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Wie man das Minenfeld der Edelmetalle navigiert

20.08.2020  |  The Gold Report
Desinformation, Fehlinformation und das moralische Fehlverhalten an den weltweiten Finanzmärkten erinnert mich an eine Fallstudie aus meiner Universitätszeit. Dabei analysierte unser Team ein lokales Unternehmen und stellte spezifische Empfehlungen vor, um es zu verbessern. Angesichts der Tatsache, dass unser Campus in der Innenstadt von Saint Louis lag, war es nicht überraschend, dass unser "lokales Unternehmen" ein Spirituosengeschäft war, das von einem großen und sehr wütenden, afroamerikanischen Gentleman mit Namen Marcus Thicke geführt wurde.

Das erste Mal, als wir Marcus trafen, warf er einen Blick auf meine zwei Klassenkameraden und mich und meinte: "Die Brüder werden ihren Spaß mit denen haben (er deutete auf die beiden anderen Studenten), aber werden sich Zeit mit dir lassen wollen." (Ich war ein sehr sportlicher, kanadischer Hockey-Spieler.) Marcus sah aus wie Samuel L. Jackson in "Pulp Fiction." Er hatte einen Afro, stechende, dunkelbraune Augen und eine dunklere Haut als viele andere. Wenn es etwas gab, das ich an ihm mochte, dann die Tatsache, dass er sich von niemandem etwas sagen lassen würde; Finanzstudent der Saint Louis University hin oder her.

Da ich Kanadier bin, hatte ich einen gewissen Vorteil gegenüber meinen beiden amerikanischen Klassenkameraden. Ich war größer und stärker und mit meinen 1,80m war ich nur etwa vier Zentimeter kleiner als Marcus. Außerdem wusste ich nichts über irgendwelche Schlägereien, Vergewaltigungen und Raubzüge der "hellhäutigen" Leute in diesem Gebiet, da ich in einer Nachbarschaft in Toronto aufwuchs, in der es keine dunkelhäutigen Familien gab, bis ich in die Highschool ging. Ich hatte keine verankerte Angst vor dunkelhäutigen Menschen, also konnte ich etwaige emotionalen Sperren, die meine Klassenkameraden behindert hätten, einfach umgehen.

Wir verbrachten einen Monat in seinem Laden und sahen von den Seitenlinien aus zu. Und obgleich Marcus eine Menge Publikumsverkehr, großartige Angestellte und einen guten Standort mit genügend Parkplätzen hatte, fiel sein Gewinn am Ende der Woche immer um etwa 10% niedriger aus als das, was wir erwarteten. Wir zählten Inventar zu Beginn und am Ende der Woche; ebenso wie das Bargeld. Wir gingen die Kosten und jede Quittung durch. Was ein stetiger Fluss positiven Cashflows hätte sein sollten, erreichte knapp die Gewinnschwelle vor Steuern.

Sie sollten sich daran erinnern, dass wir Studenten waren und ich ein Athlet, also gab es nicht sonderlich viel außerschulische Zeit, um Marcus in der Nacht zu besuchen. Doch eines Nachts, nachdem ich meine Freundin in West County abgesetzt hatte, ging ich um etwa 1 Uhr nachts zu seinem Laden. Dort sah ich Marcus fluchend mit einer Waffe in Händen. Ich hielt an und sprang heraus, um meinem "neuen besten Freund Marcus" zu helfen. Dann richtete er die Waffe auf mich und schrie: "Du! Schwing deinen weißen Hintern zurück in dein Auto und geh zurück zu deinem Wohnheim. Komm nie wieder hierher!"

In der nächsten Woche mussten wir drei separate Berichte und Empfehlungen vorbringen und da ich aufgrund sportlicher Aktivitäten eingebunden war, musste ich mich beeilen, meinen fertigzustellen. Der Professor meinte zu mir: "Gib mir, was du hast. Deine Teammitglieder haben bereits ihre 80-seitigen Berichte mit Bilanzen abgegeben..." Ich entschied mich also dazu, meine beiden "Teammitglieder" ihre "finalen Schlussfolgerungen" über das Telefon vorlesen zu lassen. Diese lauteten wie folgt:
    1. Den Besitzer feuern und ihn durch einen gebildeten (weißen) "Einzelhandelsspezialisten" ersetzen.
    2. Preiszugeständnisse von Lieferanten erbitten (er hat eine weite Bandbreite an Produkten).
    3. Ersetzen der alternden und teilweise verdorbenen Angestellten durch jüngere Leute.
Mein Bericht wurde drei Stunden später zu Professor Yeager geschickt, doch erst nachdem ich mit Marcus gesprochen hatte. Es war ein Essay über 1 Seite. Empfehlungen: Basierend auf dem Standort und basierend auf dem Umsatz empfehle ich Thicke die folgenden Veränderungen und Upgrades:

• Installation einer kugelsicheren Plexiglasscheibe zwischen Inventar und Kasse/Angestellten.
• Kauf von drei weiteren Schusswaffen, um Laden und Angestellte zu stärken.

Als ich zum Campus zurückkehrte, wurde ich informiert, dass meine beiden Teammitglieder ein "A" für ihre Arbeit erhalten hatten. Ich erhielt ein "C", weil ich meine Empfehlungen nicht durch "Fakten" (Daten) unterstützen konnte.

Nachdem ich einige Jahre später meine Hockey-Karriere beendete, kehrte ich nach Saint Louis für eine Geschäftsreise zurück. Ich mietete mir ein Auto und sah mir die Gegend und das Spirituosengeschäft an. Ich ging hinein und erkannte eine große, kugelsichere Plexiglasscheibe hinter der sich die Kassen und ein junges, dunkelhäutiges Kind befanden, das nach einer Mischung aus Samuel L. Jackson und Whitney Houston aussah. Der Laden florierte und hatte expandiert. Er war fast gar nicht wiederzuerkennen. Als ich ging, blickte ich auf die Wand hinter der Kasse und erkannte die Schusswaffe an der Wand von damals; daneben ein Bild von einem Saint-Louis-Hockey-Spieler. Ich sah mich einen Augenblick nach Marcus um, doch entschied mich dann dafür, dass manche Errungenschaften wohl besser in die Vergangenheit gehören; dann verließ ich den Laden.

Warum ich Geschichten über Dinge schreibe, die nichts mit Edelmetallen zu tun haben, wenn jeder nur "wie", "was" und "wann" wissen möchte? Die Anekdote über Marcus Thickes Spirituosenladen ist eine verlockende Enthüllung von "Wissenschaft versus praktische Anwendbarkeit." Es ist, als würde man Tesla-Aktien dabei zusehen, sich auf Niveaus zu bewegen, die man noch nie zuvor in der modernen Finanzgeschichte gesehen hat, und sicherlich jemals verstanden hat. Es ist, als würde man Jerome Powell dabei zusehen, mit unbewegter Miene zu sagen, dass Operationen der Federal Reserve "nicht zur Einkommensungleichheit beigetragen haben."

Es muss einen Mechanismus geben, mit dem man denjenigen, die uns um unseren Reichtum bringen, effektiv durch intelligenten Diskurs und vernünftiger Debatte widerstehen kann. Doch es ist leider kein Mechanismus, der uns zur Verfügung steht. Das könnte er in Zukunft, doch heute? Nichts, außer der Besitz von Edelmetallen außerhalb des Bankensystems. Doch alles, was sie darstellen, ist ein Schild gegen geldpolitische Konfiszierung durch die Abwertung des Geldes.

Ein kleiner Spirituosenladen wuchs zu einem größeren Geschäft heran, weil Marcus Thicke gewaltfreie, konventionelle Lösungen für das Kriminalitätsproblem ablehnte. Anstatt die Angestellten zu ersetzen und das Inventar umzugestalten, machte er es für die Leute sehr schwierig, ihn zu berauben. Und wenn sie das versuchten, dann hatte er hinter der Plexiglasscheibe genug Feuerkraft, um sie abzuwehren.

In der heutigen Welt, gefüllt mit dem Wahnsinn des Anspruchs, des Elitismus und der Kirchturmpolitik, gab es noch nie so große Notwendigkeit für ein Schild, das politisch und gesellschaftlich kugelsicher ist und hinter dem sich echte Anhänger der freien Märkte und der harten Arbeit aufhalten können. Leider sind die Frauen und Männer, die im letzten Jahrhundert für Freiheit gekämpft haben, von uns gegangen; ersetzt durch eine Generation, die denkt, dass die Regierungen ihnen nicht nur ein Leben, sondern einen hohen Lebensstandard schulden. Ihnen droht ein unsanftes Erwachen.

Die Zeit für aggressive Käufer von Edelmetallen ist vorbei. Ich schreibe dies, weil das "einfache Geld" nun gemacht wurde. Stimmung und Momentummodelle, die mir Anfang 2020 gute Dienste leisteten, zeigen jetzt das Gegenteil der Zustände von Mitte März.

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Wir verwenden Silber als Paradebeispiel für das aktuelle Szenario des "überfüllten Handels." Beachten Sie den vertikalen Rückgang vom letzten März. Dieser wurde seitdem von einem weiteren, fast vertikalen Rückgang ersetzt. Doch diesmal fand dieser zu schnell statt, als dass sich ein Boden hätte bilden können. Ich erwarte Mitte September weitere Konsolidierung, da die späten Longs dazu gezwungen werden, Edelmetallpositionen aufzugeben, die sicherlich (in ihren Köpfen) "Selbstläufer" waren.

Die aktuelle Korrektur der Edelmetallen ist ein gesundes Ereignis und eines, dass diesen Bullenmarkt nicht nur verlängert hat, sondern ihn auch stärkte. Sobald die überkauften Zustände gelöst sind und ich "nur" 15 (anstatt 50) "Silber zu 100 Dollar!" Emails in meinem Postfach finde, werden sich die Bedingungen verbessert haben und einen sicheren Einstiegspunkt darstellen. Zweifeln Sie nicht; der Bullenmarkt ist noch lange nicht vorbei. Er schläft nur, und wenn er wieder aufflammt, dann möchten Sie nicht an den Seitenlinien stehen.


© Brian Sylvester
The Gold Report



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Dieser Artikel wurde am 17. August 2020 auf www.theaureport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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