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Auf physisches Gold und Silber setzen. Dazu ist es noch nicht zu spät

31.07.2020  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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(Az. VIII R 4/15) gilt, dass die positive Differenz zwischen Verkauf- und Kaufkurs dieser Wertpapiere nach Ende der Spekulationsfrist von einem Jahr steuerfrei vereinnahmt werden darf, so wie das auch bei Goldbarren und Anlagemünzen der Fall ist.

Das BMF plant nun aber, dass Wertpapiere, die einen Anspruch auf physisches Gold verbriefen, auch nach Ende der Spekulationsfrist der Abgeltungssteuer unterliegen sollen: Künftig würden "auch Kapitalanlagen erfasst, die auf die Lieferung von Gold oder anderen Edelmetallen gerichtet sind und wirtschaftlich mit Zertifikaten vergleichbar sind", so das BMF; auf Kursgewinne aus Goldzertifikaten und Gold-ETFs, die nicht mit physischen Barren gedeckt sind, führen die Banken schon heute eine Steuer an den Staat ab. Kommt die Steueränderung, unterliegen die Kursgewinne der Gold-ETCs ab dem nächsten Jahr der Abgeltungssteuer in Höhe von 25 Prozent, dem Solidaritätszuschlag sowie der Kirchensteuer. Das kann auf eine Gesamtbelastung von etwa 27 Prozent hinauslaufen.

Was ist Anlegern, die Gold-ETCs halten, zu raten, wenn die Steueränderung tatsächlich kommt? Wer Xetra Gold und Co bereits länger als 12 Monate hält (und damit nicht mehr der Spekulationsfrist unterliegt), der sollte darüber nachdenken, sich das physische Gold ausliefern zu lassen oder seine Anteile noch in diesem Jahr zu verkaufen (und mit dem Gegenwert physische Münzen und Barren kaufen). Wer Gold-ETCs vor weniger als 12 Monaten erworben hat, der sollte sich die Anteilsscheine in physische Ware ausliefern lassen. Diese Transaktion ist nicht steuerpflichtig.

Es ist sehr unerfreulich für vorsorgende Anleger, dass der Staat drauf und dran ist, die Sparmöglichkeiten der Bürger weiter einzuschränken - in diesem Fall beim Gold. Zwar kann der Anleger von Gold-ETFs und -ETCs auf physisches Gold ausweichen. Doch ganz beruhigend ist das alles natürlich nicht. Denn ein Staat, der systematisch gegen die Eigenvorsorge operiert, kann ja irgendwann auch auf die Idee kommen, die nominale Wertsteigerung des physischen Goldes zu besteuern. Das verhindert zwar nicht, dass Edelmetalle weiter als Schutz vor Geldentwertung und Zahlungsausfällen dienen können, es schmälert aber die Versicherungsfunktion der Edelmetalle.

Der Staat (wie wir ihn heute kennen) bereichert sich nicht nur daran, dass er das Geld, das er durch seine Zentralbank ausgibt, entwertet. Er will auch am erfolgreichen Bestreben seiner Bürger, dieser Entwertung zu entgehen, die Hand aufhalten.



Der Anstieg des Silberpreises

Im Zuge des steigenden Goldpreises hat - wie einleitend bereits erwähnt - nun auch der Silberpreis kräftig angezogen. Dafür ist neben der Lockdown bedingten Angebotsverknappung bei physischen Silbermünzen und -barren vor allem auch die Nachfrage der Silber-Exchange-Traded-Funds (ETFs) verantwortlich. Sie hat seit März 2020 gewaltig zugelegt: Mittlerweile befinden sich etwa 860 Millionen Feinunzen in ihren Beständen, das entspricht etwa einer Jahresproduktion.

Dieser Nachfrageschub stammt vermutlich nicht nur von Seiten der Privatanleger, sondern vor allem auch der institutionellen Anleger. Für sie sind ETF beziehungsweise ETCs im Grunde die einzige Möglichkeit, sich in den Edelmetallmärkten zu positionieren. Es ist wahrscheinlich, dass die Silber-ETF-Nachfrage der institutionellen Investoren nicht allein spekulativen Zwecken dient, sondern auch auf die Diversifikation des Anlageportfolios abzielt.

Es mag paradox klingen: Aber ein steigender Silberpreis kann durchaus die Nachfrage nach diesem Metall weiter erhöhen. Der Grund ist der Folgende: Damit Silber auch für monetäre Zwecke nachgefragt wird, bedarf es eines hinreichend "hohen" Preises. Ansonsten sind die Transport- und Lagerkosten zu hoch, um Silber für monetäre Zwecke zu halten. Entsprechend ist es zusehends attraktiv, Silber bei einem ausreichend hohen Preis als Wertspeicher nachzufragen.

Der traditionelle positive Verbund zwischen Gold- und Silberpreis gibt weiterhin Anlass zur Erwartung, dass der Silberpreis nicht nur weiter ansteigen wird, sondern dass er auch ein vergleichsweise höheres Preissteigerungspotential birgt.

Dafür spricht zum einen das - in historischer Betrachtung - nach wie vor sehr hohe Verhältnis zwischen dem Goldpreis und dem Silberpreis (derzeit liegt die Verhältniszahl bei etwa 81).

Zum anderen war das Interesse vieler Anleger an Silber in den letzten Jahren stark rückläufig. Angesichts des stark gesunkenen Preises, verbunden mit der relativ hohen Preisvolatilität dieses Metalls, haben viele Anleger dem Silber den Rücken gekehrt. Diese Einstellung scheint sich nunmehr umzukehren: Vor allem angesichts des steigendes Goldpreises fühlen sich mehr und mehr Anleger ermuntert, auch wieder auf Silber zu setzen.


Das unterschätzte Inflationsproblem

Aber nicht nur die Edelmetallpreise sind in den letzten Wochen stark in die Höhe geschnellt. Große Preissteigerungen zeigen sich auch in den Finanzmärkten: Die Aktien- und Anleihekurse steigen, die Kreditzinsen und -aufschläge sind sehr niedrig, der "Finanzmarktstress" ist recht gering. Die Finanzmarktakteure scheinen relativ optimistisch zu sein; zumindest wird derzeit kein "System-Crash" eingepreist, die Wetten stehen nicht auf "Bust".

Vielmehr scheinen viele Marktakteure mehrheitlich zu erwarten, dass es den Zentralbanken mit ihrer Geldpolitik gelingen werde, das Schuldgeld über Wasser zu halten, auch wenn es durch die politisch diktierten Lockdown-Krise eine noch größere Schlagseite erlitten hat. Auf den ersten Blick ist das durchaus verständlich. Denn die Zentralbanken monetisieren bestehende und neu ausgegebene Schulden im ganz großen Stil und geben dafür neues Geld in Umlauf.

Das neue Geld wird auf die Konten von Arbeitnehmern, Unternehmen (und natürlich Staatsangestellten überwiesen). Dadurch steigt die umlaufende Geldmenge in der Volkswirtschaft. Die durch die Lockdown-Krise verursachten Einkommens- und Umsatzausfälle werden sprichwörtlich durch das Anwerfen der elektronischen Notenpresse ausgeglichen. Zwar können so Zahlungsausfälle auf breiter Front abgewehrt werden. Aber die Nebenwirkungen sind gewaltig.


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