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Auf physisches Gold und Silber setzen. Dazu ist es noch nicht zu spät

31.07.2020  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Vor allem führen die steigenden Geldmengen zu steigenden Güterpreisen (beziehungsweise die Güterpreise werden höher ausfallen im Vergleich zu einer Situation, in der die Geldmengen nicht ausgeweitet worden wären). Aus unserer Sicht ist es sehr wahrscheinlich, dass die weltweite monetäre Expansion die Konsum- und Vermögensgüterpreise in die Höhe treiben und dass folglich die Kaufkraft des Geldes schwinden wird.

Anleger sollten damit rechnen, dass der Wert des Geldes fällt: Wer Geld hält - in Form von Bargeld, aber auch in Form von Sicht-, Termin- und Spareinlagen -, dem stehen Vermögensverluste ins Haus. Das gilt umso mehr, weil es mittlerweile keine Verzinsung mehr auf Bankguthaben gibt, die dem Inflationsverlust des Geldes entgegenarbeiten könnten. Doch damit nicht genug. Die Geldvermehrungspolitik der Zentralbanken birgt explosive Risiken.

Dazu muss man wissen, dass die Politik der Preisinflationierung nur dann wirkt, wenn sie überraschend, d. h. unerwartet kommt. Wird sie hingegen von allen Marktakteuren korrekt vorhergesehen, stellen diese sich mit ihren Verträgen (für zum Beispiel Löhne, Mieten und Kreditzinsen) darauf ein. Tritt die erhöhte Inflation dann wie erwartet ein, gibt es keine Umverteilungseffekte.

Das aber ist nicht im Sinne derjenigen, die eine Inflationspolitik befürworten. Sie wollen ja eine Umverteilung per Inflation bewirken, wollen beispielsweise, dass die reale Schuldenlasten herabgesetzt werden auf Kosten der Gläubiger; dass die realen Löhne fallen, um die Beschäftigung zu erhöhen; dass es zu einer Umverteilung von Einkommen und Vermögen kommt weg von der Privatwirtschaft und hin zum Staat und seinen Nutznießern.


Die zweitstufige Gefahrenlage

Wenn die Marktakteure jedoch zur Auffassung gelangen, dass sie von der Zentralbank belogen werden, dass die Inflation höher als versprochen ausfallen wird, dramatisiert sich die Lage. Die Marktakteure schrauben ihre Inflationserwartungen in die Höhe, und die Preise der Güter steigen. Wenn die Zentralbank dann noch eine Umverteilung durch Inflation herbeiführen will, muss sie die hochschnellenden Inflationserwartungen überbieten. Man ahnt, wohin dieses "Spiel" führt: zu immer höherer Inflation, im Extremfall in eine Hyperinflation.

Sollten die Inflationserwartungen sich verselbstständigen, weil die Menschen der Zentralbank nicht mehr glauben, kann es zu einer Entwicklung kommen, in der das ungedeckte Geld das Vertrauen. Die Erfahrung lehrt, dass eine solche Situation sich meist dann einstellt, wenn der Staat zahlungsunfähig zu werden droht. Dann sehen es die Zentralbankräte als ihre Pflicht an, den Staat mit neuem Geld zu finanzieren, auch wenn das den Geldwert ruiniert.

Unter diesen Bedingungen ergibt sich aus Sicht des Anlegers eine zweistufige Gefahrenlage für sein Geldvermögen:

(1) Die erste Stufe besteht darin, dass die Kaufkraft der offiziellen Währungen nach und nach unter die Räder kommt. Eine solche schleichende, für viele Menschen meist nicht immer klar erkennbare Entwertung des Geldes ist seit langem im Gange und wird sich sehr wahrscheinlich weiter verschärfen.

(2) Die zweite Stufe besteht darin, dass das Vertrauen in die Zentralbanken und den Währungswert schwindet, sich in Luft auflöst. Dass also der Verfall der Kaufkraft des Geldes sich derart verschärft, dass es zu einer Hochinflation, möglicherweise auch zu einer Hyperinflation kommt mit all ihren wirtschaftlich, politisch und sozialen Zerstörungen.


Gold und Silber - und zwar physisch

Bei vielen Anlegern wachsen derzeit vermutlich die Sorgen, dass die aktuelle Krise den Weg in den "großen Reset" - den "monetären Neustart" - ebnet, dem vielleicht sogar der Kollaps des weltweit vorherrschenden Schuldgeldsystems vorausgeht. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist zwar nicht null. Sie sollte derzeit jedoch auch nicht so hoch eingeschätzt werden, dass der Anleger den Eindruck erhält, er müsse nun alles, was er einsetzen kann, auf die "Crash-Karte" setzen.

Zumal es nicht nur das Risiko des Systemzusammenbruchs gibt, mit dem der Anleger umgehen muss, sondern auch das Risiko, dass der Systemzusammenbruch noch lange auf sich warten lässt, dass er eine gänzlich andere Gestalt annimmt als heute vielfach erwartet wird - wie beispielsweise ein Abgleiten in eine Befehls- und Lenkungswirtschaft, in der die Korrekturkräfte der Märkte mehr oder weniger vollständig lahmgelegt sind und der große Markt-Crash ausbleibt.

Anders gesagt: Die Zukunftsszenarien, die mit den Folgen des weltweiten Schuldgeldsystems verbunden sein können, sind mehrwertig. Und genau vor diesem Hintergrund gibt es gute Gründe, Gold und Silber im Anlageportfolio zu halten. Sie geben Schutz vor Geldentwertung und Zahlungsausfallrisiken. Vor allem für Langfristinvestoren dürften sich physisches Gold und Silber als risikomindernde und ertragsteigernde Komponenten im Anlageportfolio erweisen - denn mit der Länge des Anlagehorizontes steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es ein schlimme Wendung nimmt mit dem Wert des ungedeckten Geldes.

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© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


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