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MMT ist nun Realität

04.04.2020  |  Steve Saville
[Dieser Artikel ist ein Auszug aus einem Kommentar, der ursprünglich auf www.tsi-blog.com veröffentlicht wurde.]

Die moderne Geldtheorie (MMT), die weder modern noch eine Theorie ist (im echten Sinne dieses Wortes), wird nun in vielen Ländern angewandt, einschließlich der USA. Was stattfindet, nennt sich nicht MMT, doch das ist, was es tatsächlich ist.

Im Schutze des "Coronavirus" erleben wir nun die Einführung der MMT. In einem Versuch, die kurzfristigen Schmerzen zu lindern, die mit wirtschaftsweiten Stilllegungen assoziiert werden, die als Teil der größten Überreaktion der Geschichte durchgesetzt werden, versprechen Regierungen nun, Geld auszugeben, als hätten sie unbegrenzt Zugriff darauf. Das können sie tun, da sie dank der Zentralbank unbegrenzt Zugriff auf das Geld haben.

Die US-Regierung und die Fed gehen voran und verwischen somit jegliche Grenzen, die die beiden Organisationen eigentlich voneinander trennen sollten. Anders gesagt: Die Täuschung, dass die Fed unabhängig von der Regierung agiert, wurde aufgegeben.

Auf der einen Seite ist da dieses "Anreiz"-Paket über 2 Billionen Dollar, das gerade erst von Präsident Trump verabschiedet wurde. Wie könnte eine Regierung, die angeblich das Ausmaß ihrer Defizitausgaben eindämmen musste, plötzlich entscheiden, ihr Defizit zu verdreifachen? Woher kommt das Geld, um dies zu tun? Denn schließlich spricht niemand davon, die Steuern zu erhöhen. Im Gegenteil; es gibt Diskussionen darüber, Steuern hinauszuzögern und zu senken. Es ist offensichtlich Plan, Geld von der Fed aus dem Nichts drucken zu lassen.

Noch aufschlussreicher sind die Programme, die die Fed in den letzten zwei Wochen einführte. Das sind:

a) Die Commercial Paper Funding Facility (CPFF), mithilfe derer die Fed kommerzielle Wertpapiere von ihren Emittenten erwerben wird.

b) Die Money Market Mutual Fund Liquidity Facility (MMLF), mithilfe derer die Fed Kredite an Finanzinstitutionen ausgeben wird, die von Assets abgesichert sind, die Finanzinstitutionen von Geldmarktinvestmentfonds erworben haben.

c) Das Main Street Business Lending Program (MSBLP), mithilfe dem die Fed direkt Kredite an klein- bis mittelständige Unternehmen vergeben wird.

d) Die Primary Market Corporate Credit Facility (PMCCF), mithilfe derer die Fed Unternehmensanleihen von Emittenten erwerben wird.

e) Die Secondary Market Corporate Credit Facility (SMCCF), mithilfe derer die Fed Unternehmensanleihen und Anleihe-ETFs vom Sekundärmarkt erwerben wird.

f) Die Term Asset-Backed Securities Loan Facility (TALF), mithilfe derer die Fed die Ausgabe von Asset gedeckten Wertpapieren unterstützen wird.

Die Fed sollte das Obige eigentlich nicht tun, doch umgeht die existierenden Regulierungen durch Erschaffung von Zweckgesellschaften (SPVs), die das tatsächliche Kaufen und Leihen durchführen werden. Die US-Regierung finanziert diese SPVs mit anfänglichem Kapital, das die Fed 10:1 hebeln wird. Für jeden Dollar, der von der Regierung in eine dieser SPVs injiziert wird, erschafft die Fed 10 neue Dollar via traditioneller Methoden des Reservebankwesens.

Das Verrückte dabei ist, dass die Dollar, die die Regierung in die SPVs der Fed injizieren wird, zuvor aus dem Nichts erschaffen wurden, als die Fed die Staatsanleihen monetisierte. Die Fed erschafft also Geld aus dem Nichts. Dieses Geld fließt zur Regierung. Die Regierung lagert dieses Geld dann bei den neuen SPVs der Fed ein. Basierend auf dieser Injektion von "Kapital" erschafft die Fed eine Menge mehr Geld aus dem Nichts.

Die indirekten Kosten dieser Gelderschaffung, in Sachen reduzierter Produktivität, höherer Arbeitslosigkeit und verminderter Lebensstandards, werden hoch und langanhaltend sein. Doch die Diskussion dieser längerfristigen Probleme heben wir uns für später auf, nachdem die Krise abgeklungen ist.

Unser Hauptargument heute ist, dass sich die Methode der Regierungsfinanzierung auf eine permanente Weise verändert zu haben scheint. Nicht länger werden Regierungen von ihren Fähigkeiten eingeschränkt sein, Steuern von der Bevölkerung zu verlangen und von Anleiheinvestoren zu leihen. Von nun an werden sie handeln, als hätten sie uneingeschränkten Zugriff auf ein bodenloses Fass an Geld.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com



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Dieser Artikel wurde am 31.März 2020 auf www.tsi-blog.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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