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Covid-19: Der ganze Wahnsinn

17.05.2020  |  Manfred Gburek
Was macht den Reiz aus, in Deutschland zu leben? Hier sind einige von vielen möglichen Antworten: politische Stabilität, im Vergleich zu anderen Ländern große Sicherheit, ausgeglichenes Sozialsystem, Ersparnisse von mehr als 6 Billionen Euro (zuzüglich Immobilien und Betriebsvermögen), niedriger Schuldenstand, eiserne Disziplin, solide Wirtschafts- und speziell Infrastruktur, Umweltschutz, erfolgreicher Mittelstand, hohe Ingenieurkunst. Diese und weitere deutsche Tugenden haben sich längst international herumgesprochen. Folglich versuchen andere Länder, Deutschland entweder zu kopieren (eine Minderheit) oder unter Druck zu setzen, um Vorteile zu ergattern (eine heterogene Mehrheit).

Der größte Druck erfolgt derzeit vonseiten einer gefährlichen Kombination aus EU-Recht, Dovid-19-Maßnahmen und allerlei öffentlichen Protesten bis hin zu Straßenschlachten. Zu glauben, das alles werde sich schon irgendwie zum Guten wenden, ist einfach nur naiv. Derweil "fährt die Kanzlerin auf Sicht" - eine von manchen Medien gern benutze Metapher für Entscheidungsschwäche. Dieses Verhalten wird sich rächen. Aber nicht etwa allein in Bezug auf die

Kanzlerin, sondern an den Deutschen insgesamt: durch politischen EU-Druck einschließlich Kampf um die Deutungshoheit zwischen Europäischem Gerichtshof und Bundesverfassungsgericht, durch anhaltenden Kompetenzwirrwarr um EU-, Bundes-, Landes- und Kommunalrecht, durch Steuererhöhungen und letzten Endes durch Enteignung, sowohl schleichend (über Null- bis Minuszinsen) als auch mit direktem Eingriff (unter Missachtung des Grundgesetzes).

Das Problem, in das Deutschland reinrutscht, ist also vielschichtig - und unter den Schichten verschieben sich gerade, bildlich gesprochen, die tektonischen Platten. Dazu gehören neben den bereits genannten Veränderungen auch solche, über die derzeit weniger diskutiert wird: Einbruch der Steuereinnahmen, Frust in der Bevölkerung und Covid-19-Missbrauch. Das zuletzt genannte Phänomen sei noch um eine bemerkenswerte Entwicklung ergänzt: Ausgerechnet der steinreiche und auf Steuer-“Optimierung“ nie verlegene Amazon-Konzern profitiert wegen seines boomenden Versandgeschäfts indirekt von der Pandemie.

Dass jetzt Steuern in Deutschland auf einmal zum Thema werden, das heiß diskutiert wird, ist irgendwie seltsam. Stand ihre Erhöhung doch schon fest, als Finanzminister Olaf Scholz die sprichwörtliche Geldspritzen-Bazooka auspackte und mit ihr wild durch die Gegen schoss.

Dass immer größere Teile der Bevölkerung frustriert sind, wird zu einer der schlimmsten Gefahren, die uns in den kommenden Monaten erwarten. Denn es stellt sich heraus, dass neben dem hinterhältigen, mittlerweile etwas entschärften Infektionsschutzgesetz von Gesundheitsminister Jens Spahn auch andere Vorhaben der Bundesregierung die Bevölkerung rasend vor Wut machen. Und dass im Schatten von Covid-19 die Ansprüche mächtiger Lobbygruppen - stellvertretend: Pharma- und Autoindustrie, Versicherer, Fußballbundesliga - in den Himmel wachsen, ist die logische Konsequenz aus den derzeitigen Machtverhältnissen.

Verlierer, weil in sich zersplittert, ist die Immobilienbranche mit zig Verbänden, die zum Teil gegeneinander arbeiten. Besonders schlimm: Vermieter - oft solche mit nur einer vermieteten Wohnung - müssen erst mal monatelang auf ihre Miete warten, bevor diese auf dem Konto ist. Und falls Mieter wegen der Kurzarbeit in ihrem Betrieb knapp bei Kasse sind, müssen Vermieter im schlimmsten Fall mit bleibenden Mietausfällen rechnen. Damit bricht vielen Menschen im Rentenalter, die über die gesetzliche Rente hinaus vorsorgen wollten, ein Teil der Einnahmen weg.

Die Covid-19-Pandemie hinterlässt auch anderweitig ihre Spuren, und zwar ganz perfide: Ein Unternehmen nach dem anderen versucht die eigene Misswirtschaft mit dem Argument zu begründen, das Virus sei am negativen Geschäftsabschluss schuld. Darauf angesprochen, dies könne doch wohl nicht für das vergangene Geschäftsjahr gelten, antworten die für die Misswirtschaft verantwortlichen Manager auffallend oft, sie hätten in Erwartung virusbedingter schlechter Zahlen für 2020 schon mal vorsorglich ihre Rückstellungen für 2019 erhöht und die Dividende gekappt, womit - wie Vermieter - auch Aktionäre um einen Teil ihrer Altersversorgung gebracht werden.

Allein schon aus den hier beschriebenen wenigen Beispielen geht hervor: Es dürfte in erster Linie am Parteien-Populismus liegen, dass derzeit in Deutschland so viel schief läuft. Man hätte ja zum Beispiel die individuelle Altersvorsorge mit Aktien und Immobilien forcieren können, statt den so und so vielten Aufguss der unnützen Riester-Rente zu fördern, von einer Finanztransaktionssteuer zu träumen und jetzt auch noch die Grundrente einführen zu wollen. Doch im Politikbetrieb überwiegt längst nicht mehr die Vernunft, sondern das Heischen nach maximalen Wählerstimmen.

Wie wird das Ganze ausarten, von den Folgen des eingangs zitierten Angriffs auf deutsche Tugenden bis zu nicht eingeplanten Covid-19-Effekten? Die DWS, Fondsgesellschaft der Deutschen Bank, hat den Mut, auf Basis aktueller Daten des Statistischen Bundesamts eine interessante Prognose zu wagen: Im ersten Quartal dieses Jahres sei die deutsche Wirtschaftsleistung gegenüber dem Vorquartal zwar nur um 2,2 Prozent gesunken, "aber das ist erst der Anfang des Dramas".

Im zweiten Quartal werde es nämlich zu einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 10 Prozent kommen. Der Ausblick aufs ganze Jahr ist dann wieder halbwegs tröstlich: Nach einer konjunkturellen Strecke über Stock und Stein dürfte es für das ganze Jahr zu einem durchschnittlichen Minus von 6 Prozent kommen.

Diese Prognose hat einiges für sich, gleichwohl, ihr Eintreffen hängt leider von vielen Imponderabilien ab - und die werden für die weitere Entwicklung der verschiedenen Anlageklassen entscheidend sein. Damit stellt sich die Frage, welche von den Klassen mehr als nur einen Blick lohnen. Gold und Silber sind vor dem unruhigen konjunkturellen Hintergrund zwar schnell als wahrscheinliche Profiteure ausgemacht, aber in Anbetracht der starken Sprünge während der vergangenen Monate muss mit mehr Auf und Ab gerechnet werden, besonders bei Minenaktien.

Dagegen sind die beiden Edelmetalle selbst eher als Daueranlagen geeignet. Alles in allem heißt es für flexible Anleger: Kurse anhand von Charts laufend verfolgen und nach dem Prinzip „buy the dip“ verfahren, also nach kurzfristigen Kursrückschlägen kaufen. Das erfordert Übung, doch die wird sich fürstlich auszahlen.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu



Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.

Neu bei www.gburek.eu: Geldschwemme für Anleger


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