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Ein Multi-Reservewährungssystem

05.09.2020  |  Jan Nieuwenhuijs
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Schmelzing lag richtig dabei, einen anhaltenden Rückgang der weltweiten Realzinsen zu prognostizieren. Er schrieb ebenfalls, dass die Realzinsen "bald permanent negatives Territorium betreten könnten." In einem derartigen Szenario wird Gold eine essentielle Wertanlage für Bürger und ein sehr populäres Reserveasset für Zentralbanken sein. Möglicherweise wird Gold die Sonne in einem neuen Währungskosmos sein.


Ein Multi-Reservewährungssystem

Jan Nieuwenhuijs: Denken Sie, dass es ein Fehler für Europa war, den Euro einzuführen?

Pentti Pikkarainen: Es war ein großer Fehler, den Euroraum mit einer großen Zahl an Ländern zu beginnen. Des Weiteren wurden die Konvergenzkriterien nicht strikt durchgesetzt. Der Euro war ein Experiment und wir hätten vorsichtiger sein sollen.

Wir hätten mit einem kleinen Anteil an Ländern beginnen müssen, wie Deutschland, Frankreich, Österreich, Belgien, den Niederlanden und Luxemburg. Mindestens 20 Jahre hätte der Eintritt für andere Länder gesperrt werden müssen. Wenn die Ergebnisse des Experiments positiv gewesen wären, hätte man langsam neue Länder aufnehmen können. Wenn die strikten Kriterien dies erlaubt hätten. Die Konvergenzkriterien hätten ebenfalls mehr Variablen, wie beispielsweise BIP pro Kopf, enthalten sollen.


Jan Nieuwenhuijs: Wurde der Euro eingeführt, um die Dollardominanz zu durchbrechen?

Pentti Pikkarainen: Dieses Argument entspricht teilweise der Wahrheit. Doch um den Dollar herauszufordern, hätte der Euro ein großer Erfolg sein müssen, was nicht der Fall war.


Jan Nieuwenhuijs: Denken Sie, dass das aktuelle internationale Währungssystem nachhaltig ist?

Pentti Pikkarainen: Nein. Ich denke, dass wir uns auf ein Multi-Reservewährungssystem zubewegen, an dem Gold, Dollar, Euro und andere Währungen teilnehmen werden. Ich bin ein großer Fan des flexiblen Wechselkursregimes. Es funktioniert üblicherweise gut für große und kleine Volkswirtschaften. Für viele Länder ist ein zu fester Wechselkurs ein Problem. Es gibt Ausnahmen, wie Dänemark.


Jan Nieuwenhuijs: Wie sollten Zentralbanker die Geldpolitik fortsetzen, um aus dem aktuellen Schuldenüberschuss zu kommen?

Pentti Pikkarainen: Der Schuldenüberschuss ist ein ernsthaftes Problem. In vielen Ländern brauchen wir Schuldenumstrukturierungen, sowohl im privaten als auch öffentlichen Sektor. Höhere Inflation ist ebenfalls eine Option. Diese Überlegungen treiben den Goldpreis an und werden die Position des Goldes in einem Multi-Reservewährungssystem bestimmen.

Zentralbanker sollten die Risiken bezüglich lockerer Geldpolitik ernst nehmen (wie die Erschaffung von Blasen an Assetmärkten und die Eliminierung von Anreizen, um solide Wirtschaftspolitik zu verfolgen.) Wenn wir aus der aktuellen Situation herauskommen, sollten wir im Zentralbankwesen "ein neues Regime starten", das diesen Aspekt einbezieht. Zentralbanken sollten ihren Hauptzinssatz positiv halten, d.h. höher als null. Zentralbanken sollten nicht unter 1% gehen. Es gibt keinen Grund dazu, an Aktienmärkten einzugreifen. Interventionen an Anleihemärkten sollten als äußerste Ausnahmen gelten.


Jan Nieuwenhuijs: Denken Sie, dass es ein Risiko höherer Verbraucherpreisinflation wie in den 1970er Jahren gibt?

Pentti Pikkarainen: In den 1970er Jahren war der Faktor hinter der erhöhten Inflation der hohe Ölpreis, was sich auf Waren und Dienstleistungen auswirkte. Ich denke nicht, dass der Ölpreis in den kommenden Jahren einen Treiber der Inflation darstellen wird. Viele sorgen sich um die Konsequenzen einer sehr lockeren Geldpolitik und dem Risiko der Schuldenmonetisierung. Leider kann dieses Risiko nicht ausgeschlossen werden.


Jan Nieuwenhuijs: Halten Sie es für vernünftig oder machbar, Gold offiziell ins internationale Währungssystem einzuführen?

Pentti Pikkarainen: Ich denke, dass alle "ernsthaften" Zentralbanken Gold in ihren Reserven halten. Es besteht keine Notwendigkeit, guten Zentralbankern Rat zu geben. Sie wissen, was sie tun. Andere Zentralbanker werden folgen.


Jan Nieuwenhuijs: Ist der klassische Goldstandard Ihrer Meinung nach eine Option?

Pentti Pikkarainen: Ich glaube nicht, dass der klassische Goldstandard eine Option ist. Er hat viele positive Eigenschaften, jedoch auch einige Schwächen.


Jan Nieuwenhuijs: Denken Sie, dass die SDRs in Zukunft eine größere Rolle in der internationalen Wirtschaft spielen werden? Was ist mit der internationalen Kooperation im Allgemeinen, beispielsweise via IWF?

Pentti Pikkarainen: Die SDRs spiegeln den Wert eines Warenkorbes an Währungen wider, doch nicht eine Währung an sich. Ich denke, dass "starke" (große) Länder und Gold erfolgreicher sein werden.

Die Rolle des IWF und der Weltbank hängt von der Rolle der Entwicklungsländern in den Entscheidungsgremien dieser Institutionen ab. Wir sollten die Mandate Europas (IWF) und USA (WB) abschaffen, diese Institutionen anzuführen. Die besten Kandidaten dafür sollten einfach gewählt werden. Europa dominiert die Entscheidungen beim IWF zu stark. Das ist selbst für Europa nicht gut. Die Rolle der Entwicklungsländer sollte in den Entscheidungsgremien von IWF und Weltbank deutlich verstärkt werden.

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© Jan Nieuwenhuijs
The Gold Observer



Dieser Artikel wurde am 30. August 2020 auf www.voimagold.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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