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Zustimmung zu Kanzlerin - Daten setzen positive Akzente!

02.07.2020  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1264 (06:19 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1184 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 107.45. In der Folge notiert EUR-JPY bei 121.03. EUR-CHF oszilliert bei 1,0654.

Die Märkte befinden sich weiterhin größtenteils in einem Seitwärtsmodus. Unterliegend zeigt sich eine Bereitschaft, sich sukzessive den Risikoaktiva zuzuwenden, da an der "Front" der Wirtschaftsdaten überwiegend unerwartet positive Akzente gesetzt werden (siehe Datenpotpourri) und Marktteilnehmern dämmert, dass das globale Zinsregime den Begriff Anlagenotstand neu definiert.

Heute erlauben wir uns, unserer Kanzlerin Frau Merkel einige Zeilen zu widmen. Die Einlassungen von Kanzlerin Merkel verdienen unter sachlichen Gesichtspunkten volle Zustimmung. Sie betonte, dass US-Sanktionen wegen Nord Stream extraterritorial wären. Das entspräche nicht dem Rechtsverständnis der Bundesregierung. Das Pipelineprojekt solle fertiggestellt werden.

In der Tat entspräche ein Stopp dieser Infrastrukturmaßnahme (Aristoteles) einer Unterordnung unter US-Interessen, ohne dass man in Washington mitreden und mitbestimmen kann. Die USA "brillieren" mit Respektlosigkeit, Arroganz und Intoleranz gegenüber Partnern. Sie zeigen faktisch totalitäre Züge und ein totalitäres Selbstverständnis. Wo diese Begriffe im westlichen Wertekanon stehen muss nicht thematisiert werden. Die USA bewegen sich in einer wertetechnischen Selbstisolation und untergraben damit am Ende ihre globalen Ansprüche.

Laut Kanzlerin Merkel seien die Fortschritte in den Brexit-Verhandlungen "sehr übersichtlich" (perfekte Verbalakrobatik im Kontext der Diplomatie). Wir sollten für den Fall vorsorgen, dass es zu keinem Abkommen komme. Was die Verhandlungsteams der EU unter Michel Barnier an Arroganz und Mangel an Professionalität als auch Mangel an diplomatischen Umgangsformen seit 2016 zu ertragen hatten, ist seit den Römischen Verträgen historisch einmalig.

Das politische Selbstverständnis des UK impliziert ähnlich wie das der USA, dass die EU (27 Staaten) sich den Interessen des UK zu beugen hätten. Die dabei zu Tage getretene "Un-Diplomatie" seitens des UK ist ein Beleg für mangelnden Respekt gegenüber Kontinentaleuropa.

Als Hamburger Jung ist man automatisch anglophil. Ich habe dort fantastische Prägejahre meines Lebens verbracht. Es tut weh und es ist schade, aber die Trennung ist notwendig, im Zweifelsfall ohne Handelsabkommen. Good bye UK!

Hinsichtlich des Wiederaufbauprogramms und der Finanzierungsmodalitäten lägen die Positionen der EU-Staaten laut Frau Merkel noch weit auseinander. Ja, zu meinem tiefen Bedauern, ich unterstütze den Merkel/Macron Zuschussplan umfassend.

In Deutschland geistern immer noch Narrative herum, wir würden alles bezahlen. Dieses Narrativ baut auf falschen Betrachtungsweisen auf. Natürlich zahlt Deutschland als größte Volkswirtschaft Europas die höchsten Beiträge ein. Bezüglich der Belastung ist die „Pro Kopf“ Belastung jedoch entscheidend. Dort liegt Deutschland lediglich im Mittelfeld. Für Deutschland ist Europa der wichtigste Absatzmarkt unserer Güter. Wir profitieren durch eine zu niedrige Bewertung des Euros. Das beschert mehr Exporte, mehr Arbeitsplätze, höheres Steueraufkommen, mehr Sozialbeiträge.

Wir profitierten seit Krisenbeginn von Kapitalzufuhr, die unsere Zinsen drastisch fallen ließen. Das lieferte Wachstumsimpulse und ist wesentlich verantwortlich für die zwischenzeitliche Gesundung der Staatsfinanzen (übrigens, wir Bürger sind der Staat!). Damit bekommt die kommende Generation wieder Chancen, nachdem wir, die alten Generationen, Regierungen wählten, die uns gestern mehr zu Lasten der kommenden Generationen konsumtiv verschwenden ließen, als uns zustand (eigentlich asozial bezüglich Generationenkontrakt).

Pro Jahr liegt der Gesamtnutzen dieser Einflüsse, die wir der Krise in Europa und den Stresszuständen in unseren Nachbarländern verdanken, für Deutschland bei weit mehr als 100 Mrd. Euro pro Jahr, von denen wir in den letzten Jahren nichts an Europa zurückgegeben haben. Das ist recht unchristlich und uneuropäisch!

Schlussendlich sagte Frau Merkel, dass die EU erheblichen Nachholbedarf bei der internationalen Wettbewerbsfähigkeit hätte. Wir stimmen zu und fordern und bitten, dynamisch den IT-Airbus zu entwickeln. Eine kontinentaleuropäische Bildungsoffensive machte auch Sinn neben einem zukunftsfähigen Infrastrukturnetz und einem konkurrenzfähigem und gerechten Steuersystem.
Fazit: Danke Frau Merkel!


Aktuelle Corona-Lage gemäß der Johns-Hopkins-Universität:

Wir weisen darauf hin, dass die Darstellung der Johns-Hopkins-Universität nur eine Annäherung an die reale Lage liefert. Insbesondere das fehlende Nachhalten diverser Länder bei den Genesungszahlen vermittelt eine Überzeichnung der Situation der aktiven Fälle und damit des Krisenszenarios.

Um die Divergenz zu verdeutlichen, haben wir die Daten einiger Länder bearbeitet. Dabei wurde unterstellt, dass 90% der Infizierten nach 3 Wochen genesen sind. Demnach stellte sich die Zahl der akuten Infektionen in Frankreich nicht auf 95.818, sondern läge bei circa 13.000. Im UK wären es nicht 268.975, sondern circa 30.000. Spanien stünde nicht bei 70.540, sondern bei circa 13.000. "Food for a lot of thought!"

In Asien setzt sich die Entspannung (und die wirtschaftliche Erholung) fort. In China liegen 525 akute Infektionen vor. In Südkorea stellt sich die Zahl auf 938. In Japan liegt sie bei 1.199. In Singapur sind es 5.085.

In Kontinentaleuropa ist die Lage stabil. Einige Länder liefern keine aktuellen Genesungszahlen laut Johns-Hopkins, so dass wir uns hier nur auf ausgewählte Länder fokussieren, die ihren Aufgaben nachkommen. In Deutschland liegt die Zahl der akuten Infektionen bei 7.798. Österreich liegt bei 677 Fällen. Die Schweiz bringt es auf 686. In Italien sind es noch 15.255. Irritierend und partiell grotesk sind u.a. die Genesungszahlen aus den Niederlanden, Belgien, Spanien, Frankreich und Schweden.

Die Problemländer sind vor allen Dingen die USA (1.823.193), Brasilien (540479) und Indien (220.114) bezüglich Tendenz und Amplitude der Ausbreitung. In Russland beginnt sich die Situation zu beruhigen (221.723).


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Die derzeit veröffentlichten Wirtschaftsdaten signalisieren einen starken positiven Umschwung im Stimmungsbild (PMIs, Geschäftsklimaindices) auf globaler Ebene. Die harten Daten weisen überwiegend gleichfalls positive Tendenzen auf.

Die Divergenz der positiven Amplituden erklärt sich hinsichtlich der Zeithorizonte, die von den Daten abgebildet werden. Das Stimmungsbild (PMIs und Geschäftsklimaindices) betrifft die Bewertung der aktuellen als auch zukünftigen Lage, während die harten Daten vergangenheitsbezogen sind.

Ein weiterer Aspekt ist darin zu sehen, dass nach dem historisch einmaligen von der Politik bestimmten Einbruch die Wiederbelebung in der Ökonomie aus psychologischer Sichtweise prägnant wahrgenommen wird.

Festzuhalten ist, dass die weitere Wirtschaftsentwicklung entscheidend davon abhängt, wie zügig der Lockdown im weiteren Verlauf gelockert wird. Die aktuellen Daten belegen unseren Standpunkt, dass die endogene Kraft in der Wirtschaft ausgeprägt ist. Die Politik determiniert die weitere Be- oder Entschleunigung der Konjunktur und Freiheit.


Eurozone: Erstaunlich gute Daten!

Laut finaler Berechnung legte der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe per Juni auf 47,4 Punkte (Prognose 46,9, vorläufiger Wert 46,9) zu. Die deutsche Arbeitslosenquote stieg per Juni lediglich von zuvor 6,3% auf 6,4% (Prognose 6,6%). In Portugal sank die Arbeitslosenquote per Berichtsmonat Mai von zuvor 6,3% auf 5,50% und markierte den tiefsten Stand seit 2002 (Allzeittief 4,8% per 12/2000).


USA: Starke PMIs!

Laut Challenger Report wurden per Juni Entlassungen in einem Volumen von 170,219 angekündigt (Vormonat 397.010 Allzeithoch). Gemäß ADP wurden per Juni 2.369.000 Jobs (Prognose 3.000.000) nach einem Rückgang um 3.065.000 (revidiert von -2.670.000) im Vormonat in der US-Privatwirtschaft geschaffen. Laut finaler Berechnung legte der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe per Juni auf 49,8 Punkte (vorläufiger Wert 49,6) zu. US-Bauausgaben sanken unerwartet per Mai im Monatsvergleich um 2,1% (Prognose +1,0%) nach zuvor -3,5% (revidiert von -2,9%).

Der ISM-Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe stieg per Juni von zuvor 43,1 auf 52,6 Zähler (Prognose 49,5) und erreichte den höchsten Stand seit April 2019.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0850 - 70 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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