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Biden: Olivenblätter, keine Olivenzweige - Lars Feld - "Naked Shorts"

05.02.2021  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1956 (06:13 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1953 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 105.56. In der Folge notiert EUR-JPY bei 126,22. EUR-CHF oszilliert bei 1,0812.

In den letzten 24 Handelsstunden bestimmt erhöhte Risikobereitschaft das Bild an den Finanzmärkten. Die Aktienmärkte liefern eine positive Entwicklung. Der USD kann weiter Boden gewinnen. Im Edelmetallsektor steht Gold unter Druck. Silber, das auch industriell verbraucht wird, hält sich dagegen bemerkenswert stabil.

Für die aktuelle Entwicklung an den Finanzmärkten gibt es eine Reihe guter Gründe. Die Vertreter der Federal Reserve, die sich etwas von den Tauben abwenden wollten, um sich den Falken zu nähern, rudern zurück. So rechnet der Fed Gouverneur von Atlanta Bostic jetzt nicht mehr in diesem Jahr mit einer Reduktion der quantitativen Maßnahmen seitens der US-Notenbank (aktuell 120 Mrd. USD pro Monat).

Die Bank of England hat die Leitzinsen (0,10%) und das quantitative Mengengerüst der Ankäufe (895 Mrd. GBP) erwartungsgemäß unverändert belassen. Hinsichtlich der Einführung negativer Zinsen zeigten sich die Verantwortlichen ablehnend. Das half dem Pfund temporär. Ich erlaube mir, festzustellen, dass das jetzige Meinungsbild im MPC der BoE eine Momentaufnahme darstellt. Sollte das Maß der wirtschaftlichen Verwerfungen zunehmen (strukturell), was in meinen Augen wahrscheinlich ist, ist dieses Thema im Hintergrund weiter virulent.

Die Unternehmensbilanzen liefern überwiegend positive Überraschungen. Gestern setzt die Deutsche Bank einen starken Akzent mit dem 1. Jahresgewinn seit 2014. Konjunkturdaten runden das grundsätzlich positive Bild ab. Gestern setzten der US-Auftragseingang und die französische Investitionstätigkeit positive Akzente.


USA: Olivenblätter, keine Olivenzweige

Ganz entscheidend für die Zuversicht an den Finanzmärkten ist in meinen Augen die außenpolitische Neuausrichtung seitens der US-Regierung. Präsident Biden setzte gestern Akzente, die Zuversicht in die Funktionalität des internationalen Organigramms verstärken, die eine erhöhte Berechenbarkeit der US-Außenpolitik implizieren, die das Modell der Konfrontation und Eskalation zunächst schleifen und dem Modell der Kooperation Raum geben.
  • Die USA ziehen sich aus dem Jemen-Konflikt zurück.
  • Präsident Biden ist bei Betonung der gegebenen Differenzen zu Kooperation mit China bereit.
  • Die Außenminister der USA, des UK, Frankreichs und Deutschlands wollen zeitnah eine Wiederbelebung des Atomvertrags mit dem Iran erörtern.

Erhöhte außenpolitische Berechenbarkeit, ein Umstand, der die letzten vier Jahre nicht gegeben war, als auch die Rückkehr in das Organigramm der Weltgemeinschaft sind zwei Entwicklungen, die für die globale Wirtschaft das Risikocluster vermindern. Das impliziert einen höheren Wachstumspfad, da grenzüberschreitende Investitionen weniger politischen Risiken ausgesetzt sind.

Fakt ist gleichzeitig, dass die neue US-Regierung damit in ihren Positionen gegenüber dem Rest der Welt nicht einknickt. Der Umgang und die Methoden verändern sich. Es sind keine Olivenzweige, die seitens der US-Regierung gereicht werden. Es sind aber sehr wohl Olivenblätter, die Hoffnungen nähren.


Chef der Wirtschaftsweisen Lars Feld ordnet ein:

Der Chef der Wirtschaftsweisen rechnet wegen des Lockdowns völlig zurecht mit einem Konjunktureinbruch Anfang 2021. Zwar sei die deutsche Wirtschaft im 4. Quartal 2020 mit einem leichten Wachstum von 0,1% besser gelaufen, aber das 1.Quartal würde ein Minus aufweisen. Er bekräftigte, dass die November-Schätzung der Wirtschaftsweisen von 3,7% Wachstum für 2021 inzwischen zu optimistisch sei und voraussichtlich gesenkt werden müsse.

Es sei aber noch eine Drei vor dem Komma möglich. Auch hier stimmen wir zu. Lars Feld rechnet mit einem Lockdown bis in den März hinein. Er sei zuversichtlich, dass die Lockerungen spätestens ab April kämen und mit der Impfkampagne zur Normalität zurückführten. Kein Widerspruch!


Struktur: US-Aktienmärkte - "Gamestop" - Seriosität?

Das Thema "Gamestop" sollte als Katalysator dienen, unzulässiges Agieren seitens des US-Finanzestablishments umgehend und umfassend zu unterbinden. Wir hatten das Thema der "Naked Shorts" zuvor aufgenommen. Nachfolgender Link ist diesbezüglich ein Augenöffner für diejenigen, die sich mit diesem Thema nicht auseinandergesetzt haben. Es geht am Ende um das verfassungsmäßige Eigentumsrecht, das in diesem Sektor in den USA zu Gunsten einer kleinen "Elite" nicht respektiert wird.

Link: https://oilprice.com/Energy/Energy-General/Naked-Short-Selling-The-Truth-Is-Much-Worse-Than-You-Have-Been-Told.html


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Frankreich setzt positiven Akzent

Der von IHS/Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für den Konsumsektor der Eurozone sank per Januar von zuvor 45,5 auf 44,1 Punkte (Lockdown-Effekt). Die Einzelhandelsumsätze der Eurozone nahmen per Dezember im Monatsvergleich um 2,0% zu (Prognose 1,5%) Zusätzlich wurde der Vormonatswert von -6,1% auf -5,7% revidiert. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 0,6% (Prognose 0,3%) nach zuvor -2,2% (revidiert von -2,9%). Im Gesamtjahr kam es zu einem Rückgang um 1,2%.

In Frankreich stiegen die Investitionen der Industrie per 1.Quartal im Jahresvergleich um 10% nach zuvor 4% (zweithöchster Wert in Historie bis 2016).

Der Auftragseingang der deutschen Industrie sank per Berichtsmonat Dezember um 1,9% (Prognose -1,0%) nach zuvor +2,7% (revidiert von 2,3%).


UK: BoE erwartungsgemäß

Die Bank of England hat die Leitzinsen (0,10%) und das quantitative Mengengerüst der Ankäufe (895 Mrd. GBP) erwartungsgemäß unverändert belassen. Hinsichtlich der Einführung negativer Zinsen zeigten sich die Verantwortlichen ablehnend.


USA: Industrie stark

Gemäß Challenger Report waren per Januar 79.552 Jobs (Vormonat 77.030) von Entlassungsankündigungen betroffen. Die Arbeitslosenerstanträge stellten sich in der Berichtswoche per 30. Januar auf 779.000 (Prognose 830.000) nach zuvor 812.000 (revidiert von 847.000). Die Produktivität sank laut vorläufigen Berechnungen per 4. Quartal 2020 um 4,8% (Prognose -2,8%) nach zuvor +5,1% (revidiert von 4,6%). Der Auftragseingang der Industrie verzeichnete per Dezember einen Anstieg im Monatsvergleich um 1,1% (Prognose 0,7%) nach zuvor 1,3% (revidiert von 1,0%).


Japan: Etwas Licht, mehr Schatten

Der Index der Frühindikatoren fiel per Dezember um 1,2 Punkte (Vormonat +2,1). Der Lageindex ging per Dezember um 1,2 Zähler zurück (Vormonat -0,4). Die Ausgaben der privaten Haushalte legten per Dezember im Monatsvergleich um 0,9% (Prognose -1,9%) nach zuvor -1,8% zu (Jahresvergleich -0,6%).


Russland: Reserven geringfügig rückläufig

Die Devisenreserven sanken in der Berichtswoche per 29. Januar von zuvor 592,7 auf 589,5 Mrd. USD.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Positionierung EUR/USD favorisiert. Ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.2200 - 1.1910 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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