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Lagert die PBoC Gold bei der Fed in New York?

14.06.2020  |  Jan Nieuwenhuijs
Gerüchte machen die Runde, dass die chinesische Zentralbank Gold bei der Federal Reserve Bank in New York lagert. Wenn das stimmt, dann wäre dies ein wichtiger Aspekt im Handelskrieg zwischen USA und China. Doch laut meiner Analyse ist diese Behauptung falsch.

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Im Mai 2020 trat ein altes Gerücht auf den Plan, nachdem die Global Times davon berichtete. Ein chinesischer Analyst wandte sich an die Global Times und meinte, dass die People's Bank of China (PBoC) einen Teil ihres Goldes bei der Federal Reserve Bank of New York (FRBNY) lagern würde. Ein Zitat der Global Times:

"Ein Analyst [Dong] erklärte, dass das Risiko bestehen würde, dass die USA chinesische Assets einfrieren könnten, einschließlich Goldreserven.

Dong empfahl, dass Behörden den Anteil an US-Staatsanleihen in den chinesischen Devisenreserven reduzieren und Gold, das in den USA gelagert wird, so schnell wie möglich zurück nach China schaffen sollten."


Das erste Mal, dass ich über dieses Gerücht stolperte, war 2013 auf einer Webseite eines der größten chinesischen Kreditgeber, der Agriculture Bank of China (ABC). Liu Zhongbo von ABC meinte:

"Statistiken zeigen, dass China mindestens 600 Tonnen Gold bei der US-amerikanischen Federal Reserve einlagert..."

Es gibt zudem andere Webseiten und Blogs, die eine Zahl von 600 Tonnen erwähnen.

Leider war ich weder in der Lage, den in der Global Times zitierten Analysten (Dong Dengxin) noch den ABC-Analysten Liu Zhongbo zu kontaktieren. Noch konnte ich offizielle Statistiken finden, die beweisen, dass Gold, das der PBoC gehört, in New York eingelagert wird.

Doch ich sammelte einige wertvolle Informationen von anderen Quellen, die ich in China habe. In Zusammenhang mit Daten von der chinesischen State Administration of Foreign Exchange (SAFE) ist meine Schlussfolgerung, dass die PBoC kein Gold bei der FRBNY einlagert.

Eine meiner Quellen, ein ehemaliger Edelmetallhändler bei ICBC, erzählte mir, dass es sehr unwahrscheinlich sei, dass die chinesische Zentralbank Gold in den USA einlagern würde. Neben der Tatsache, dass er nahe am Geschehen war - ICBC ist eine der stellvertretenden Banken, die Gold im Namen der PBoC handelt - ist auch seine Logik überzeugend.

Die USA waren noch nie Verbündeter des aktuellen chinesischen Regimes - ganz im Gegenteil. China würde immer versuchen, kein Gold in New York zu lagern. Außerdem besitzt China ausreichende Devisenreserven, also braucht es gar kein im Westen gelagertes Gold, um dieses gegen Dollar einzutauschen oder zu verkaufen, wenn es ein Zahlungsbilanzproblem hat. Es kann stattdessen direkt seine Devisenreserven nutzen.

In den 1980er Jahren transportierte die PBoC gelegentlich Gold nach London, um dieses gegen Dollar und andere Währungen zu verkaufen. Das deutet darauf hin, dass die PBoC zu keinem Zeitpunkt permanent Gold im Westen lagerte. Seit Ende der 1990er Jahre nahmen die chinesischen Devisenreserven deutlich zu, was die Notwendigkeit beseitigte, Gold in London oder New York zu lagern.

Wir wissen, dass China seinen inländischen Goldbergbau in den 1970er Jahren aus verschiedensten Gründen ankurbelte. Der wichtigste Grund war es, Devisenreserven zu erhalten, um die genau geplante Wirtschaft zu reformieren. Seit 1978 genehmigte der Staatsrat individuelle Schürfarbeiten, was dazu führte, dass tausende chinesische Bauern ihre Ackerpflüge gegen Goldwaschpfannen eintauschten. Die gesamte inländische Goldproduktion musste an die PBoC verkauft werden, die der monopolistische Händler am chinesischen Goldmarkt war, bis 2002 die Shanghai Gold Exchange eingeführt wurde.

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