Verrücktheit der Massen, Goldes Vernunft
26.11.2020
Massen sind, ganz wie Schafe, nur so sicher, wie die Hirten, von denen sie geführt werden. Und heute führen Zentralbanker-Hirten den überwiegenden Teil der Investoren direkt in den Währungsabgrund. Das ist unschwer vorherzusagen, selbst wenn die meisten Prognosemodelle miserabel und stark fehlerbehaftet sind.Wenn Vorhersagemodelle scheitern
Was immer man auch von jüngsten Präsidentschaftswahlen in den USA halten mag, über Folgendes dürfte Einigkeit herrschen: Die professionellen Demoskopen mit ihren fortgeschrittenen Algorithmen lagen mit der "blauen Welle" auf den Wahlprognosebildern bzw. bei der Vorhersage eines überdeutlichen Wahlsiegs der Demokraten ganz einfach … falsch!
Seien es Sterblichkeitsraten bei Virusinfektionen, politische Wahlergebnisse, BIP-Wachstum, Budgets, Steuereinnahmen oder eben Markttrends - bei der Bestimmung selbst kurzfristiger Entwicklungen schneiden die Experten und ihre Analytiker immer wieder schlecht ab.
So prognostizierte beispielsweise die Weltbank für 2021 einen Anstieg des globalen BIP um 4%, trotz aller bisherigen Schäden, die die COVID-Lockdowns in den verschiedenen globalen Ökonomien schon angerichtet haben. Eben jene Weltbank musste genauso eingestehen, dass sich die globalen Schuldenstände inzwischen auf ganze 260 Billionen $ aufsummiert haben. Das heißt auch, dass die globale Schuldenstandsquote (Schulden:BIP) jetzt bei über 3:1 liegt. Und das rückt diese Wachstumsprognose ganz klar in den Bereich des Komischen.
Nachrichten von der Zentralbank - Fantasievorstellungen
Auch Zentralbanken, die Geld aus dem Nichts schöpfen, um damit verschmähte Staatsschulden aufzukaufen, planen an wundersamen Lösungen für im Grunde niederschmetternde Schuldenprobleme. Und zwar mittels - ja, Sie ahnen es schon - noch mehr Geldschöpfung! Doch wie lassen sich diese Schulden jemals bezahlen? Kein Problem - mit dem Geld, das die nächste Zentralbank per Mausklick einfach so erschafft. All das ist vielleicht doch ein bisschen zu schön, um wahr zu sein, oder? Mit Blick auf die Zukunft der Wirtschaft …
Die Erfolgsbilanz der US-Fed bei Rezessionsvorhersagen liegt zumindest bei 0 von 10 Punkten. Doch das hält sie nicht davon ab, weiterhin fehlerhafte und widersprüchliche Hochrechnungen anzustellen, die teils schon wahnsinnige Züge haben.
"Sie werden in Ihrem Leben keine weitere Finanzkrise mehr erleben." - Janet Yellen, Herbst 2018
"Ich mache mir keine Sorgen, dass es eine weitere Finanzkrise geben könnte." - Janet Yellen, Herbst 2018
Es gibt keinen Grund zu denken, dieser [bullische] Zyklus könnte nicht noch eine ganze Weile - praktisch sogar unendlich lange - weitergehen. - Jerome Powell - 2018
"Die USA befinden sich auf einem unhaltbaren fiskalischen Kurs; das lässt sich kaum leugnen." Jerome Powell - 2019
In der "neuen Abnormalität" nach 2008 - geprägt von schmerzfreien Defiziten sowie peinlichen neuen Theorien, denen zufolge ungebremste Geldschöpfung niemals zu Inflation führt - waren die Fantasie-Prognostiker schwer damit beschäftigt, Vernunft durch Wahnsinn zu ersetzen.
Das Ende vorhersagen?
Doch lassen sich wirtschaftliche Entwicklungen oder kurzfristige Kursbewegungen an den Märkten tatsächlich besser prognostizieren als per Münzwurf? Meine Antwort darauf ist ein klares "Ja", und ein klares "Nein". Warum?
Es gibt schließlich Dinge, denen man einfach vertrauen kann, wie beispielsweise den komplexen Bewegungen einer Schweizer Uhr; und das macht sie vorhersagbar. Für andere Phänomene gilt das wiederum nicht, wie etwa für die Verrücktheit von Massen oder aber die Neigung, lieber im Reich der Fantasie leben zu wollen.
Vertrauen kann nicht vorhergesagt werden.
Die überwiegende Mehrheit der Investoren hat beispielsweise ein fast blindes Vertrauen in Zentralbanken, die in beeindruckenden Gebäuden untergebracht sind und von originellen Typen geleitet werden. Dieses Vertrauen, wie auch dessen Verlust, zu messen, ist schwerer als die Reparatur einer Rolex. Auch die genaue zeitliche Eingrenzung oder das "Timing" von Vertrauen ist unmöglich. Selbst dann nicht, wenn die objektive Indizienlage längst nahelegt, dass Expertenansichten zunehmend vom Wahnsinn geprägt sind.
Seit 2009 haben Zentralbanken und politische Entscheidungsträger ökonomische Schönfärberei betrieben mithilfe von künstlichem Geld, das für den Aufkauf verschmähter Anleihen eingesetzt wurde. Das Endergebnis wird dann als Produkt von "Freimarkt-Kapitalismus" ausgewiesen, oder schlimmer noch, als wirtschaftliche "Erholung".
Die Ausblendung solcher Verrücktheiten zugunsten von blindem Vertrauen ist dann schon wieder eine eigene Form von Wahnsinn. Und Wahnvorstellungen verbreiten sich, wie auch COVID-19, am besten in Massen. Der größte Teil der heutigen Welt ist finanziell verrückt geworden; und die meisten sind sich dessen nicht einmal ansatzweise bewusst.