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Eine Analyse der Gold- & Silbermärkte

19.02.2021  |  Dr. Keith Weiner
- Seite 2 -
Eine Veränderung des Wunsches, Gold zu horten oder zu enthorten - auch wenn es bloß eine kleine Veränderung ist - kann eine große Wirkung auf den Preis haben. So etwas wie ein Überangebot in Gold gibt es nicht. Über tausende Jahre absorbierte der Markt was auch immer die Bergbauunternehmen produzierten. Der Goldbergbau brachte den Goldpreis nicht zum einbrechen, wie Ölbohrungen oder Kupferbergbau es tun, wenn Bestände angesammelt werden.

Der Punkt ist, dass sich die Goldbestände seit der Zeit des antiken Ägyptischen Reiches angesammelt haben. Warum wären Leute gewillt - nicht nur heute, nach der großen Finanzkrise 2008 und unkonventioneller Zentralbankreaktionen, sondern über tausende Jahre hinweg - weiterhin Gold und Silber anzusammeln?

Es gibt nur eine denkbare Antwort. Weil diese Metalle Geld sind. Vergleichen Sie Gold mit Öl. Die marginale Nutzbarkeit von Öl - der Wert, dem man dem nächsten Barrel gibt im Vergleich zu dem des vorherigen - nimmt rapide ab. Bei Öl fällt er rapide, weil man ein Lagerproblem bekommt, sobald der Tank voll ist. Wenn man annimmt, dass Sie überhaupt direkt Öl benutzen (und wenn Sie nicht gerade eine Ölraffinerie sind, dann tun Sie das nicht).

Die Leute sind froh, die 1.001. Unze Gold zu denselben Bedingungen wie die 1.000. und 1. Unze zu erhalten. Es ist außerdem nicht schlecht, dass man diese 1.000 Unzen in seinem Rucksack tragen könnte, oder überall in der Welt einen bereitwilligen Markt finden wird - von London, Lissabon, Lagos bis hin zu LA, Lima und Laos. Wenn Gold also Geld ist, was ist dann der Dollar? Der Dollar ist ein kleiner Teil der US-Staatsschulden. Es ist ein Zahlungsversprechen, auch wenn es mit einer Gegenerklärung einhergeht, dass das Versprechen niemals erfüllt werden wird. Der Dollar ist Kredit, dessen Qualität sinkt.


Der Paradigmenwandel

Wir betrachten es nicht wie die meisten Leute und meinen, dass Gold 1.800 Dollar wert ist. Das wäre, als würde man sagen, dass ein Metermaß 143 Gummibärchen lang ist. Stattdessen meinen wir, dass der Dollar 17,3 Milligramm Gold wert ist. Das ist nicht nur reine Semantik. Es ist ein Paradigmenwandel - einfach zu sagen, doch schwerer zu verstehen. Der Vorteil dieser Perspektive ist, dass Sie den Markt deutlich klarer sehen können.

Wenn Sie sich in einem Ruderboot befinden, das von der stürmischen See hin und her geworfen wird, würde sich der Leuchtturm am Horizont dann auf und ab bewegen? Wenn Sie Gummibärchen hätten, würden Sie diese dann zum Messen eines stählernen Metermaß verwenden? Wird das Metermaß dann länger, wenn die gelatineartigen Süßigkeiten zusammengedrückt werden? Nein, der Leuchtturm und das Metermaß sind stabil, während die Wellen und die Gummibärchen dies nicht sind. Wenn Sie sagen, "Gold steigt", dann kann man nicht anders, als zu denken, dass man einen Profit macht. Doch wenn Sie sagen, "der Dollar sinkt", dann realisieren Sie die Wahrheit.


Wie wir den Goldmarkt analysieren

Wir sehen den Markt als ein Zusammentreffen von fünf verschiedenen, primären Gruppen: Metallkäufer, Metallverkäufer, Papierkäufer, Papier-Short-Verkäufer und Marktmacher. Es ist wichtig, sich im Gedächtnis zu behalten, dass sich praktisch alles Gold, das je abgebaut wurde, in irgendjemandes Sammlung befindet. So etwas wie einen Überschuss oder eine Knappheit gibt es nicht. Doch der Markt kann einen relativen Überschuss und Seltenheit verzeichnen, und die Spreads der Lagerhausbetreiber können ein gutes Signal dafür darstellen.

Wen es eine große Spread zwischen Spot und Futures gibt - die Basis - dann bedeutet dies zwei Dinge. Erstens: Spekulanten bieten die Futureskontrakte nach oben. Und zweitens: Die marginale Verwendung von Gold ist es, im Lagerhaus eingelagert zu werden. Das ist ein Anzeichen dafür, dass Gold übermäßig am Markt vorhanden ist.

Üblicherweise ist der Preis am Futuresmarkt höher als der Preis am Spotmarkt. Das nennt sich Contango. Contango bedeutet, dass es profitabel ist, dass Metall zu lagern; also einen Metallbarren zu erwerben und eine Future zu verkaufen. Doch die Basisspread kann sich umkehren - wie es seit der Krise von 2008 mehrmals der Fall war. Wenn sie sich umgekehrt hat - genannt Backwardation - ist es profitabel, das Metall zu verkaufen und eine Future zu erwerben. Dies ist, gemessen an konventionellen Standards, risikofrei.

Das sollte in Gold niemals auftreten, da es ein Anzeichen für Knappheit ist. Backwardation ist ein Signal an den Lagerhausbetreiber, das Lagerhaus auszuräumen. In einer Backwardation kommt das marginale Angebot des Metalls aus dem Lagerhaus. Offensichtlich wird bloß eine begrenzte Menge Gold gelagert. Demnach prophezeit Backwardation steigende Preise.

Das ist die einzige Möglichkeit, um Angebots- und Nachfragefundamentaldaten für die Währungsmetalle zu analysieren. Sie werden nicht konsumiert und über die Zeit hinweg nur angesammelt. Sie besitzen ein hohes Stock-to-Flow-Ratio (d.h. Bestand geteilt durch jährliche Minenproduktion) gemessen in Jahrzehnten. Da sie nicht erworben werden, um konsumiert zu werden, gibt es keinen speziellen Preisdeckel. Die fünf Marktteilnehmer interagieren, um eine sich konstant verändernde Dynamik zu bilden. Es ist diese Dynamik, die wir studieren, wenn wir einen Blick auf die Spreads zwischen Spot und Futures sowie die Veränderungen dieser Spreads werfen.


Makroökonomische Bedingungen

Letztes Jahr schrieben wir:

"Während wir diese Jahresprognose schreiben, war der weitverbreitete Glaube, dass uns eine Zeit steigender Preis und Zinsen bevorsteht. Wir stimmten damals nicht zu und tun dies auch jetzt nicht. Der Gedanke steigender Zinsen ist etwas weniger populär, da die Fed umgeschlagen und den effektiven Leitzins (bisher) um 80 Basispunkte reduziert hat."

Und genau so - mit dem Zinsen deutlich niedriger als 2018 - ist dieser Gedanke heute wieder populär. Tatsächlich ist es schwer, jemanden zu finden, der nicht glaubt, dass Zinsen von hier aus gemeinsam mit den Verbraucherpreisen steigen werden. Die Mainstream-Meinung besagt, dass Anleihekäufer höhere Zinsen als Kompensation für den Kaufkraftverlust verlangen werden, der auf die massive Gelddruckerei zurückzuführen ist.


Nicht die Treiber der großen Preisentwicklung

Spekulanten sehen Gold und vor allem Silber als ein Vehikel, um mehr Dollar zu machen. Sie können den Preis ziemlich weit befördern, zumindest eine Zeit lang. Als würde man ein Gummiband ausdehnen. Doch es wird ermüdend, die Kraft aufrechtzuerhalten. Letztlich, wenn sie mit dem Trend falsch lagen, müssen sie loslassen. Irgendwann wird die Erschöpfung einsetzen (nicht zu vergessen die Kosten, Futures-Positionen zu halten und auszubauen).


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