteren Allgemeinheit der Amerikaner gezahlt.

Während des Krieges sanken die Verkäufe von Fahrzeug-, Immobilien-, Kleidungs-, Reise-, Tourismus- und Unterhaltungsbranchen, was zu starken Störungen innerhalb dieser Sektoren führte. Doch keine Rettungen wurden angeboten. Geschäftsführer und Arbeiter wurden nicht für ihre verlorenen Umsätze oder Stunden kompensiert. Tatsächlich mussten Verbraucher mit den höheren Preisen und den reduzierten Beständen der Waren und Dienstleistungen leben lernen. Einige Dinge, wie Benzin, Fleisch und Butter, wurden rationiert.

Anstatt sich in Selbstquarantäne zu begeben, schlossen sich Millionen neuer Arbeiter, primär Frauen, der Arbeiterschaft an, um die 16 Millionen Männer (12% der US-Bevölkerung, vergleichbar mit den etwa 40 Millionen heute) zu ersetzen, die nach Übersee gegangen waren. Keine staatliche Hilfe wurde angeboten, um Kinderbetreuungskosten zu decken, wenn Väter im Krieg und Frauen auf der Arbeit waren.

Doch die dreifache Steigerung der Steuern während der Kriegszeit reichte nicht aus, um die sechsfachen Erhöhungen der Regierungsausgaben zu finanzieren. Während des Krieges stiegen die Staatsschulden von 43 Milliarden Dollar auf 259 Milliarden Dollar. Doch der Großteil dieser neuen Schulden wurde von durchschnittlichen Bürgern finanziert, die ihre eigenen Ersparnisse plünderten, um mehr als 150 Milliarden Dollar Kriegsanleihen (etwa 3 Billionen in heutigen Dollar) zu erwerben. Statt Ausgaben für sich selbst zu tätigen, opferten Amerikaner ihr Geld der Regierung. Die Absurdität der heutigen Krise liegt darin, dass die Regierung diesmal vorschlägt, den Menschen Geld zu leihen und private Schulden zu garantieren.

Es ist überraschend, dass Verbraucher von 1941 darauf vorbereitet waren, für den Zweiten Weltkrieg zu zahlen. Viele Amerikaner hatten sich noch nicht vollständig von der großen Depression erholt, die 1929 begann und bis Ende der 1930 Jahre anhielt. Ende 1941 lag der Dow Jones Industrial Average noch immer etwa 60% unter der Spitze, die er vor 12 Jahren erreicht hatte, vor dem Crash 1929.

Die Depression hatte das Nettoreinvermögen und die Ersparnisse der Verbraucher dezimiert. Doch die Amerikaner waren in der Lage, ihre Bilanzen zu reparieren, primär durch Schuldenrückzahlung. Als Prozentsätze der Wirtschaft waren Verbraucherschulden, durch Hypotheken, sowie Fahrzeug-, Studien- und private Schulden, niedriger als heute.

Vergleichen Sie dies mit der heutigen Situation. Bis Anfang 2020 erlebte die US-Wirtschaft die längste wirtschaftliche Expansion unserer Geschichte. Die letzte Rezession hatte damals 2007 begonnen. Seitdem waren die Verbraucherausgaben auf noch nie dagewesene Niveaus gestiegen. Im Jahrzehnt zwischen 2010 und 2020 hatte sich der Dow Jones mehr als verdoppelt.

Doch der große Unterschied zwischen 1941 und 2020 ist das Schuldenniveau, das die Wirtschaft belastet. Da die Fed die Zinsen so lange so künstlich niedrig gehalten hat, sind die heutigen Verbraucher, Geschäfte und Regierungen mit allen möglichen Schulden belastet, die unsere Großeltern und Urgroßeltern schockierend und absurd finden würden. Zusätzlich dazu besitzen Verbraucher und Geschäfte fast gar keine Ersparnisse, auf die sie in Zeiten einer Krise zurückgreifen können; ganz zu schweigen von Steuerzahlungen und dem Leihen von Geld an die Regierung. Das ist der Grund, warum die Wirtschaft so anfällig für die Störungen ist, die der Coronavirus verursacht.


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