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Europa bereitete seit den 1970er Jahren einen weltweiten Goldstandard vor

01.09.2020  |  Jan Nieuwenhuijs
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"Enders: ...Es ist nun in der Zeitung - der Plan der EG [europäischen Gemeinschaft].

Außenminister Kissinger: Bezüglich was? Der Neubewertung ihres Goldes?

Enders: Die Neubewertung ihres Goldes - in den individuellen Transaktionen zwischen Zentralbanken [was das Ende des zweistufigen Systems bedeutet].

Außenminister Kissinger: Wie denkt Arthur Burns [Vorsitzender der Federal Reserve] darüber?

Enders: Arthur Burns - Ich habe gestern Nacht mit ihm gesprochen und er meinte, er wolle sich noch keine allgemeine Meinung bilden. Er war nicht gewillt dies zu tun. Er meinte, er wolle sich das Vorhaben genauer ansehen. Henry Wallich deutete diesen Morgen an, dass er wahrscheinlich die traditionelle Position einnehmen werde, dass wir Gold aus dem internationalen Währungssystem verbannen sollten; doch er wollte noch einen genaueren Blick auf den Plan werfen.

Außenminister Kissinger: ...Ich verstehe dieses Vorhaben so, dass man Gold effektiv zu einem höheren Preis ins System zurückführt, indem man es anderen Ländern zugänglich macht.

Enders: Korrekt.

Außenminister Kissinger: Nun ist dies etwas, das wir wiederholt abgelehnt haben.

Enders: Ja, das ist es. Es besteht Umtauschbarkeit, wenn sie-

Außenminister Kissinger: Ja.

Enders: Beide Parteien müssen dem zustimmen. Doch tendenziell würde dies innerhalb von zwei oder drei Jahren dazu führen, dass Gold erneut als Fokus des Systems eingesetzt wird - das ist Punkt 1. Punkt 2 - zu einem deutlich höheren Preis. Punkt 3 - zu einem Preis, der von einigen wenigen Zentralbanken in Transaktionen unter einander festgelegt werden könnte.



Außenminister Kissinger: Warum sind wir so erpicht darauf, Gold aus dem System zu verbannen?

Enders: Es ist nicht in unserem Interesse, Gold im System zu haben, denn würde es dort bleiben, würde es periodisch evaluiert werden. Auch wenn wir noch immer hohe Goldbestände - etwa 11 Milliarden [Dollar] - haben, so ist ein größerer Teil des offiziellen Goldes der Welt in Westeuropa konzentriert. Das verschafft ihnen die dominantere Position in Sachen Weltreserven und die dominanten Mittel, Reserven zu erschaffen. Wir haben versucht, davon wegzukommen und hin zu einem System, in dem wir-

Außenminister Kissinger: Doch das ist ein Zahlungsbilanzproblem.

Enders: Ja, doch es ist eine Frage, wer international das meiste Leverage besitzt. Wenn sie das Instrument haben, um Reserven zu erschaffen, indem sie große Mengen Gold halten und außerdem die Fähigkeit besitzen, dessen Preis periodisch zu verändern, so nehmen sie im Vergleich zu uns eine Position beachtlicher Macht ein.



Außenminister Kissinger: Okay. Mein erster Instinkt ist, dies abzulehnen. Was ist deine Meinung, Ken?

[Ken] Rush: Nun, ich wahrscheinlich auch. Die Frage ist nur: Was machen wir, wenn sie das trotzdem alles eigenständig durchziehen?

Außenminister Kissinger: Dann werden wir sie auffliegen lassen.

Enders: Ich denke, Ken, wir sollten deutliche Goldverkäufe - von US-Gold am Markt - detailliert betrachten, um den Goldmarkt ein für alle Mal zu überfallen."


Das Obige zeigt die Missgunst der USA gegenüber Gold und deren Bemühungen, die Dollarvorherrschaft beizubehalten. Für informative Kommentare von Arthur Burns wenden wir uns "Memorandum für den Präsidenten" zu, das er am 3. Juni 1975 schrieb. Ein Auszug:

"...das Entfernen der aktuellen Einschränkungen von zwischenstaatlichen Goldtransaktionen und offiziellen Käufen vom Privatmarkt [das Ende des zweistufigen Systems] könnte sehr wohl zu Kräften und Handlungen führen, die die relative Wichtigkeit von Gold im Währungssystem steigern könnten. Tatsächlich gibt es Grund zu glauben, dass die Franzosen, mit Unterstützung eines oder zwei kleinerer Länder, auf ein derartiges Resultat aus sind.



Es ist ein offenkundiges Geheimnis unter Zentralbankern, dass die Franzosen und andere Leute, zu einem späteren Zeitpunkt, den Markt[gold]preis möglicherweise in einer Spanne stabilisieren möchten.

Im Großen und Ganzen bin ich davon überzeugt, dass es für uns am Besten ist, den Arrangements zu widerstehen, die großen Spielraum für Zentralbanken und Regierungen bieten, Gold zu einem marktähnlichen Preis zu erwerben."


Die Franzosen, und einige ihrer Verbündeten, wollten die Wichtigkeit des Goldes im internationalen Währungssystem steigern und dessen Preis "zu einem späteren Zeitpunkt" stabilisieren. Was auf einen Goldstandard hinausläuft. Die Federal Reserve bevorzugte eine Fortsetzung des zweistufigen Marktes, was praktisch die Demonetisierung von Gold bedeutete.

Nachdem das zweistufige System 1978 beendet wurde, führten die acht europäischen Länder das Europäische Währungssystem [EWS] ein. Die genauen Mechaniken des EWS werden wir in einem zukünftigen Artikel behandeln, doch ich teile an dieser Stelle ein Zitat von Kenneth W. Dam, Professor für amerikanisches und ausländisches Gesetz, bezüglich des EWS mit Ihnen. Ein Auszug aus "The Rules of the Game: Reform und Evolution im Internationalen Währungssystem (1982)":

"Letztlich könnte sich das EWS außerdem als erster Schritt hin zur Rehabilitierung von Gold als ein wichtiger Teil des internationalen Währungssystem erweisen."

Im Jahr 1998 wurde das EWS abgeschafft und durch das Eurosystem ersetzt. Auch wenn Frankreich und einige andere europäische Länder sicherlich für Gold und gegen die Dollarvorherrschaft in den 1970er Jahren waren, so weiß ich nicht, ob diese Gruppierung bereits von Anfang an einen soliden Plan besaß. Vielleicht hatten sie eine Richtung im Sinn und passten ihre Politik über die Jahre hinweg an.

Die USA "überfiel den Goldmarkt" niemals "ein für alle Mal." Sie verkauften Ende der 1970er und 1980er Jahre etwa 500 Tonnen, um den Preis am freien Markt zu senken. Gold wurde in den 1980er und 1990er Jahren mehr oder weniger seitwärts gehandelt, wurde jedoch nicht aus dem internationalen Währungssystem verbannt. Doch die Amerikaner waren erfolgreich dabei, einen Papierdollarstandard in der Welt einzuführen.

Es gab in den 1970er Jahren eine Menge Diskussionen über die Sonderziehungsrechte (SDRs), ein Reserveasset, das vom Internationalen Währungsfonds ausgegeben wird, doch diese funktionierten nicht (und tun dies noch immer nicht). Die USA konnten Dollar drucken und exportieren, und Staatsanleihen wurden zu ihrem primären, internationalen Reserveasset. Demnach unterhalten die USA seit 1971 ein Handels- und Finanzdefizit.

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Europa gleicht Goldreserven international an

Wie erwähnt, bevorzugte Europa ein neues "faires und standhaftes System, das die Interessen der Entwicklungsländer einbezieht" und Frankreich, unterstützt durch Verbündete, war darauf aus, "zu einem späteren Zeitpunkt" eine Art Goldstandard zu etablieren. Erstaunlicherweise entdeckte ich, dass europäische Zentralbanken in den 1990er Jahren Gold zu verkaufen begannen, um ihre Goldreserven im Vergleich zu denen anderer Nationen anzupassen. Ein neuer Goldstandard wäre fair, wenn all das Gold ebenmäßig verteilt wäre, was europäische Zentralbanken unternommen haben.

Nach der Weltwirtschaftskrise 2008 wurde der Finanzminister der Niederlande, Jan Kees de Jager, im Parlament gefragt, warum die niederländische Zentralbank seit 1993 etwa 1.100 Tonnen Gold verkauft habe und ob Lagerkosten dazu ermutigt hätten. Seine Antwort:

"Durch Goldverkäufe in der Vergangenheit passte die niederländische Zentralbank ihre Goldbestände besser an die anderer wichtiger Nationen an, die sich im Besitz von Gold befinden. Lagerkosten spielten bei der Entscheidung, Gold zu verkaufen, keine Rolle...

Zu dieser Zeit stellte die niederländische Zentralbank fest, dass sie aus internationaler Perspektive proportional eine Menge Gold besitzen würde."


Eine weitere Frage an de Jager war, ob er bestätigen könne, dass andere Nationen - im Kontrast zur Niederlande - ihre offiziellen Goldbestände in den letzten Jahren erhöht hätten. Seine Antwort:


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