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Das Lockdown-Virus infiziert das Schuldgeldsystem

24.04.2020  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Es ist auch gut bekannt, dass das ungedeckte Geldsystem die Verschuldung der Volkswirtschaften immer weiter in die Höhe treibt: Die Schulden nehmen stärker zu als die Einkommen. Das lässt sich in nahezu allen Volkswirtschaften der Welt beobachten, die mit ungedecktem Geld operieren. Es baut sich so etwas wie eine "Dauerschuldnerei" auf: Schuldner ersetzen ihre fällig werdenden Kredite durch neue Kredite, und zudem nehmen sie auch noch zusätzliche Kredite auf. Solange das Vertrauen in die Kreditqualität hinreichend groß ist, dreht sich das Verschuldungskarussell geschwind und ohne größere Probleme und meist zur Begeisterung aller Beteiligten.

Wenn aber der Kredit in Misskredit gerät, ändert sich das Bild, droht die Kreditpyramide einzustürzen. Kreditgeber werden zurückhaltend bei der Darlehensvergabe, fordern höhere Kreditzinsen und Sicherheiten. Kreditnehmer, die darauf gesetzt haben, fällige Kredite durch neue Kredite zu ersetzen, geraten in Bedrängnis. Sie können sich höhere Kreditkosten nicht leisten und/oder mehr Sicherheiten stellen. Deshalb sind Rezessionsphasen auch so schmerzhaft: Sie sorgen dafür, dass der Schwindel auffliegt. Genau das ist der Grund, warum die Regierungen nun mit gewaltigen Rettungspolitiken ("Bail Outs") aufwarten. Mit allen Mitteln soll verhindert werden, dass Pleiten im großen Stil eintreten.

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Quelle: Refinitiv, BIS; Berechnungen Degussa.


Auf Schulden gebaut

Mittlerweile ist die Abhängigkeit vom ungedeckten Geldsystem in vielen Volkswirtschaften so groß geworden, dass seiner "Rettung" immer mehr Belange geopfert werden. Beispielsweise wird die Staatsverschuldung immer weiter in die Höhe getrieben, um eigentlich ganz natürliche Marktbereinigen zu verhindern; die Marktzinsen werden künstlich nach unten manipuliert, um einen künstlichen Aufschwung ("Boom") zu erzeugen - und dazu gehört auch, die Risikoaversion der Finanzmarktinvestoren zu verringern; oder unprofitable Banken zu subventionieren; und anderes mehr. All das läuft de facto darauf hinaus, das Wenige, was von der freien Marktwirtschaft noch übrig ist, auch noch abzuschaffen.

Die Regeln und Anreize des umsichtigen Wirtschaftens werden auf den Kopf gestellt. Investoren kaufen mit ihrem Geld Anleihen von schlechten Schuldnern zu Zinsen, die ihr Risiko nicht mehr annähernd richtig widerspiegeln. Das geht letztlich zu Lasten guter Schuldner, die nicht mehr so viel Kapital bekommen, wie sie eigentlich bekommen müssten, und das wiederum schwächt die Wachstums- und Beschäftigungspotentiale der Wirtschaft. In die gleiche Richtung wirkt die Entmutigung des Sparens durch immer niedrigere Zinsen. Die Enttäuschung über geringe Einkommenszuwächse ruft den Staat auf den Plan, der dann immer un-verhohlener in das Wirtschafts- und Gesellschaftsleben eingreift.

Mit dem Lockdown, dem Einstellen der volkswirtschaftlichen Produktion (mit Ausnahme von politisch als "essentiell" eingestuften Bereichen), haben die Staaten vieler Länder nun aber eine Vollbremsung des Geschäftslebens verursacht, die Bankrotte von Firmen und Privathaushalten und Zahlungsausfälle im gewaltigen Ausmaß verursacht - und die umso dramatischer ausfallen, je länger der Lockdown andauert. Das muss Zweifel am Schuldgeldsystem nähren. Es steht daher außer Frage, dass ohne Staatseingriffe, ohne gewaltige "Mega Bail Out"-Pakete das Schuldgeldsystem unter die Räder gekommen wäre, der Lockdown die größte Wirtschafts- und Gesellschaftskrise der Neuzeit ausgelöst hätte.


Die große Umverteilung

Mehr denn je hängt das Vertrauen des Schuldgeldsystems am Vertrauen der Anleger: dass das Schlimmste doch noch abgewendet werden kann und dass vor allem die Zentralbanken willens und in der Lage sind, strauchelnde Schuldner liquide zu halten, dass Banken zahlungsfähig gehalten werden. Für eben dieses Vertrauen sollen die "Mega Bail Out"-Pakete sorgen, die letztlich nur von den Zentralbanken finanziert werden können, indem neues Geld in Umlauf gegeben wird. Die "Rettung" läuft also auf eine Inflationspolitik - eine Geldmengenvermehrungspolitik - hinaus.


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