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Tokio liefert Wirtschaftsprogramm - "IT-Airbus" - EU - Brexit

08.12.2020  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,2115 (06:04 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,2080 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 104,03. In der Folge notiert EUR-JPY bei 126,05. EUR-CHF oszilliert bei 1,0795.

Die Finanzmärkte bewegen sich weiter auf den etablierten Niveaus. Im laufenden Monat bestimmen die Themen Covid-19, Impfkampagne, Zentralbankpolitik, Wirtschaftsprogramme und Brexit die weiteren Entwicklungen.

An der Front der Wirtschaftsprogramme reüssiert Japan mit einem umfangreichen Paket. Die Regierung in Japan bringt morgen ein neues Konjunkturpaket im Volumen von 708 Mrd. USD an den Start. Dabei geht es um umweltfreundliche Investitionstätigkeit. Bisher intervenierte Japan mit Paketen in Höhe von 2,2 Billionen USD. Das globale Programm ist bezüglich Größe und Ausrichtung historisch einmalig. Werden die Wirkungen angemessen diskontiert?


Exkurs: "IT-Airbus"

Der europäische "IT-Airbus" nimmt Fahrt auf. Siebzehn EU-Länder haben sich zusammengeschlossen, um den Rückstand zu Asien und den USA mit gemeinsamen Projekten zu verringern. Zu den Erstunterzeichnern im Bereich Mikroprozessoren und Halbleitertechnologien gehören Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und die Niederlande.

Es können Industrie-Allianzen gebildet werden, die weniger Vorgaben unterworfen sind, da sie von strategischer Bedeutung für Europa sind (analog zum US-Modell). Der europäische Anteil am Halbleitermarkt beläuft sich auf nur 10%. Die daraus resultierende Abhängigkeit maßgeblich von den USA und von Asien ist nach den "North Stream II" (US-Erpressung) und Snowden Erfahrungen (US-Spionage) nicht tolerierbar.


EU: Polen und Ungarn in EU isoliert

Die Fronten formieren sich vor dem EU-Gipfel, der am 10. und 11. Dezember staatfinden wird. Die Frontlinien sind klar definiert: Zwei Länder, Polen und Ungarn, gegen die restlichen 25 Länder.

Nachdem die Regierungen in Warschau und Budapest gestern noch einmal betonten, dass sie ihre Positionen nicht aufgeben werden, ist die EU voraussichtlich gezwungen, alternative Wege in der Finanzierung des Corona-Aufbauprogramms zu gehen.

Eine von mehreren rechtskonformen Lösungen besteht darin, dass die EU ex Polen und Ungarn das 750 Mrd. Euro Corona-Wiederaufbaupaket als intergouvernementalen Vertrag organisieren. Polen und Ungarn, die zu den größten Profiteuren von Zahlungen aus dem EU-Haushalt gehören, bekämen nichts. Sie könnten die Entscheidung nicht blockieren.

Anders sieht das bei dem EU-Budget aus. Hier können sie via Veto das Inkrafttreten des regulären EU-Haushalts ab 2021 blockieren. Die EU wäre aber weiter handlungsfähig, da dann mit einem Notfallbudget weitergearbeitet werden könnte. Neue Projekte könnten jedoch nicht mehr beschlossen werden. Auch hier wären Polen und Ungarn als Nehmerländer besonders betroffen.

Beide Länder haben sich mit diesen Positionen in Kontinentaleuropa isoliert. Das gilt insbesondere bezüglich der tragenden Inhalte der Gewaltenteilung. Es gilt aber auch hinsichtlich der Solidarität mit den Ländern, die besonders stark von Corona betroffen sind. Faktisch ist es bezüglich obiger Themen (Gewaltenteilung/Solidarität) zum "Polexit" und "Ungarexit" gekommen …


Brexit: Zeichen auf "Tschüss ohne Deal!"

Bei den Brexit-Gesprächen zwischen der EU und dem UK hat es gestern keinen Durchbruch gegeben. Premier Johnson und EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen erklärten nach einem 90-minütigen Telefonat, bei den Verhandlungen hätte es keine Basis für eine Übereinkunft gegeben. Das wundert uns nicht ansatzweise.

Nun wird der britische Premier Johnson in den kommenden Tagen für Verhandlungen in Brüssel erwartet. Beide Seiten hätten ihre Teams beauftragt, die Differenzen aufzulisten, über die Johnson und von der Leyen dann beraten wollten. Wir fragen uns, warum erst jetzt. Was haben die beiden denn in den 90 Minuten gestern besprochen?

EU-Chefunterhändler Michel Barnier hat dem Europäischen Parlament mitgeteilt, es könne noch maximal bis Mittwoch Verhandlungen geben. Der irische Außenminister Coveney pflichtete bei, Mittwoch sei die allerletzte Frist für eine Einigung. Er forderte eine politische Intervention von ganz oben.

In drei Punkten sind Lösungen erforderlich: Die künftigen Fischerei-Rechte, Garantien für einen fairen Wettbewerb und einen Streitschlichtungsmechanismus im Falle von Verstößen gegen das geplante Abkommen.

Die Zeichen stehen auf Trennung ohne Handelsabkommen, denn wer das amateurhafte (nicht vorbereitet) und despektierliche Verhalten Londons, dass in der Bereitschaft zum Rechtsbruch kulminierte, durch Nachgiebigkeit zu Lasten der Menschen in Kontinentaleuropa belohnte, handelte verantwortungslos.


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Sentix-Index setzt positiven Akzent

Der Sentix-Index stieg per Berichtsmonat Dezember von zuvor -10,0 auf -2,7 Punkte (Prognose -8,3) und erreichte den höchsten Indexwert seit Februar 2020. In Frankreich nahm die Beschäftigung im 3. Quartal 2020 um 1,6% zu. Im 2. Quartal kam es zu einem Rückgang um 0,9% nach -2,0% im 1. Quartal 2020.


USA: Ermutigende Signale

Der Index "Employment Trends" nahm per November von zuvor 98,32 (revidiert von 97,57) auf 98,81 Zähler zu und markierte den höchsten Wert seit Februar 2020. US-Verbraucherkredite verzeichneten per Oktober einen Anstieg um 7,23 Mrd. USD (Prognose 16,0 Mrd. USD) nach zuvor 15,03 Mrd. USD (revidiert von 16,21 Mrd. USD).


China: Hohe Devisenreserven

Die Devisenreserven stellten sich per November auf 3.178 Mrd. USD (Prognose 3.150 Mrd. USD) nach zuvor 3.128 Mrd. USD. Sie erreichten das höchste Niveau seit August 2016.


Japan: Positive Daten

Der von Reuters ermittelte Tankan-Index für das Verarbeitende Gewerbe legte per Dezember von zuvor -13 auf -9 Punkte zu (Höchstwert seit 02/20). Der Tankan-Index für den Dienstleistungssektor nahm von -13 auf -4 Punkte zu (Höchstwert seit 02/20). Laut Revision stieg das BIP per 3. Quartal im Quartalsvergleich um 5,3% (bisher 5,0%, Prognose 5,0%). Die Ausgaben privater Haushalte nahmen per Oktober im Monatsvergleich um 2,1% (Prognose 1,0%) nach zuvor +3,8% zu.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.1580 - 1.1610 negiert den positiven Bias.

Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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