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Feindbilder - Stellt der April den konjunkturellen Tiefpunkt dar?

18.05.2020  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0823 (06:29 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0787 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 107,12. In der Folge notiert EUR-JPY bei 115,93. EUR-CHF oszilliert bei 1,0515.

Reicht der westlichen Politik die Corona-Krise nicht? Muss man diese Krise nutzen, um die Welt noch stärker zu teilen und noch mehr Schäden zu generieren? Müssen Maßnahmen erwogen werden, die noch nie zuvor bei einer Pandemie erwogen wurden und keine völkerrechtliche Basis haben? Müssen Feindbilder etabliert werden? Braucht die westliche Politik das? Ist sie so schwach?

Seit Wochen werden seitens der USA Narrative gewoben, die von westlichen Versäumnissen im Krisen-Management ablenken. Die USA, die bei dem Bio-Labor Unfall in Fort Detrick in den USA im Juni 2019 jede Form der Transparenz vermissen ließen, fordern von China, das im direkten Vergleich zu den USA alle Tore und Türen öffnete, volle Transparenz. Die hier erkennbare Asymmetrie ist grotesk!

Europäische Politiker lassen sich vor den Karren der USA spannen. Man beteiligt sich an den Diskriminierungen gegenüber Huawei. Warum schreiben wir Diskriminierung? Weil keine Beweise vorgelegt werden! Es handelt sich um eine Verurteilung ohne Beweis. Bei den US-Konzernen, die uns datentechnisch in die Tasche griffen (Snowden) und wohl greifen, gab es keine Vorverurteilung, nicht einmal eine Verurteilung. Diese Asymmetrie ist Ausdruck von Unsachlichkeit, die das Ziel hat, Feindbilder aufzubauen, um die Welt aus US-Machterhaltungsgesichtspunkten zu teilen. Kann das europäisches Interesse sein?

Wer agiert sachlich unbestechlich, wer konstruktiv und destruktiv? Wo will sich Kontinentaleuropa aufstellen? Warum redet Herr Röttgen nicht über die bittere Notwendigkeit eines IT-Airbus? Redet man hier seitens einiger politischer Zirkel nicht der Fortsetzung einer nicht tolerierbaren US-Abhängigkeit das Wort?


April Tiefpunkt des Konjunkturzyklus?

In dem aktuellen Konjunkturumfeld gibt es eine Gewissheit. Die Rezession ist administrativ verordnet worden. Es handelte sich ex USA (keine selbstragenden Elemente des Wachstums) nicht um eine endogene Wirtschaftsschwäche. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob dann nicht die sukzessive Abkehr von dem Lockdown eine positive Konjunkturprognose erlaubt.

Meiner Meinung nach ist die Fragestellung zu bejahen. Dafür brauchen Sie auch kein volkswirtschaftliches Studium. Grundrechenarten auf Basis des vierten Schuljahres und ein wenig Denkfähigkeit reichen vollständig aus. Zumal gibt es bereits mehr als ermutigende Erfahrungswerte, die uns aus China geliefert werden. Wir können auch Japan (siehe Datenpotpourri/Tertiärer Sektor) als positives Beispiel anführen. Die Entspannungssignale für Europa an der Datenfront der Corona-Krise sind dann eben auch potenziell konjunkturelle Entspannungssignale.

Gleichwohl dominieren die verhaltenen Töne. Der EZB-Chefvolkswirt Philip Lane sagte, dass man seitens der EZB die Situation genau beobachte und bereit sei, alle Instrumente bei Bedarf anzupassen. Es sei aus heutiger Sicht unwahrscheinlich, dass die Wirtschaftstätigkeit vor 2021 wieder das Vorkrisenniveau erreiche.

Das sehen wir auch so, dass der Rest des Jahres 2020 mit dem konjunkturellen Tiefpunkt per April von einer sukzessiven Erholung geprägt sein wird. Für uns ist das mindestens ein halbvolles Glas Wasser, denn Daten aus Asien implizieren, dass die Erholung auch schneller greifen kann!

2021 wird das Grundrauschen der Weltwirtschaft bei circa 2,8% BIP Wachstum die Basis des globalen Wachstums bieten. Zusätzliche Impulse sollten dann aus Aufholeffekten im Sektor Produktion aus dem Jahr 2020 erfolgen. Weiteren Vorschub sollte durch das Anlaufen der global verfügten Konjunkturprogramme gewährleistet sein. Auch die Neugestaltung im Lagerzyklus wird temporär positive Akzente setzen, da die Güter für die Lager produziert werden müssen und darüber hinaus wirkt die Neuausrichtung der Globalisierung durch Aufbau neuer Produktionsstätten in westlichen Industrienationen. Der Ausblick ist profund!

Dieses Szenario setzt voraus, dass das Corona-Virus unter Kontrolle bleibt. Für diese Annahme gibt es gute Gründe. Menschen sind ob des Problems sensibilisiert. Die Pandemie-Infrastruktur ist deutlich verbessert. Die medizinischen Erfahrungswerte nehmen täglich zu.

Diese Aspekte liefern keine Grundlage für eine Garantie des Positivszenarios, sie liefern jedoch belastbare Aspekte für begründeten Optimismus.


Corona-Krise: Eine Annäherung mit den Daten der Johns-Hopkins-Universität:

Coronavirus global: Die Zahl der nachgewiesenen Infizierten legte auf 4.716.513 zu. Die Zahl der Genesungen stieg auf 1.734.578, während die Zahl der Todesfälle auf 315.225 zunahm. Damit liegt die Zahl der akuten nachgewiesenen Fälle bei 2.666.710 (Donnerstag 2.476.640).

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Quelle: https://gisanddata.maps.arcgis.com/apps/opsdashboard/index.html#/bda7594740fd40299423467b48e9ecf6

Wir reden bei der Nutzung der Johns-Hopkins Daten bewusst von einer Annäherung an die Realitäten der Corona-Krise, da die Datenqualität anfechtbar ist. Ebenso ist die Methode diskussionswürdig, sich bezüglich der Krisensituation nicht auch auf andere Aspekte (u.a. Übersterblichkeit) zu fokussieren.

Aus meiner Sichtweise sind sowohl Medien, Politik und die Finanzmärkte auf die obigen Daten im Grundtenor fixiert. Sie liefern damit den Schlüssel zum Verständnis der Marktreaktionen.

Derzeit gibt es zwei Wahrheiten. Es gibt Entspannung in Asien und Kontinentaleuropa und es gibt weiter Verspannung in den USA, dem UK und Russland.

In China liegt die Anzahl der akut Infizierten bei 110 In Südkorea sind es noch 898. Japan kommt auf 4.388. Der Hotspot bleibt Singapur (Problem Wanderarbeiter) mit jetzt aber auch nur noch 18.676 Fällen.

Kontinentaleuropas Fallzahlen kommen weiter runter. In Deutschland liegen wir bei 14.396. Spanien kommt auf 56.689. Italien steht bei 68.351, während Frankreich mit 89.955 Fällen etwas hinterherhinkt.

Die USA mit 1.124.930 akuten Fällen als auch das UK mit 209.221 und Russland mit 211.748 akut Infizierten stellen weiterhin die Epizentren des Infektionsproblems dar.


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Im internationalen Vergleich resilient

Das BIP Deutschlands sank per 1. Quartal gemäß Erstschätzung im Quartalsvergleich um 2,2% (Prognose -2,2%) nach zuvor -0,1% (revidiert von 0,0%). Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 2,3% (Prognose -2,0%) nach zuvor +0,4%. Das BIP der Eurozone sank per 1. Quartal gemäß Erstschätzung im Quartalsvergleich um 3,8% (Prognose -3,8%). Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 3,2% (Prognose -3,3%). Die Anzahl der Beschäftigten stellte sich in der Eurozone per 1. Quartal auf 160,36 nach zuvor 160,75 Millionen (Rekordwert). Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 0,3% nach zuvor 1,1%.

Die Handelsbilanz der Eurozone wies per März einen Überschuss in Höhe von 23,5 nach zuvor 25,6 Mrd. Euro aus. Die Devisenreserven der Eurozone stellten sich per April auf 909,92 nach zuvor 866,31 Mrd. Euro und markierten einen neuen historischen Höchstwert.


USA: Schwach, aber zumeist besser als erwartet

Der New York Fed Manufacturing Index legte per Mai von zuvor -78,20 auf -48,50 Punkte zu (Prognose -63,50). Die Einzelhandelsumsätze sanken per April im Monatsvergleich um 16,4% (Prognose 12,0%) nach zuvor -8,3% (revidiert von -8,7%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Einbruch um 21,61% nach zuvor -5,68%. Die US-Industrieproduktion fiel per Berichtsmonat April im Monatsvergleich um 11,2% (Prognose -11,5%) nach zuvor -4,5% (revidiert von -5,4%). Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 15,04% nach zuvor -4,88% (revidiert von -5,49%).

Die Kapazitätsauslastung stellte sich auf 64,9% (Prognose 64,0%) nach zuvor 73,2% (revidiert von 72,7%). Lagerbestände sanken per März im Monatsvergleich um 0,2% (Prognose 0,2%) nach zuvor -0,5% (revidiert von -0,4%). Der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart der Universität Michigan stieg per Mai laut vorläufiger Berechnung von 71,8 auf 73,7 Zähler (Prognose 68,0).


Russland: Erfrischend

Die Handelsbilanz wies per März einen Überschuss in Höhe von 9,31 Mrd. USD (Prognose 5,76 Mrd. USD) nach zuvor 9,66 Mrd. USD aus.


Japan: Positive Akzente

Das BIP Japans sank per 1. Quartal im Quartalsvergleich um 0,9% (Prognose -1,2%) nach zuvor -1,9% (revidiert von -1,8%). Annualisiert lag der Rückgang per 1. Quartal bei -3,4% (Prognose -4,6%) nach zuvor -7,3% (revidiert von -7,1%). Im Dienstleistungssektor kam es per März zu einer starken Erholung um 10,9% nach zuvor -1,2%.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung im Währungspaar EUR/USD favorisiert. Ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.0720 - 1.0980 eröffnet neue Opportunitäten.

Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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