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US-Wahl: Heute keine Klarheit - Corona kritisch - EZB auf Abwegen?

04.11.2020  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1656 (05:59 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1604 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 104,81. In der Folge notiert EUR-JPY bei 122,18. EUR-CHF oszilliert bei 1,0672.

Der gestern offensichtliche Optimismus an den Finanzmärkten korrelierte mit der Erwartungshaltung, dass Joe Biden die Wahl klar gewinnen würde (dazu diverse Reuters-Artikel).

Die Erwartungshaltung eines klaren Sieges von Joe Biden lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht aufrechterhalten. Das Rennen fällt knapp aus, was unserem Annahmen entspricht (siehe Forex Report vom 3.11.2020).

Problematisch ist darüber hinaus, dass die Briefwahlstimmen zum Teil (unterschiedliche Regelungen in Bundesstaaten) erst verzögert ausgezählt werden dürfen. Ergo wird sich heute kaum ein belastbares Ergebnis einstellen können, da das Volumen der Teilnehmer der Briefwahl erheblich ist.

Es geht aber nicht nur um die Präsidentschaftswahlen. Laut aktuell verfügbaren Nachrichten können die Demokraten die Mehrheit im Repräsentantenhaus verteidigen. Die Lage im Senat ist unklar. Dort hatten die Republikaner eine Mehrheit (53 von 100 Sitzen). Sollte die Senatsmehrheit den Demokraten zufallen, könnte das für eine Präsidentschaft Trumps, sofern er gewinnen würde, starke Einschränkungen mit sich bringen.

Donald Trump hat in einer ersten Botschaft an die Öffentlichkeit gewarnt, dass die Demokraten den Wahlsieg stehen wollen würden. Diese Äußerung liefert Öl ins Feuer für ein gespaltenes Land. Das Risiko, dass bei einem knappen oder unklarem Wahlausgang Unruhen in den USA ausbrechen, ist vor diesem Hintergrund real.

Diesbezüglich erscheint die Ausrichtung an den Finanzmärkten pro Risikofreude ambitioniert auszufallen, denn es gibt noch weitere reale Belastungen.


Die Corona-Lage ist kritisch:

Hinsichtlich der aktuellen Daten, die von der Politik als relevant erachtet werden, ergibt sich die kritischste Corona-Lage seit Ausbruch der Krise in Europa und den USA. Was im Frühjahr für Panik an den Finanzmärkten (dynamischster Einbruch an den Aktienmärkten in der Weltgeschichte) sorgte, wird jetzt zu größten Teilen in der Diskontierung an den Märkten ausgeblendet. Wir nehmen das zur Kenntnis.

Dass die USA mit 92.500 Fällen innerhalb von 24 Stunden mehr neu positiv getestete Personen bekanntgaben als China (91.478) in der gesamten Pandemie meldete, ist offensichtlich irrelevant. Ebenso liegt die Zahl der an und mit Corona Verstorbenen in den USA in den letzten 24 Stunden mit 1142 bei gut 24% der in China insgesamt verstorbenen Personen an und mit Corona (4.739).

Die Nachrichten aus Europa sind nicht erbaulich. In der Schweiz spitzt sich die Lage auf dem Intensivstationen zu. In Frankreich kommt es in Paris zu Ausgangssperren. Schweden kündigt lokale Beschränkungen an.

In Deutschland ist das Bild nicht prekär, aber wird von der Politik als kritisch bewertet. Derzeit sind von 28.720 verfügbaren Intensivbetten 21.482 belegt. Elf Prozent der in Anspruch genommenen Intensivbetten (2.388) sind von Covid-19 Patienten belegt. Davon werden 1.256 beatmet (53%).


Fazit:

Die Corona-Situation ist global betrachtet heterogen. Gleiches gilt für die sich daraus ergebende konjunkturelle Situation.

Der asiatische Raum hat die Lage im Griff. Das zeigt der Blick auf die aktiven Fälle (China: 527, Taiwan 39, Südkorea 1.835, Singapur 64, Hongkong 131, Vietnam 98, Japan 8.419). Die Wirtschaft erholt sich weitgehend dynamisch (Ausdruck endogener Stärke).

Die Situation in Europa und den USA ist weitaus kritischer als im Frühjahr (relevant erachtete Kriterien). Während Europa erneut den Weg des Lockdowns wählt, wird in den USA ein anderer Weg eingeschlagen. In der Folge steht insbesondere der Dienstleistungssektor Europas global betrachtet unter dem stärksten Druck im globalen Vergleich.


EZB auf Abwegen?

Die EZB könnte laut EZB-Direktorin Schnabel die Einlagezinsen für Geldhäuser weiter senken. Es gebe derzeit jedoch noch keine Entscheidung. Die Gestaltung des PEPP stehe im Vordergrund. Die EZB ermittle, was in der gegebenen Situation am geeignetsten sei.

Es ist richtig, dass die EZB bezüglich potenzieller Notfallmaßnahmen alle ihre Instrumente in Erwägung zieht. Wir begrüßen auch, dass im Zweifelsfall das PEPP-Programm qualitativ und/oder quantitativ bei Bedarf angepasst werden soll.

Weiter Zinssenkungen, also die Belegung des Produktionsfaktors Kapital mit einer noch höheren Negativrendite, gilt es, kritisch zu begleiten. Ein positiver Grenznutzen ist aus meiner Sicht nicht erkennbar (faktischer indirekter Vermögenssteuereffekt!).


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Positiver Akzent

In Irland stieg der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor per Oktober von zuvor 45,8 auf 48,3 Punkte.


USA: Positive Akzente

Der ISM New York Business Conditions Index legte per Oktober von zuvor 56,1 auf 65,1 Zähler zu. Der Auftragseingang der US-Industrie verzeichnete per September eine Zunahme um 1,1% (Prognose 1,0%) nach zuvor 0,6% (revidiert von 0,7%).


China: Starker Dienstleistungssektor

Der von Caixin ermittelte Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor stieg per Oktober von zuvor 54,8 auf 56,8 Punkte.


Indien: Starker Dienstleistungssektor

Der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor legte per Oktober von zuvor 49,8 auf 54,1 Zähler (Prognose 51,2) zu und markierte den höchsten Indexwert seit Februar 2020.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in dem Währungspaar EUR-USD impliziert. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.1850 - 80 eröffnet neues Aufwärtspotential.

Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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