Doug Casey: Privatplatzierungen können Goldgruben sein

International Man: Was ist so attraktiv daran, Investitionen durch Privatplatzierungen zu tätigen, anstatt am offenen Markt zu kaufen?

Doug Casey: Es gibt eine Menge Vorteile. Zum einen muss man keine Kommission an einen Broker zahlen. Wenn ein Broker involviert ist, dann zahlt das Unternehmen die Kommission. Zum anderen werden Privatplatzierungen fast immer unter dem aktuellen Marktpreis durchgeführt. Abhängig vom Preis der Aktie und wie dringend das Unternehmen Geld braucht, kann dies 5%, 10%, sogar 15% oder 20% unter dem aktuellen Marktpreis sein.

Und, was der wichtigste Punkt ist: Es gibt fast immer Warrants dazu. Ein Warrant gibt Ihnen das Recht, jedoch nicht die Pflicht, eine weitere Aktie zu einem festgelegten Preis zu erwerben. Warrants sind sehr wichtig und es gibt sie in verschiedenen Arten und Formen. Es könnte beispielsweise ein halber Warrant sein, gültig für nur sechs Monate zu einem deutlichen Aufpreis zum Marktpreis der Aktie. Ein typischer Warrant gilt jedoch für zwei Jahre, mit einem Preis nur leicht über dem aktuellen Marktwert. Der Punkt ist, dass ein Warrant immer sehr wertvoll ist.

Die beste Situation ist ein fünfjähriger, lösbarer Warrant mit einem Preis nahe des Marktpreises. Die meisten Warrants sind nicht lösbar. In anderen Worten: Sie sind Teil Ihres Portfolios und wenn die Aktie über einen Preis steigt, können Sie den Warrant einlösen - doch Sie können ihn nicht von der ursprünglichen Privatplatzierung ablösen und separat verkaufen.

Die lösbaren Warrants können jedoch separat gehandelt werden und besitzen ihren eigenen Marktwert. Sie sind unüblich und sehr beliebt. Doch ungeachtet der Charakteristika sind Warrants ein wichtiger Grund, Privatplatzierungen in Betracht zu ziehen. Ich versuche, keine Rohstoffaktie zu erwerben, wenn dies nicht in Form einer Privatplatzierung geschieht. Rohstoffunternehmen sind aus vielerlei Gründen riskant. Privatplatzierungen erlauben es, diese Risiken in gewisser Weise zu deeskalieren und das eigene Aufwärtspotenzial deutlich zu steigern.

Es gibt jedoch einen echten Nachteil bei diesen Privatplatzierungen. Es gibt eine typische Haltedauer von etwa vier Monaten, bevor man seine Aktie verkaufen kann. Abhängig vom Markt kann dies ein Vorteil oder ein Nachteil sein. Der Nachteil ist, dass man eine Zeit lang "gefangen" und illiquid ist. Doch wenn Sie eine Privatplatzierung weise gewählt haben, dann könnte diese Tatsache Sie davon abhalten, sich selbst durch zu frühes Verkaufen in den Fuß zu schießen.

Wenn Sie ein Unternehmen mögen, dann sollten Sie immer prüfen, ob es möglich ist, im Rahmen einer Privatplatzierung zu kaufen. Wenn das der Fall ist, dann sollten Sie diese Gelegenheit immer wahrnehmen; im Gegensatz zum Kauf am offenen Markt. Die meisten Privatplatzierungen, bei denen ich teilnehme, stammen von Rohstoffunternehmen, größtenteils Edelmetallunternehmen.

Als ich zum ersten Mal an den Rohstoffmarkt kam, wusste ich nicht genug über Privatplatzierungen. Nachdem ich etwas Erfahrung gewonnen hatte, waren Privatplatzierungen praktisch die einzige Kaufart für mich. Außer wenn ich ein Unternehmen mag und keine Privatplatzierung verfügbar ist. Dann kaufe ich natürlich am offenen Markt.


International Man: Worauf achten Sie bei einem idealen Deal und warum?

Doug Casey: Das Wichtigste beim Kauf einer Aktie sind die Fundamentaldaten des Unternehmens. Wenn ein Unternehmen in Schwierigkeiten steckt, dann ist es egal wie gut die Bedingungen der Finanzierung sind - Sie sollten die Aktie nicht besitzen.

Ich versuche diszipliniert meine Methode der "Neun Ps" zu verwenden, um festzustellen, ob ich in eine Finanzierung investieren möchte. Ich werde hier nicht allzu genau ins Detail gehen. Gute Privatplatzierungen zu finden, war einst schwer. Historisch gab es keine einfache Möglichkeit zu wissen, welche Unternehmen Finanzierungen brauchten. Es gab ein loses Netzwerk von Investoren und Spekulanten, die sich miteinander absprachen. Dies setzte eine Kenntnis über das Management der Unternehmen voraus und ob eine Finanzierung notwendig war; außerdem musste man sich im selben Raum befinden, um am Deal teilzunehmen.

Das war schon immer ein Problem und Grund dafür, warum die Öffentlichkeit nicht sonderlich bei Finanzierungen involviert war. Es gab keine Möglichkeit, über sie Bescheid zu wissen; mit Ausnahme von Zufällen.


International Man: Wann ist der beste Zeitpunkt, um an einer Privatplatzierung teilzunehmen? Wie wirkt sich der allgemeine Aktienmarkt und der Marktzyklus auf einen Deal aus?

Doug Casey: Die letzten acht Jahre waren allgemein eine schlechte Zeit, um an Privatplatzierungen in Rohstoffaktien teilzunehmen, da der Trend aller Rohstoffe abwärts verlief. Die meisten Unternehmen, die Geld in Privatplatzierungen sammelten, waren recht verzweifelt; und es gab nicht sonderlich viel Interesse daran, Geld in den Sektor zu investieren. Dem Markt ging es nicht gut, doch die Deals waren aus Sicht eines Käufers recht gut. Nach einem solchen Käufermarkt sollte man Ausschau halten.

Aktuell ist es noch immer ein Käufermarkt, weil die Wahrnehmungen hinterherhinken. Doch während wir sprechen, hat sich der Markt umgekehrt und der Bärenmarkt wurde beendet. Der Bullenmarkt hat begonnen. Gold ist zurück bei 1.800 Dollar und ich denke, dass es noch viel höher steigen wird. Es ist ein exzellenter Zeitpunkt, sich für die nächsten Jahre zu positionieren, die meiner Ansicht nach sehr gut ausfallen werden.

Wenn sich dieser Bullenmarkt auch nur annähernd so entwickeln wird wie der letzte, dann sollten durchschnittliche Junior-Aktien um 1.000% steigen. Und wenn Sie Warrants haben, könnten Sie Ihre Profite sogar verdoppeln. Ich scherze nicht. Dies sind die volatilsten Aktien des Planeten. Ich persönlich besaß in einem vorherigen Bullenmarkt eine Aktie, die nicht um 1.000%, sondern um das 1.000-Fache zulegte. Das ideale Portfolio in Junior-Unternehmen ist nichts weiter als Bargeld und Warrants - nicht der Besitz der tatsächlich Aktie. Das ist der Vorteil der Privatplatzierungen.


International Man: Warum wissen nicht mehr Leute von Investments durch Privatplatzierungen?

Doug Casey: Die meisten Menschen wissen allgemein nicht viel über das Investieren an Rohstoffmärkten. Und sie wissen nichts über Goldaktien oder das Bergbaugeschäft. Dazu kommt, dass Privatplatzierungen in der Vergangenheit nur für professionelle Investoren zugänglich waren. Nun scheint sich dies zu verändern; doch ich würde sicherlich nicht empfehlen, einfach planlos zu kaufen. Sie müssen die Fundamentaldaten des Unternehmens verstehen.

Die meisten Privatplatzierungen finden in der Rohstoffbranche statt. Noch mehr als in den anderen Teilen des Aktienmarktes. Warum? Weil Junior-Explorations- und -Entwicklungsunternehmen keinen Cashflow haben. Sie geben konstant Geld aus und besitzen kein Einkommen. Sie sammeln notwendigerweise und konstant Geld. Sie führen immer Privatplatzierungen durch. In der Vergangenheit wussten nur professionelle Investoren von ihnen. Nun kann sich jedoch die Öffentlichkeit beteiligen - doch das sollte man nicht ohne genaue Recherchen tun. Diese Dinge sind wie Lottoscheine, das stimmt, doch man sollte sie sicherlich nicht wie solche behandeln.


© Doug Casey



Dieser Artikel wurde am 9. Februar 2021 auf www.internationalman.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.